Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Gummi-Gottschalk und Latex-Lippert

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 167: Die alberne Best-Of-Reihe zum 15jährigen Jubiläum von «Wetten, dass..?».

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einer unangemessenen Würdigung eines Showklassikers.

«Was’n Spass» wurde am 07. Mai 1996 im ZDF geboren und entstand zu einer Zeit, als das Unterhaltungs-Schlachtschiff «Wetten, dass..?» noch als Europas erfolgreichste TV-Show galt und gerade ihr 15jähriges Jubiläum hinter sich hatte. Was lag daher näher, als die Zugkraft des populären Formats anlässlich des Geburtstags etwas auszuweiten? So entstand die Idee, eine eigene Best-Of-Reihe zu kreieren, in der die Höhepunkte aus den vergangenen 100 Ausgaben zu sehen sein sollten. Darunter waren neben den spektakulärsten Wetten auch die legendärsten Showacts.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Wett-Show schon eine bewegte Vergangenheit und drei Moderatoren hinter sich. Nachdem Erfinder Frank Elstner die Sendung im Jahr 1987 an Thomas Gottschalk übergeben hatte, moderierte er sie zunächst bis zum Jahr 1992, um dann ins Privatfernsehen zu wechseln. Sein Nachfolger wurde Wolfgang Lippert, der den Klassiker in der allgemeinen Zuschauergunst jedoch sinken ließ. Nach zwei Jahren kehrte mit Gottschalk auch der Erfolg wieder zurück. Dieses Personalkarussell sollte auch in den Highlight-Sendungen berücksichtigt und durch die Präsenz aller drei Moderatoren dargestellt werden. Weil jedoch die „echten“ Menschen nicht zur Verfügung standen, führten Gummipuppen-Doubles mit imitierten Stimmen an ihrer Stelle durch die Höhepunkte.

Für die Umsetzung wurde die Firma GUM-Studios beauftragt, die auch die Puppen entwarf und zuvor für die legendäre Satire-Sendung «Hurra Deutschland» verantwortlich war. Deren Stil war dann auch den «Wetten, dass..?»-Figuren deutlich anzusehen. GUM übernahm dabei nicht nur die Produktion der Puppen, sondern gleich der kompletten Einspieler, die dadurch auch den typisch-übertriebenen und oft kindischen Anarcho-Chaos-Humor verpasst bekamen. Aus den Moderationen zwischen den Best-Of-Clips wurden auf diese Weise platte und oft schlicht unlustige Sketch-Nummern. Weil all das Frank Elstner (verständlicherweise) zu albern gewesen sein soll, ließ er sich eine Teilnahme seiner Figur an der Show verbitten, sodass letztlich nur die Puppen von Gottschalk und Lippert mitwirkten. Die Lippert-Figur, die stets mit extremen Berliner Dialekt sprach, bekam dabei die Rolle des tollpatschigen und ungebildeten Ossis zugesprochen, der ständig von Gottschalk belehrt wurde. Elstners Platz nahm der Gummi-Dackel Beisser ein, den die Produktionsfirma mit folgenden Worten beschrieb: „Ein Köter, wie er im Buche steht. Ein bei Raufereien abgerissenes Ohr, ein paar spitze Zähne zu viel und ganz schlechte Manieren, damit mischt er die Puppenwelt ordentlich auf.“ Ergänzt wurde das Trio mit je einem Stargast, der ebenfalls in Form einer Puppe in der Kulisse, die der originalen «Wetten, dass?»-Deko ähnelte, auftrat. Insgesamt, stellte dies alles einen Rahmen dar, den der Showklassiker «Wetten, dass..?» nicht verdient hatte.

Gezeigt wurde das zweifelhafte Ergebnis dienstags um 20.15 Uhr. Der alberne Anstrich verhinderte allerdings einen großen Erfolg der Reihe – streckenweise schauten weniger als drei Millionen Menschen zur besten Sendezeit zu - sodass es zu keiner Fortsetzung nach der ersten Staffel kam. Später wurden dennoch einige Ausgaben wiederholt und als Zeitpuffer im Anschluss an reguläre «Wetten, dass..?»-Sendungen programmiert, die jedoch meistens aufgrund der massiven Überziehungen entfielen.

«Was’n Spass» wurde am 06. August 1996 beerdigt und erreichte ein Alter von zehn Ausgaben. Die Angaben dazu variieren jedoch je nach Quelle. Die beteiligten Produktionsfirmen und Personen sprechen vereinzelt von 18 und sogar 26 Ausgaben. Tatsächlich liefen im Sommer 1996 die Zusammenfassungen jedoch nur an zehn Abenden. Die Show hinterließ die Produktionsfirma GUM-Studios, die im Jahr 2003 ein überraschendes Comeback feierte, als ausgerechnet RTL II eine Neuauflage der Puppen-Satire «Hurra Deutschland» im täglichen Vorabendprogramm direkt nach «Big Brother» ausstrahlte. Insgesamt entstanden 50 neue Folgen mit einer Länge von 15 Minuten, in denen auch die meisten Gummi-Puppen von «Was’n Spass» noch einmal auftauchten. Außerdem schuf sie das Gerhard-Schröder-Double für den damals beliebten Steuersong der «Gerd Show» von Elmar Brandt. Das ZDF schien indessen aus den damaligen Fehlern gelernt zu haben, denn das 30jährige Jubiläum von «Wetten, dass..?» wurde im Herbst 2011 mit drei großen Hallenshows und dem „echten“ Gottschalk gefeiert.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem täglichen Talk-Magazin der ehemaligen Heulboje der Nation.

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