Die Kino-Kritiker

«Arthur Weihnachtsmann»

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Die Macher von «Shaun das Schaf» versprühen mit ihrem zweiten Computer-Trickfilm herzliche und leicht verschrobene Weihnachtsstimmung.

Das Kinojahr eilt an uns vorbei. Es war gefühlt erst vergangene Woche, dass der letzte Sommerblockbuster die Multiplexe verließ, da startet mit «Arthur Weihnachtsmann» schon der erste größere Weihnachtsfilm der Saison. Die meisten Kinos gönnen dieser Co-Produktion von Sony Pictures Animation («Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen») und Aardman Animations («Wallace & Gromit», «Shaun das Schaf») nur Aufführungen in ihrer Mittagsschiene. Wahrscheinlich ist man im Abendprogramm noch mit «Die Abenteuer von Tim & Struppi» bedient, und die Weihnachtsthematik wirkt in unseren zynischen Zeiten für so manche älteren Zuschauer gewiss nicht sonderlich attraktiv. Schade eigentlich, denn mit seinen ansprechenden Animationen und generationsübergreifendem Humor schickt sich «Arthur Weihnachtsmann» als Oscar-Kandidat in der Trickfilm-Kategorie an. Da müssten doch einige Abendvorstellungen zu füllen sein!

Wenn es den Weihnachtsmann gibt, wieso kann man seine Werkstatt nicht bei Google Earth finden? Und wie genau schafft er es denn nun, zwei Milliarden Kinder in nur einer Nacht zu beliefern? Nun, wie er es anno dazumal bewerkstelligt hat, bleibt wohl Betriebsgeheimnis. Doch heutzutage verlässt er in einem schlittenförmigen Raumschiff mit Hunderten von Elfen als Besatzung seine Untergrundbasis unterm Nordpol, und beliefert dank Überschallantrieb, Arbeitsteilung und zahllosem technischen Gerät die Kinder dieser Welt recht problemlos. Entwickelt wurde diese Methode von Steve, dem ältesten Sohn des aktuellen Weihnachtsmanns. Aber selbst im perfektesten System findet sich eine Lücke, und so rutscht unversehens ein Geschenk durch das Raster. Steve, ein rationaler Statistiker und scharf darauf endlich die Anstellung des Weihnachtsmanns zu erben, entscheidet, dass das Nachliefern des Geschenks zu riskant ist. Man solle die dieses Jahr aufgestellte Rekordstatistik feiern und dem Kind das ersehnte Fahrrad per Kurier nachsenden. Papa Weihnachtsmann verlässt sich auf dieses Urteil und haut sich aufs Ohr. Sein jüngerer Sohn Arthur hingegen zerbricht beim Gedanken, ein Kind im Stich zu lassen. Und so widersetzt er sich zusammen mit Opa Weihnachtsmann und der kessen Einpacker-Elfe Byrony Steves Befehl. In einem klapprigen, ausgedienten Schlitten macht sich Arthur auf seine erste Geschenketour. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt …

Regisseurin und Co-Autorin Sarah Smith setzt das Tempo anfangs sehr hoch an. Der zu Beginn des Films stehende, actiongeladene Einsatz des Weihnachtsmanns besticht mit einer einfallsreichen Inszenierung und detailverliebtem Humor. In jeder Ecke der reichhaltig animierten Filmwelt wimmelt es vor liebenswürdigen und auch schrägen Kleinigkeiten, so dass es für den staunenden Zuschauer schwer wird, jeden Gag bei nur einer einzigen Sichtung aufzusaugen. Ganz neu ist die Idee der Scharen an Elfen, die dem Weihnachtsmann die gefährlichsten Arbeiten am Weihnachtsabend abnehmen, jedoch nicht. Im Grundprinzip ähnelt diese höchst amüsante Sequenz dem Disney-Fernsehkurzfilm «Elfen helfen – Bahn frei für Santa Claus», allerdings bringen die Aardman Studios ihren eigenen, britischen Humor mit und lassen es auch viel flotter angehen.

Nach der großen Geschenkeauslieferung lässt das Tempo von «Arthur Weihnachtsmann» ein wenig nach, aber die Charakterisierung der Weihnachtsmann-Familie sorgt dafür, dass der Spaßfaktor größtenteils aufrecht erhalten wird. Die verschiedenen Familienmitglieder, allesamt sehr ausdrucksstark und ansprechend animiert, verfügen über runde Charaktere, und die Drehbuchautoren nutzen sie für einen sehr pointierten Generationenkonflikt. Bei diesem wird keiner der Weihnachtsmänner als Schurke dargestellt, alle Positionen bekommen ihr Scherflein an Zuspruch. Der militärisch veranlagte Steve darf wirklich stolz auf seine Fortschritte in der Festtagstechnologie sein, jedoch ist er für einen Weihnachtsmann zu rational. Dass sein Opa ihn aufzieht, weil er ohne Technologie aufgeschmissen wäre, ist ebenfalls verständlich. Dieser hat in seiner Zeit Weihnachten noch nahezu ohne Hilfe über die Runden gebracht, was gewiss eine Leistung war. Allerdings ist der grummelige alte Kauz in seinen Vorstellungen auch reichlich zurückgeblieben, weshalb er das Kinopublikum mit einigen verschrobenen Sprüchen begeistern kann. Arthur wiederum ist ein vorbildlicher Idealist, aber auch ein zünftiger Tollpatsch und Angsthase. Tja, und der amtierende Weihnachtsmann, der steht irgendwo in der Mitte.

Somit leitet «Arthur Weihnachtsmann» gelungenen Slapstick und clever geschriebene Zwistgespräche in die Wege. Für das jüngere Publikum versprühen die liebenswerten Figuren, allen voran die jede Szene stehlende Verpackungselfe Byrony, einen unbeschwerten Weihnachtszauber, während das ältere Publikum die charmante Verquickung klassischer Weihnachtsmotive und moderner Fragestellungen zu schätzen wissen dürfte. Die Macher von «Arthur Weihnachtsmann» behandeln den Balanceakt zwischen Pragmatik und ideellen Werten, wenn schon nicht komplex, so immerhin nachvollziehbar sowie erfreulich leichtfüßig. Deshalb fühlt man sich als Erwachsener nicht von zu viel Weihnachtskitsch und moralischen Lektionen belästigt. Stattdessen kann man einfach die rundum charmante und mit britischer Verschrobenheit gewürzte Geschichte genießen.

Nach zirka drei Vierteln der Laufzeit streckt sich Arthurs Odyssee etwas, bevor es wieder zum wilden Finale kommt. Die Irrläufe quer durch die Welt sind halt einfach zu viel, und die Autoren wären besser beraten gewesen, nicht auf eine Laufzeit über 97 Minuten zu zielen. Und der Ausgang der Geschichte ist natürlich auch vorhersehbar. Dennoch ist «Arthur Weihnachtsmann» ein uneingeschränkter Familientipp für die Winterzeit, der sich in kommenden Jahren bestimmt zur filmischen Festtagstradition hocharbeiten dürfte.

«Arthur Weihnachtsmann» ist seit dem 17. Dezember in zahlreichen deutschen Kinos in 2D und 3D zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/53295
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