Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Ein eigener Sitcom-Sender!

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Für fast jeden Geschmack findet sich im Pay-TV mittlerweile ein Sender. Aber nur fast…

In den vergangenen Jahren hat sich das Bezahlfernsehen zu einer attraktiven Alternative gegenüber den frei empfangbaren Programmen gemausert: Mit Anbietern wie TNT Serie, dem FOX Channel oder Sat.1 Comedy werden gute Serien und Shows größtenteils werbefrei nach Hause geliefert. Für fast jeden Geschmack und jede Stimmungslage findet sich mittlerweile im Pay-TV ein Sender: Will der Zuschauer in die Ferne schweifen, schaut er den Travel Channel oder Planet, will er über das Wetter Bescheid wissen, zappt er zum Deutschen Wetterfernsehen. Für US-Sportfans gibt es ESPN America und für Kochfreundinnen Bon Gusto. Anime-Fans werden beim eigenen Sender Animax beglückt und Cineasten mit einer Liebe zum B- oder Trash-Film haben mit dem den Silverline Movie Channel ein entsprechendes Angebot.

Es gibt mit Passion einen Sender, der viele Soaps und Telenovelas ausstrahlt, mit dem Poker Channel ein Programm für Fans des Kartenspiels und mit Body in Balance sogar eine TV-Station für Fitness und Yoga. Es ist in Deutschland also fast soweit, dass es bald vielleicht sogar einen eigenen Fernsehprogrammkanal gibt, der das laufende Programm anderer Sender rund um die Uhr anzeigt. Kein Witz: Ein entsprechendes Angebot gibt es in den USA, dem Land der unzähligen TV-Kanäle, wirklich und nennt sich dort „TV Guide Channel“. Man könnte meinen, dass mit all solchen Spartenangeboten wirklich jeder Geschmack bedient wird.

Dennoch gibt es zumindest zwei große Marktlücken, die der deutsche Pay-TV-Markt noch nicht für sich entdeckt hat: Zunächst fehlt ein eigener Sitcom-Sender. Der Genretrend, der in den USA mit erfolgreichen Neustarts wie «Last Man Standing» und weiterhin beliebten Klassikern wie «Two and a Half Men» anhält, hätte längst mit einem eigenen Sender für Sitcoms unterfüttert werden sollen. Zwar zeigen kabel eins oder die Bezahlsender TNT Serie und Sat.1 Comedy gern einmal vier Folgen von «King of Queens» oder «Frasier» am Stück, doch als richtiger Sitcom-Kanal kann sich niemand bezeichnen. Echte Sitcom-Fans wünschen sich längst ein eigenes Angebot, das nicht auf die bereits in Überdosis ausgestrahlten Serien setzt (deren Rechte sowieso nicht zu bekommen wären), sondern auf echte Klassiker und Perlen. Von diesen gibt es im großen Sitcom-Markt genügend – man denke nur an «Cheers», «Alle unter einem Dach», «Full House», «Clarissa» oder Geheimtipps wie «Rude Awakening» und «Working» (dt. «Die lieben Kollegen»). Ein Deutscher Sender könnte zudem versuchen, die Rechte an heimischen Sitcoms wie «Das Amt» oder «Die Camper» zu bekommen.

Neben einem Sitcom-Sender fehlt ein großes Genre der Fernsehunterhaltung nahezu komplett im Bezahlfernsehen: die Show. Zwar zeigt Sat.1 Comedy vereinzelte Show-Wiederholungen aus dem Comedy-Bereich wie «Genial daneben», doch Gameshows oder Quizformate werden nirgendwo wiederverwertet. Fans des Genres wünschen sich einen Sender, der Daily-Klassiker wie «Ruck Zuck», «Geh‘ aufs Ganze!» oder das «Familien-Duell» wiederholt – bei mehreren tausend Sendungen dürfte der Stoff für einen eigenen Sender nicht ausgehen, bedenkt man, dass Sitcoms in mehrfach täglicher Ausstrahlung schon bei nur zweistelliger Episodenzahl begonnen werden. Ein solcher Sender wäre auch die ideale Plattform für alte Folgen von Samstagabend-Klassikern wie «Traumhochzeit» oder «Die 100.000 DM Show», «Einer wird gewinnen» und «Wetten, dass..?». In den USA gibt es mit dem „Game Show Network“ bereits seit langer Zeit einen eigenen TV-Kanal, der die Ausstrahlungsrechte an Gameshow-Klassikern einkauft und diese dann zeigt. Mittlerweile produziert der Sender sogar eigene Shows.

Vermutlich ist es die schwierige Rechtelage, die den Aufbau eines Sitcom- oder Gameshow-Senders scheitern lässt. Denn solche Programme bräuchten ein umfangreiches Archiv, um genug Abwechslung zu bieten. Ideal wäre, wenn hinter der Idee eines solchen Senders ein großer Medienkonzern steht, der entsprechende Sendungen gleich aus dem eigenen Portfolio mitbringt. Bei einem Sitcom-Kanal könnte außerdem mehr Fernsehpräsenz bei bestimmten Serien dem Rechteverkäufer gut tun: Denn so könnte er beispielsweise DVDs der Serie besser verkaufen oder neu auf den Markt bringen.

Es wäre schade, wenn Ideen wie solche an einer komplizierten Rechtelage scheitern. Wo Platz für Yoga- und Soap-Sender ist, da muss auch Platz für Sitcoms und Shows sein.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

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