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Doch «Investigativ» entlarvt sich als simples Reportagefernsehen, das keine Lösungen liefern will: Wie kann die Hooligan-Szene eingedämmt werden? Wie können Fan-Abteilungen oder deren Fußballvereine besser zusammenarbeiten, damit Risikosituationen nicht eskalieren? «Investigativ» liefert Bilder, die zwar erschrecken. Dass die Reportage auch überdramatisiert und Krawallfernsehen liefert, ist ebenso klar: Wenn Kuhnigk anfangs von 1,8 Millionen Polizeistunden spricht, die jährlich für Fußballspiele aufgewendet werden, so hat dies weniger mit Hooligan-Bekämpfung zu tun, sondern vielmehr mit Vorsichtsmaßnahmen oder Sicherheit. Wackelige Youtube-Videos einer früheren Schlägerei müssen herhalten, um Gewaltbilder zu liefern: Denn diese hat Kuhnigk bei seinem besuchten Spiel offensichtlich nicht bekommen. Deswegen verliert sich die Sendung in langen Gesprächen mit Polizisten, früheren Opfern und ehemaligen Schlägern, ohne wirklich investigativ zu sein.
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Es bleibt der Eindruck einer gut gemeinten Reportage, die viel will, aber wenig liefert. Zwar kann «Investigativ» vereinzelt spannende Einblicke in die Hooligan-Szene liefern, doch diese beschränken sich auf kurze Gespräche mit solchen gewaltbereiten Fans. Ein Großteil der Reportage bietet keine neuen Informationen, sondern in typischer RTL II-Machart aufwühlende Szenen, die aufgrund ihres vermeintlichen Sensationscharakters Quote liefern. Genau deswegen hat diese Sendung keinen Aufklärungsauftrag und wird nicht viel nützen, um die traurigen Gewaltexzesse abseits des Fußballfeldes einzudämmen. Sie könnte vielmehr falsche Vorurteile schüren und unbeabsichtigt eine ganze Zunft von Fans unter Generalverdacht stellen: Bei 15.000 gewaltbereiten Fans (so die Zahl in der Sendung) gibt es dagegen auch viele Millionen Fußballfreunde, die friedlich mit Sport und Gegner umgehen. Eine gute und versucht objektive Reportage hätte dies ausführlicher erwähnen können.