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Liebes «Traumschiff»,

von
Ich frage mich, wieso die TV-Feierlichkeiten zu Deinem 30. Geburtstag schon Anfang des Monats stattfanden. Talks mit Deinen Schauspielern und Deinem brillanten Vater und Produzenten Wolfgang Rademann sowie Deine große Jubiläumsfolge und sämtliche Gratulationen in den Zeitungen und Zeitschriften des Landes kamen eindeutig zu früh. Erst an diesem Dienstag wurdest Du 30. Es war nämlich der 22. November 1981, an dem Dich Deine erste Folge im ZDF auf die Bahamas führte. Weil ich mich nicht in die Riege der Unglücksbringer, die Dir schon vorab gratulierten, einreihen wollte, mache ich es lieber jetzt nachträglich: Alles Gute zum 30-jährigen Bestehen!

Ich muss Dir auch gleich etwas gestehen, wozu dieses Jubiläum wohl ein guter Anlass ist: Du bist schon seit ich denken kann in der Tat meine absolute Lieblingsfernsehserie Nummer Eins. Und das hier und jetzt in aller Öffentlichkeit und heutzutage so zu sagen - dazu gehört schon etwas Mut. Denn seit der Verjüngung des Fernsehens und der Einführung der Zielgruppe in den 90er Jahren haftet Dir leider ähnlich wie den Volksmusikshows ein Image an, dass Dich als kitschiges und hauptsächlich von älteren Zuschauern gesehenes Format darstellt. Outet man sich in jungen Jahren als Dein Fan, wird man deshalb gerne mal verlächelt oder total ungezwungen direkt ausgelacht.

Lass Dich davon aber auch bitte weiterhin nicht abschrecken, denn man muss zu beiden Punkten etwas ausführen: Kitschig bist Du wirklich. Das kann man nicht von der Hand weisen. Aber bedeutet Dein Kitsch auch gleichzeitig etwas Schlechtes? Nein, denn der Kitsch Deiner Bilder von romantischen Sonnenuntergängen und farbenfrohen Natur- und Kulturschönheiten als Reiseziele sind schon alleine im Sinne eines Reisemagazins sehenswert und man kann gerade zu den Feiertagen, an denen Du ausgestrahlt wirst, dem grauen Winteralltag somit bestens entfliehen. Hier ist jedenfalls mir der Kitsch herzlich willkommen. Und dein inhaltlicher Kitsch? Nun, da müssen alle jungen Zuschauer, wie ich finde, aus der Not eine Tugend machen: Deine Geschichten, seien es nun die Liebes-, oder Abenteuer-Plots, sind teilweise so herrlich übertrieben, dass man sie gar nicht mehr ernst nehmen und eigentlich vortrefflich drüber schmunzeln kann. Also sollte man sie lieber gleich als Comedy ansehen. Kommen dann noch die von Deinen Autoren auch absichtlich als lustig gewollten Szenen hinzu, ist der Spaß perfekt und man kann so manches Mal Tränen lachen. Dazu muss man zwar den richtigen Humor besitzen, aber hat man sich an eine solche Sichtweise erst einmal gewöhnt, wird aus Dir schnell eine der besten Comedy-Serien des deutschen Fernsehens. Außerdem war dein US-Vorbild «Loveboat» ja ohnehin von Anfang an als Comedy-Serie konzipiert. Dann kommen wir aber noch zu dem vorhin schon genannten zweiten Punkt, dass Du vornehmlich die älteren Semester ansprechen würdest. Da muss ich Dich ja gar nicht erst mit Argumenten verteidigen, denn hier helfen uns schon die Quoten und beweisen, dass dies mitnichten so ist. Im Gegensatz zu den besagten Volksmusikshows holst Du teilweise für Dein allgemeines Image beachtliche Zahlen in der Zielgruppe. Dies liegt sicherlich auch verstärkt daran, dass sich die Stars bei Dir die Klinke in die Hand geben: Ob Harald Schmidt, Hape Kerkeling, Thomas Gottschalk, Til Schweiger oder Inka Bause. Wenn du wirklich so grausig wärst, wie es Dein Image manchmal ist, würden sie alle wohl nie mitspielen wollen. Weil sie es aber machen, tut es Dir in Sachen Image und Quoten sehr gut und ihnen selbst auch, denn einen schöneren Arbeitsplatz als Deine "Deutschland" gibt es doch gar nicht. Manchmal ist es ja sogar so, dass auch ältere Zuschauer sich nicht trauen, zuzugeben, dass sie Dich schauen. Doch auch und natürlich sowieso hier sprechen die guten Gesamtzuschauerzahlen von heute noch bis zu 10 Millionen für sich. Würde Dich keiner gucken, woher sollten dann solche Werte kommen? Aber es hat ja auch nie jemand offiziell Heino-Platten gekauft...

Zu guter letzt bleibt noch eines festzuhalten: Dass sich Dein Ausstrahlungsrhythmus in diesen 30 Jahren von einer Staffelsendeweise zu Beginn in die normal zwei Folgen pro Jahr geändert hat, tat Dir auch sehr gut. So hast Du Dich nicht zu schnell abgenutzt und Deine Fans - egal nun, ob Sie es öffentlich zugeben oder nicht - freuen sich stets auf die neuen Episoden.

In diesem Sinne wünsche ich Dir zum Geburtstag auch weiterhin immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und Deinen Fans mehr Mut zum Bekenntnis, sowie Deinen potentiellen Fans viel Erfolg beim Entdecken Deiner besagten Vorteile!

Dein Gregor Elsbeck

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