Sie ist Chef-Nachrichtenmoderatorin von Sky Sport News HD. Kate Abdo, 30 Jahre jung, bis Sommer bei CNN tätig, ist ab Donnerstag beim neuen Sportnachrichtensender zu sehen. Wir sprachen mit ihr unter anderem über die Aufbauphase.
Die letzte Probephase läuft: Frau Abdo, werden Sie die Aufbauarbeit des Senders Sky Sport News HD vermissen?
Nein. Das war eine sehr schöne Phase, aber jetzt freue mich tierisch darauf, endlich auf Sendung zu gehen. Bisher hatte ich so etwas noch nicht erlebt. Wenn ich wohin gekommen bin, stand immer schon alles. Von daher war der Aufbau des Senders eine unglaublich spannende Erfahrung. Seit ich im August angefangen habe, haben wir jeden Tag auf den Start hingearbeitet – deshalb ist die Freude auf den 1. Dezember riesig.
Wie groß ist das Bauchkribbeln wenn Sie an den Start denken?
Auf jeden Fall sehr groß – für uns alle. Wir wurden intensiv geschult, haben Trainings absolviert – und jetzt geht es dann los. Ich kannte einen solchen Sender ja schon aus England und weiß, wie begeistert die Engländer von Sky Sports News HD sind. Bei BSkyB ist der Sender nicht mehr wegzudenken. Ich weiß nicht, wie er hier in Deutschland ankommen wird, ich glaube aber fest daran, dass auch die Deutschen ihn lieben werden.
Sie sprechen gerade die Beliebtheit des Pendants in England an. Die Engländer können sich den Kanal nicht mehr wegdenken. Haben Sie ihn auch vermisst in den vergangenen Monaten?
Ich habe den Sender in meiner Zeit in London sehr intensiv verfolgt. Ich habe immer Sky Sports News geguckt, auch in der Redaktion bei CNN. Wir wussten einfach, dass sie die Schnellsten sind, weil sie überall Reporter vor Ort haben. Wenn ich dann am Wochenende in Berlin war, hat mir dieser Sender gefehlt. Natürlich konnte man sich dann zum Beispiel in der «Sportschau» informieren, aber es war nicht möglich kompakt in einer Viertelstunde auf den aktuellsten Stand gebracht zu werden. Das werden wir nun ändern.
Sie sind 30 Jahre alt und jetzt schon Head-Anchor des gesamten Teams. Das ist eine Leistung – ist Ihnen bewusst, dass Sie in Ihrer Karriere wohl eine Menge richtig gemacht haben?
Ich denke das hat viel mit gutem Timing zu tun. Früher habe ich sehr gerne «World Sports» gesehen. Und plötzlich habe ich die Sendung selbst moderiert – das ist der Wahnsinn. Ich bin sehr dankbar, dass ich all diese Möglichkeiten gehabt habe.
Von Sportjournalistinnen hört man immer wieder, dass sie es auch selbst so empfinden, einen schwereren Stand zu haben als Männer. Empfinden Sie das auch so?
Ja, auf jeden Fall. Bei Männern geht man davon aus, dass sie in Sachen Sport gut informiert sind und entsprechend sachlich berichten. Als Frau musst du erst beweisen, dass du das kannst. Jessica Kastrop ist ein gutes Beispiel: Sie hat gezeigt, dass das sehr gut gelingen kann.
Bei welchen Sportarten fühlt sich Kate Abdo selbst heimisch? Was schauen Sie privat?
Zunächst einmal laufe ich unglaublich gerne – früher habe ich Leichtathletik gemacht, was jetzt nicht mehr jeden Tag klappt. Im Fernsehen verfolge ich die Premier League sehr intensiv, die mir schon wirklich ans Herz gewachsen ist. Aber auch die Bundesliga ist sehr interessant. Außerdem mag ich Boxen sehr gerne. Da ist hier in Deutschland ja eine Menge geboten. Allen voran natürlich die Klitschkos. In England zum Beispiel gibt es Boxen fast nur im Pay-TV bei BSkyB. Und dann interessiere ich mich sehr für die NBA, die ich vor allem zu meiner CNN-Zeit wirklich tagtäglich verfolgt habe. Darüber werden wir aber auch bei Sky Sport News HD berichten.
Sie sprechen immer wieder von Ihrer CNN-Zeit. Als Moderatorin der Show «World Sports», da muss der Abschied doch schwer gefallen sein?!
Jein. So schwer war das eigentlich gar nicht. Der Sender ist super, die Sendung ist super – da wird es von mir nie ein schlechtes Wort geben. Ich habe bei CNN wirklich sehr viel gelernt. Aber ich habe eine neue Herausforderung gesucht und wollte aus privaten Gründen zurück nach Deutschland. Und dann gab es eben die Chance zu Sky zu gehen. Die Möglichkeit einen Sender mit aufzubauen und somit von Grund auf zu prägen gibt es nun mal nicht häufig.
