First Look

«I Hate My Teenage Daughter»

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Wie Autoren den Titel und Plot ihrer Serie missverstehen können: Die neue FOX-Sitcom ist nicht nur altmodisch, sondern macht auch schwerwiegende Fehler in der Umsetzung.

Im guten, alten amerikanischen Fernsehen sind Mörder oder Terroristen die Bösewichte der Geschichte, die Angst verbreiten und bei den Zuschauern einen gewissen Hass erzeugen sollen. Fiktionale Antagonisten haben es immer einfach, schnell von den Fans gehasst oder genau deshalb geliebt zu werden. Schon ein kleines bisschen sexuelle Belästigung genügt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Die Autoren sind dabei immer darauf bedacht, die feine Linie zwischen der „Normalität“ des Verhaltens der Antagonisten und der Übertreibung zu beachten. Wenn die Linie überschritten wird, ist die Serie mit ihrem Hass-Charakter nicht nur sinnlos, sondern läuft auch Gefahr, eine äußerst schlechte Botschaft mitzugeben. Die neue FOX-Sitcom «I Hate My Teenage Daughter» hat die Linie deutlich überschritten, und verpasst damit die Chance, als grenzwertige und trotzdem gute Comedy zu gelten, während die 90er-Jahre-Klischees einer Sitcom innerhalb von 21 Minuten auf die Zuschauer losgelassen werden.

Annie Watson (Jaime Pressly) und Nikki Miller (Katie Finneran) sind beste Freunde seit der Highschool, geschieden, und gehen durch dick und dünn. Sie durchleben auch zusammen die Schikanen ihrer beiden 14-jährigen Töchter Sophie (Kristi Lauren) und Mackenzie (Aisha Dee), die jede Situation nutzen, ihre Mütter auszunutzen und zu demütigen. Annie und Nikki glauben, dass sie die besten Freundinnen für ihre Töchter sein können, doch die Ausgeburten der Hölle denken gar nicht erst daran, ihre Mütter um Ratschläge zu bitten. Stattdessen haben die Mütter Probleme, ihre Töchter vernünftig zu erziehen und zu bestrafen – nach 14 Jahren Verwöhnung ist es nicht einfach, die beiden Teenager im Zaum zu halten, ohne die eigene Würde zu verlieren.

«I Hate My Teenage Daughter» könnte eine wundervolle Comedy über die Schwierigkeiten, verzogene Töchter großzuziehen, sein und dabei auf scharfkantige Unterhaltung zu setzen, welche schon «Eine schrecklich nette Familie» zum Erfolg machte und zur Zeit mit «2 Broke Girls» seine Runde macht. Aus einem interessanten Grundplot wurde jedoch nichts gemacht – statt das Mutter/Tochter-Verhältnis mit Satire aufzulockern, gibt es Sitcom-Klischees, die es schon Anfang der 90er gab. Was dazu führt, dass «I Hate My Teenage Daughter» aussieht, als wäre die Serie in eine Zeitmaschine gesprungen und 20 Jahre in die Zukunft gereist; nur, um jetzt im Fernsehen ausgestrahlt zu werden. «I Hate My Teenage Daughter» ist altmodisch, überhaupt nicht lustig, versucht nicht einmal eine anständige Geschichte zu erzählen, und ist mit dem Verhalten der beiden Töchter sogar ziemlich fragwürdig.

Allein schon der Titel der Serie zeugt von Fehlentscheidungen der Produzenten. Ist es wirklich sinnvoll zu betonen, seine Töchter zu „hassen“? Zumal in der Pilotfolge der Hass nicht herüberkam (obwohl es von den Müttern explizit erwähnt wurde), sondern die Angst gegenüber den eigenen Kindern. Statt den Hass der Mütter zu zeigen, und damit auf Lästerstunden im engen Kreis zu setzen, die für geübte Sitcom-Autoren eine Quelle für scharfsinnige und zweideutige Dialoge sein können, setzt «I Hate My Teenage Daughter» auf die Versuche der Mütter, ihren Töchtern beizubringen, dass es auch ohne Beleidigungen geht, dass man nicht jeden Tag würdelos durch die Schule und durchs eigene Haus gehen kann. Dass Annie und Nikki auch noch versuchen, beste Freundinnen für ihre Töchter zu sein, zeigt auch, dass die beiden Serienentwickler Sherry Bilsing und Ellen Kreamer ihren eigenen Stoff nicht verstehen oder missverstanden haben, und höchstwahrscheinlich nicht mal Erfahrungen im Bereich des „Tochterhassens“ haben. Der Plot der Serie sprengt sich selbst schon in der Pilotfolge in die Luft, und es ist äußerst verwundlich, wie das fertiggestellte Projekt am Ende durch die Produzenten, durch FOX und am Ende auf den Sendeplan kam.

