360 Grad

Don't Speak!

von
Teamworx ließ einer renommierten Historikerin verbieten, sich über ihren «Rommel»-Film zu äußern, an dem sie selbst beteiligt war.

Es passiert nicht gerade häufig, dass ein Fernsehfilm schon kurz nach Ende der Dreharbeiten hohe Wellen schlägt, wenn die Ausstrahlung noch Monate auf sich warten lassen wird. So geschieht dies allerdings gerade mit dem von teamworx produzierten Film über den „Wüstenfuchs“ Erwin Rommel, dessen Einstellung zum Nationalsozialismus bis heute kontrovers diskutiert wird.

Bereits vor einigen Wochen erhob die Historikerin Dr. Cornelia Hecht schwere Vorwürfe gegen die Produktion, an der sie selbst in beratender Funktion beteiligt gewesen war. Das Drehbuch würde aktuelle Erkenntnisse der Forschung nicht berücksichtigen und somit ein veraltetes Bild Rommels vermitteln; ferner sei eine Quelle die Rommel-Biographie des verurteilten Holocaust-Leugners David Irving gewesen, was sicherlich kritisch zu betrachten ist.

Nico Hoffmann, Chef von teamworx und Produzent des Films, wies die von Dr. Hecht monierten Mängel daraufhin allesamt empört zurück und erläuterte in einer Stellungnahme detailliert die Bemühungen seines Teams sowie des Südwestrundfunks um historische Akkurarität.

Dr. Hecht erhielt daraufhin eine Unterlassungserklärung, die sie laut Informationen des Nachrichtenmagazins „Focus“ auch unterschrieb und sich somit zu ihrer Arbeit an dem Film sowie über das Drehbuch nicht mehr öffentlich äußern darf. Medienanwalt Dr. Christian Schertz argumentierte, dass sie ihrer Verpflichtung, über Produktionsinterna und Vertragsangelegenheiten zu schweigen, nicht nachgekommen sei.

Ein juristisch nachvollziehbares Vorgehen, das jedoch trotzdem bedenklich ist. Denn wenn man schon einen Film über eine kontroverse historische Figur produziert, die noch dazu mit dem Nationalsozialismus in einer kausalen Beziehung steht, muss dieser auch als Diskussionsanstoß aufgefasst werden, wo auch scharfe Töne ihre Berechtigung haben. Dass es zu diesem Thema verschiedene Meinungen gibt, sollte selbstverständlich sein. Renommierten Historikern dann jedoch untersagen zu lassen, sich zu diesem Werk zu äußern (unabhängig davon, ob sie an ihm mitgearbeitet haben oder nicht) ist dem jedoch alles andere als förderlich.

360 Grad macht eine kleine Herbstpause und meldet sich am 25. November wieder mit einer neuen Ausgabe zurück. Plus-Abonnenten können sie bereits am 24. November ab 20.00 Uhr lesen.

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