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«Canterbury's Law»

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Bevor Julianna Margulies durch «The Good Wife» mit Darstellerpreisen ausgezeichnet wurde, versuchte sie sich 2008 an einer anderen Form des Anwaltsdramas - mit weniger Erfolg

Julianna Margulies hatte vor elf Jahren die Möglichkeit zur bestbezahlten TV-Darstellerin des noch jungen Jahrtausends zu werden. Ihr Vertrag mit Warner Bros. und den «Emergency Room»-Produzenten lief 2000 nach sechs Jahren aus. Die Produzenten versuchten alles, um Julianna zum Bleiben zu überreden und boten ihr ein Jahresgehalt von 27 Millionen US-Dollar für die siebte und achte Staffel – rund 600 000 Dollar pro Folge. Als Zusatz hing das Studio noch ein Filmprojekt hinten ran, doch Julianna lehnte ab. Ihr Charakter, Krankenschwester Carol Hathaway, hatte sich nach sechs Jahren zu einem Punkt entwickelt, an dem es einfach kein logisches Weiterkommen gab, nicht ohne schon vergangene Geschichten zu wiederholen. In den folgenden Jahren nahm Julianna einige Film- und Miniserienrollen an. Bevor Julianna den Gedanken hegte, eine Serienhauptrolle im Kabelfernsehen anzunehmen, bekam sie das Angebot der Titelrolle im FOX-Drama «Canterbury's Law».

Die Anwaltsserie drehte sich um die Verteidigerin Elizabeth Canterbury, die zusammen mit ihrem kleinen Team in ihrer Privatkanzlei die Fälle der Unschuldigen annimmt und sich ganz nebenbei mit dem Justizsystem anlegt. Das führte sogar so weit, dass sie wegen Jurymanipulation vor einem Geschworenengericht angeklagt wurde – nur weil sie einen Kindermörder ins Gefängnis stecken wollte, und weil ihr Erzfeind Zach Williams (Terry Kinney), seines Zeichen stellvertretender Justizbeamter, nicht gerade ein Freunde von Elizabeths Taten war. Im Privatleben verarbeitete Elizabeth zusammen mit ihrem entfremdeten Ehemann Matthew (Aidan Quinn) das spurlose Verschwinden ihres Sohnes.

«Canterbury's Law» wurde zu Zeiten entwickelt, in denen die US-Autorengesellschaft sich innerlich schon auf einen Streik vorbereitete, um mehr Prozente der DVD- und Onlineeinnahmen zu kassieren. Als FOX die Serie offiziell im Mai 2007 mit 13 Episoden bestellte, war sie als Midseason-Ersatz vorgesehen, um als eventueller Lückenfüller herzuhalten, falls andere Formate auf dem Sender scheitern. FOX hatte Hoffnungen in die neue Serie, und wollte im frischen Genre der toughen Frauen mit einsteigen: Mit TNTs «The Closer» und «Saving Grace» gab es gleich zwei Ermittlerserien, die es schafften den starken Appeal der männlichen Helden auf die Frauen zu übertragen, ohne in den Actionmodus zu fahren (wie Buffy oder Sydney Bristow). «Canterbury's Law» sollte nun eine Frau zeigen, die im Rechtssystem sich um Kopf und Kragen redet, argumentiert, und ermittelt, um für Recht und Ordnung zu sorgen – nicht zuletzt auch, weil FX mit «Damages» einen Kritikererfolg landen konnte, in welcher Glenn Close und Rose Byrne den Männern zeigte, wer der Boss ist.