Die Serie leidet auch an der Tatsache, dass FOX-Chef Kevin Reilly nicht das traditionelle Model einer Sitcom aufgeben wollte und schon während einer Pressekonferenz im Januar betonte, solch eine Comedy zu bestellen. Heraus kam «I Hate My Teenage Daughter». Allerdings ist die Serie wie gemacht für eine satirische Comedy, wie es «Suburgatory» auf ABC ist, welche es schaffen kann, den Ton zwischen manchmal würdeloser Comedy und sanftem Drama zu finden. Warum die Autoren sich entschieden haben, den Stoff in eine Sitcom im 90er-Jahre-Gewand unterzubringen, ist die Frage, die es zu beantworten gilt: Waren keine anderen Sitcom-Stoffe für FOX verfügbar, oder hat man noch nicht mitbekommen, dass auch die heutige Comedy im 21. Jahrhundert angekommen ist? Selbst CBS, immerhin der Magnet für die älteren Zuschauer, schafft es mit seinen Sitcoms den Ton der Zeit zu treffen (wenn auch manchmal etwas übertrieben). FOX dagegen liefert nach «Do Not Disturb» und «Brothers» die dritte Sitcom mit Lachkonserven, die es nicht schafft, mit einem speziellen Merkmal auf Zuschauerjagd zu gehen.

Während der Plot und die daraus folgende Moral also ein dickes Problem der Serie ist, können immerhin die Darsteller teilweise überzeugen. Jaime Pressly und Katie Finneran zeigen, dass sie ein Comedytiming besitzen, jedoch sind ihre Charaktere so teeniehaft, dass man denken kann, sie sind während der Highschool in der Zeit steckengeblieben. Kristi Lauren und Aisha Dee haben derweil überhaupt kein nennenswertes Material bekommen. Statt zu zeigen, dass sie auch liebe- und humorvoll sein können, starren sie mit ernsten Blicken ins Geschehen, und ihre Charaktere können nach einer halben Stunde als nervtötende Antagonisten abgestempelt werden, bei denen keine Hoffnung besteht, dass sie etwas aus der Situation lernen. Die Liebe zwischen Mutter und Tochter fehlt hier vollkommen, und damit der Sinn der Serie: Auch wenn man als Mutter seine Tochter hasst (und umgekehrt), soll es immer wieder Momente geben, in denen man nicht auf den jeweils anderen verzichten kann. Eine Moral, die wirklich jede Serie und jeder Film mit solch einer Story liefert, und bei «I Hate My Teenage Daughter» offenbar in der ersten Entwicklungsphase verloren ging.

Die Serie geht so erbärmlich mit ihren Charakteren um, dass man sich zurecht fragt, was denn der Zweck sein soll. Jegliche Versuche, die Charaktere liebenswürdig zu schreiben, scheitert an dem Zwang, aus jeder Szene einen Gag herauszuzaubern, welcher die Personen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen bringt. Jegliche Versuche der Autoren, etwas zu riskieren und den Schritt der Satire zu wagen, scheitert mit einem kilometerweiten Rückschritt kurz vor der Exekution. Der Titel der Serie, sowie die Entscheidung von FOX, sie in den Programmplan zu schmeißen, sind weitaus mutigere Taten als die der Autoren, mit «I Hate My Teenage Daughter» eine mutigere Sitcom zu schreiben. Stattdessen gibt es TV-Ware, die es schon vor zwei Jahrzehnten gab. Solch eine Serie braucht das 21. Jahrhundert nicht.

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