Hape Kerkeling ist «Unterwegs in der Weltgeschichte» auf den Spuren der historischen und zeitgenössischen Menschheitsgeschichte.
Hape Kerkeling ist gerade vor allem deshalb in aller Munde, weil er das Erbe von Thomas Gottschalk verweigerte und sich statt «Wetten, dass..?» lieber eigenen Projekten widmet. Eines dieser Projekte ist die historische Reportagereihe «Unterwegs in der Weltgeschichte», die unter der ZDF-Marke «Terra X» eine speziell für jugendliche Zuschauer konzipierte Geschichtsstunde bietet. Vom Neandertaler bis ins 21. Jahrhundert reicht der dokumentarische Arm der sechsteiligen Reihe, die viel anreißt, aber auch viel außen vor lässt. Hauptbestandteil einer jeden Folge ist Hape Kerkeling, der in unterschiedlicher Verkleidung mal historische Szenen nachstellt, mal in den Metropolen der Welt steht und dann wieder seine Ehrfurcht oder Betroffenheit an geschichtlichen Gedenkstätten äußert. Eine lupenreine Dokumentationsreihe ist das nicht geworden, doch gerade für eine jüngere Zielgruppe funktioniert das «Terra X»-Spezial.
Mehr als einen Einstieg in die Komplexitäten der Weltgeschichte ist aber nicht drin, denn statt weniger bedeutsamer Momente versucht man sich an einem Rundumschlag und startet überall und nirgendwo mit der Geschichtsstunde. Da kann in einer Folge schonmal von Queen Victoria zu Kaiser Wilhelm II., vom Ersten Weltkrieg zum Zweiten Weltkrieg, vom DDR-Regime zu John F. Kennedys Berlinrede, vom Vietnamkrieg und zu Woodstock und wieder zurück gesprungen werden. Worüber Guido Knopp oder Discovery Channel einen stundenlangen Reportagemarathon über wenige Tage Zeitgeschichte produzieren, handelt Kerkeling zwölf Jahre Nationalsozialismus in fünf Minuten ab, vier Jahrzehnte DDR-Regime kommen auf drei Minuten Sendezeit. Das ist nett anzusehen, gerade weil weder Kosten noch Mühen gescheut wurden und der Moderator zahlreiche Originalschauplätze in der ganzen Welt aufsucht. In Verbindung mit zeitgenössischen Archivbildern entsteht zudem ein guter Eindruck des behandelten Zeitalters.
Leider gehören auch verkleidete Schauspieler, die als römische Legionäre aufmarschieren, zum miefigen Repertoire des ZDF und vermiesen den ansprechend unorthodoxen Stil der Reihe. Überhaupt kommt Kerkeling um etwas zu viel Seriosität und Pathos bemüht herüber, wenn er am Strand der Normandie stehend der gefallenen Soldaten des D-Day gedenkt und haucht: „Sie starben für die Freiheit unseres Kontinents!“ Ein etwas unverkrampfterer Umgang mit den Grauen der Geschichte täte hier gut und wäre dann wirklich ein neuer Ansatz im angestaubten Dokumentationsgenre – denn eine Reihe, die die gesamte Menschheitsgeschichte in sechs mal einer Dreiviertelstunde behandelt, funktioniert nicht als fundierte Wissensvermittlung, dafür aber als kluge Unterhaltung. Wenn diese Punkte bei einer eventuellen Neuauflage berücksichtigt würden, stände dem vollkommenen Geschichtsspaß nichts mehr im Wege. Denn wie sagte Kerkeling am Ende so schön: „Ich finde, es lohnt sich, hier zu sein und zu erleben, wie die Geschichte weitergeht.“