Der Autorenstreik verkürzte jedoch die Episodenorder auf sechs Episoden, und FOX hatte immer noch keinen Starttermin parat. Dieser kam zusammen mit dem Midseason-Plan im frühen Januar 2008, wo «Canterbury's Law» zusammen mit der ebenfalls durch den Streik verkürzten Premierenstaffel von «New Amsterdam» auf den Montag platziert wurde, wo beide Serien am 10. März anlaufen sollten (die achtteilige «New Amsterdam»-Staffel bekam schlussendlich zwei Zusatzslots in der Woche zuvor, um die Serie einen vielversprechenden Start zu geben, und um die Staffel zusammen mit «Canterbury's Law» am selben Abend sechs Wochen später enden zu lassen). Alle Hoffnungen für eine Serie mit Kabelkanalqualitäten – welche «Canterbury's Law» vor der Serienpremiere zugesprochen wurden – wurden jedoch nach der Pilotfolge zerstört, nachdem nur rund 7,6 Millionen Zuschauer angesprochen werden konnte. 8 Prozent in allen Haushalten sowie 5 Prozent in der Zielgruppe waren das Ergebnis – unterdurchschnittlich für FOX, um dauerhaft von den Werbeeinnahmen zu leben.

Eine Woche später sah es wie erwartet noch schlimmer aus: Fast zwei Millionen Zuschauer gingen verloren, der Marktanteil bei allen Haushalten reduzierte sich um ein Viertel. Hinzu kam, dass «Canterbury's Law» bei den Kritikern nicht besonders gut ankam. Zu schnell geschnitten, um eine Verbindung mit den Geschichten aufzubauen; zu viele Nahaufnahmen der Titelhelden, um ihr Leben und ihre Handlungen zu verstehen; zu forciert die Art und Weise, wie die Autoren Elizabeth Canterbury zwischen ihrem kriselnden Berufsleben und ihren noch mehr kriselnden Privatleben hin- und hertanzen ließen. Dass auch noch die anderen Hauptdarsteller faktisch verschwendet wurden, weil sich mehr auf Juliannas Charakter konzentriert wurde, war ein weiterer Kritikpunkt. Am Ende ging sogar die Kritik an der ungerechten US-Justiz verloren (gegen die Elizabeth immerhin kämpfte), nachdem sich nach einer kurzen Weile herausstellte, dass Elizabeths Gegner sogar noch niederträchtiger in ihrem Beruf sind als die Titelheldin. Elizabeth konnte im Gerichtssaal buchstäblich das Gesetzbuch zerreißen und verfluchen, und sie würde den Fall immer noch gewinnen.

Der Sinn der Serie ging also schnell flöten. Genauso schnell haben auch die Zuschauer erkannt, dass «Canterbury's Law» es nicht wert ist, und schalteten ab. Nach der zweiten Folge verlegte FOX die Serie auf den zuschauerarmen Freitag, wo sie komplett abstürzte. Zwischendurch gab es zwar noch ein wenig Hoffnung, nachdem die 6-Millionen-Marke in der Reichweite geknackt wurde (eine Zahl, von der FOX heutzutage am Freitag träumt), doch die kurze Staffel endete am 18. April mit rund 4,7 Millionen Zuschauern und vier Prozent in der Zielgruppe. Die endgültige Absetzung der Serie erfolgte am 15. Mai 2008, als FOX die Pläne für das folgende Herbstprogramm veröffentlichte.

Julianna Margulies, die immer noch von einer Kabelserie träumte, blieb dem Fernsehpublikum aber nicht lange verwehrt. Ein Jahr später übernahm sie die Rolle der Alicia Florrick in «The Good Wife» auf CBS. Obwohl Elizabeth Canterbury und Alicia Florrick der selbe Anwaltstypus sind, unterscheiden sie sich von Grund auf: Im Beruf ist Alicia nicht die Draufgängerin inmitten eines Karriereschwungs, wie es Elizabeth war; im Privatleben hat Alicia differenzierte Probleme zu bewältigen, als es Elizabeth hatte, wo es auf langer Hinsicht kein Happy End geben konnte. Bemerkenswert ist allerdings, dass auch «The Good Wife» als Serie mit Kabelkanalqualitäten angesehen wurde. Zusammen mit den begeisterten Kritiken und dem soliden Erfolg in den Einschaltquoten hat Juliannas Wunsch sich erfüllt: Sie ist Hauptdarstellerin in einem Cabledrama – egal ob die Serie nun auf einem Network Broadcaster läuft oder nicht...

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