Die Kritiker

«Neue Chance zum Glück»

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Inhalt


Kurz vor dem von langer Hand geplanten und ersehnten Italienurlaub gerät das Glück von Merrit Cremer ins Wanken. Als die Hebamme, dass ihre beste Freundin Bea arbeitslos wurde, schlägt sie ihr vor, zur Aufmunterung mit in den Süden zu fahren. Dadurch löst Merrit jedoch einen Streit mit Ehemann Immo aus, der bei dieser Entscheidung übergangen wurde und sich deswegen in seiner Position als gleichberechtigter Ehepartner beschnitten fühlt.

Merrits Urlaubspläne erfahren bald darauf ein jähes Ende: Ihr Vater Christian wurde aufgrund einer Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert. Davon bedrückt schickt Merrit ihre Familie mitsamt Bea allein zum Gardasee. Sie bricht hingegen in die Eifel auf, wo ihre Eltern eine Jugendherberge vor prächtiger Berglandschaft betreiben. Dort will sich Merrit um ihren Vater kümmern, erfährt aber auch schnell, dass bei ihren Eltern der Haussegen schief hängt: Ihre Mutter Iris will, ohne Rücksicht auf die Wünsche ihres Mannes, in die Südsee auswandern. Das führt letztlich auch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Iris und Merrit. Als plötzlich unangemeldet Immo mitsamt den Kindern einkehrt, scheint für Merrit alles verloren: Ihre Tochter erwischte Papa Immo beim Fremdgehen ...

Darsteller


Sonsee Neu («Pastewka») ist Merrit Cremer
Jutta Speidel («Um Himmels Willen») ist Iris Murmann
Reiner Schöne («Fünf Sterne») ist Christian Murmann
Laura Antonia Roge («Plötzlich Millionär») ist Jule Cremer
Max von der Groeben («SOKO Köln») ist Max Cremer
Sandra Borgmann («Der Baader Meinhof Komplex») ist Bea
Kai Scheve («SOKO Köln») ist Dag Jacobsen
Mathias Herrmann («John Rabe») ist Immo Cremer

Kritik


Im Grunde genommen nimmt der Titel dieser durchkalkulierten ARD-Schmonzette alles vorweg: Der in Mitten mehrerer Krisen stehende Figur Merrit Cremer wird im Filmtitel eine «Neue Chance zum Glück» versprochen. Und so wird dem anvisierten Millionenpublikum, das seinen Fernsehabend mit einem leicht verdaulichen Familiendrama verbringen möchte, von vornherein versichert, dass alles nicht so schlimm ablaufen wird, wie zu befürchten stünde.

Drehbuchautorin Brigitte Blobel konfrontiert ihre Filmheldin, eine arbeitstüchtige, moderne Frau, die sich im Spagat zwischen Familie und Beruf befindet, mit zahlreichen Ängsten des Erwachsenenlebens. Der Vater liegt mit Verdacht auf einen Infarkt im Krankenhaus. Die eigene Ehe und die Ehe der Eltern sind bedroht. Und auch wenn Merrit selbst mit beiden Beinen im Berufsleben steht, wird die Angst vor der Existenzen zerreißenden Arbeitslosigkeit durch ihre Freundin Bea in die Handlung eingebracht. Welche wiederum mit Merrits Gatten Immo schläft, womit letztlich auch ein weiteres, scheinbares Rückzugsgebiet zerrüttet wird, nämlich das der Freundschaft.

Das von Donald Kraemer handwerklich grundsolide, aber ideenarm inszenierte Melodram hinterlässt also eine Schneise der Zerstörung in der heilen Familienwelt. Die unter anderem aus «Pastewka» bekannte Hauptdarstellerin Sonsee Neu füllt ihre Figur realitätsnah aus, agiert stark und dennoch verletzlich. Vor allem vermeidet sie aber auch die für derartige Fernsehschmonzetten übliche Überdramatisierung, ohne sogleich unterkühlt zu wirken. Neus Darbietung ist jedoch nahezu das einzig wirklich herausstellenswerte an «Neue Chance zum Glück». Denn eine dramatische, oder sogar gesellschaftskritische Beleuchtung der angerissenen Probleme liegt nicht im Interesse der Filmemacher. Stattdessen will man einfach nur Zeit rumkriegen.

Die Eheprobleme, die hinterrücks handelnde Freundin, der Zwist mit der Mutter: All dies ist vorhanden, aber nur um die Laufzeit des Films zu strecken. Da jede der Krisen nach einem dramatischen Monolog und einem schluchzend-triefenden Gespräch wieder emotional überwältigt sind, benötigt es nunmal mehrerer Schicksalsschläge, um über die Länge eines Kurzfilms hinauszukommen. Hinterfragt wird in «Neue Chance zum Glück» kaum etwas. Wo das Eheunglück herrührt, interessiert offenbar nicht, und so bleibt der Handlungsverlauf auch dem Zuschauer egal.

Zu kitschigen Versöhnungen kommt es zumindest auch nicht, so dass «Neue Chance zum Glück» immerhin die etwas realistischere Route nimmt, und seine Hauptfigur bloß ihre Schreckenstage verarbeiten lässt. „Irgendwie wird alles schon wieder“, so also der ohne jegliche Dramaturgie vermittelte Grundtenor dieses Films. Das ist erträglicher, als das Gesülze zahlloser anderer TV-Melodramen. Und dank Sonsee Neu sowie einem vergeudeten Rainer Schöne, dessen charismatische Reibeisenstimme jeden noch so schalen Dialog aufwertet, ist es sogar annehmbar gespielt. Mehr als dröge eineinhalb Stunden Fernsehspiel mit ermüdendem Handlungsverlauf und ausgedienter Bildsprache ist «Neue Chance zum Glück» trotzdem nicht.

Das Erste sendet «Neue Chance zum Glück» am Freitag, den 2. Dezember 2011, um 20.15 Uhr.

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