Bei Ihrer Verpflichtung hatte Sky-Chefkommentator Marcel Reif die Hand mit im Spiel…
Ja, das stimmt. Wie gesagt, ich hatte überlegt zurück nach Deutschland zu gehen. Bei CNN hatten wir regelmäßig einen in London lebenden deutschen Journalisten zu Gast, der für den Sender die Bundesliga einschätzte. Mit ihm habe ich dann mal darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es in Deutschland gibt. Er sagte mir, dass Sky die Nummer 1 in Sachen Sport in Deutschland ist und verschaffte mir einen Kontakt zu Marcel Reif. Ich kannte Marcel Reif damals nicht und wusste dementsprechend auch nicht, welch bedeutenden Namen er hier hat. Marcel Reif meldete sich sehr schnell und sagte in seiner direkten Art, dass er mich nicht kenne, ich ihm aber Material zuschicken solle: Findet er es gut, leitet er es weiter, findet er es nicht gut, kann er nichts für mich tun.
Wie sind Sie mit der Antwort umgegangen?
In England ist man eine andere Art gewohnt, aber ich fand seine Antwort super, weil sie einfach sehr direkt und sehr ehrlich war. Von Marcel Reif habe ich danach dann nichts mehr gehört, vielmehr hat mich Sky Sportvorstand Carsten Schmidt einige Tage später angerufen.
Jetzt sind Sie Head-Anchor und werden lange Livestrecken moderieren. Haben Sie da Respekt vor der Aufgabe?
Es war anfangs noch viel mehr geplant. Wir dachten zunächst an drei Schichten – zwei Mal sechs und einmal sieben Stunden. Jetzt wurden vier Schichten festgelegt. Zunächst vier Stunden am Morgen und dann drei Mal fünf Stunden. Das wird bei BSkyB und in Italien ähnlich gehandhabt. Bisher habe ich ja immer nur eine halbe Stunde moderiert und mich dann wieder auf die nächste Sendung am gleichen Tag vorbereitet. Das wird jetzt anders werden – aber das ist ja gerade das Spannende.
Sie sind zu Hause in Sportarten wie Fußball, Tennis, US-Sport. Wie gut kennen Sie sich mit „deutschen Sportarten“ aus? Also Ski Alpin, Vierschanzentournee, Biathlon, Eishockey…
Der Wintersport… da habe ich wirklich etwas nachzuholen. Eishockey kenne ich von der NHL gut, bei der DEL muss ich mich noch einlesen. Ski Alpin, Biathlon, Skispringen – das werden große Themen im Dezember. Genauso muss ich mich auch noch in die Basketball-Bundesliga einlesen. Ich kann Ihnen aber sagen: Ich bin schon fleißig dabei.
Weil wir gerade ein bisschen weg sind vom Fußball. Was sagen Sie den Sky-Kunden, die jetzt momentan noch befürchten, dass der Sender zu viel über Fußball und zu viel über die Bundesliga berichten wird?
Man muss sagen, dass der Schwerpunkt natürlich auf Fußball liegen wird. Das wird ungefähr 80 Prozent der Sendungen ausmachen. Unser Ziel ist es aber, und das haben wir alle immer wieder gesagt, jeden Sport abzudecken, der für Deutschland und Österreich wichtig ist. Da spielen natürlich auch andere Sportarten eine Rolle, in denen Deutsche und Österreicher erfolgreich sind. Golf mit Martin Kaymer, die NBA mit Dirk Nowitzki, natürlich die Formel 1. Aber man kommt einfach nicht weg von der Bundesliga, die so viel Newsstoff liefert. Es wird aber auch Bundesliga-freie Zeiten geben, in der wir uns dann intensiv mit anderen Themen befassen: Die Biathlon-WM, die Olympischen Spiele…
Sie haben zahlreiche Sportpromis persönlich getroffen, mit Ihnen Interviews geführt: Wer hat bei Ihnen einen besonderen Eindruck hinterlassen?
Es fällt mir schwer, da einen einzigen Namen zu nennen. Ich würde Roger Federer sagen. Er hat eine unglaubliche Präsenz, wenn er den Raum betritt. Das ist ein königliches Auftreten. Er nimmt sich viel Zeit für die Journalisten, beantwortet die Fragen auf Deutsch, Englisch, sogar auf Französisch. Mich hat sein Umgang mit der Presse beeindruckt, nicht zuletzt, weil ich auch selbst bei der Presse arbeite. Jeder Sportler hat gern gute Presse, aber nicht alle gehen gut mit Journalisten um. Natürlich dürfen bei ihm auch die großen sportlichen Leistungen nicht vergessen werden.
Danke für das Interview, Frau Abdo: Gutes Gelingen an den letzten Probentagen und einen guten Start am 1. Dezember.