Kino-Check

Balladen, Neujahr und besondere Kater

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Seite 2
Am Donnerstag läuft hierzulande «Der gestiefelte Kater» an – nur einer von vielen Neustarts in dieser Woche.

«Perfect Sense»
Immer wieder wird der Mensch mit Ausbrüchen von Epidemien konfrontiert. Ob in fiktiver Form durch Spielfilme und Serien geschieht oder wieder einmal eine reale Krankheitswelle ausbricht, durch die ganze Nationen in temporäre Panik ausbrechen, die Angst vor sich rasend schnell verbreitendem Ungemach ist nicht nur in Deutschland immer wieder allgegenwärtig. Der britische Regisseur David Mackenzie versucht sich in seinem sechsten Film einmal an einer etwas anderen Art der Epidemie, die dem Menschen seine Sinne raubt - eine ungewöhnliche Art, denn hiervon abgesehen bleiben die Personen körperlich unversehrt. Nichtsdestotrotz stellt dieser Sinnverlust ein großes Problem für die Menschen des schottischen Glasgows dar, dem sie nur durch die starke Kraft der Liebe entgegenwirken können. Wie bei Mackenzies erstem international beachteten Film «Young Adam» konnte er auch diesmal wieder den Schotten Ewan McGregor für die Rolle der Hauptfigur gewinnen, die dem ehemaligen Bond-Girl Eva Green zur Seite steht. Für McGregor geht bei der Mitarbeit an diesem Streifen ein erklärter Kindheitstraum in Erinnerung, denn er darf nicht nur mit seinem alten Bekannten Ewen Bremner («Black Hawk Down») zusammenspielen, sondern erstmals in seiner Karriere auch mit seinem Onkel Denis Lawson.

Nachdem ein LKW-Fahrer in Glasgow an seltsamen, unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen leidet und wenig später seinen Geruchssinn verliert, wird die anerkannte Epidemiologin Susan (Eva Green) mit diesem Fall beauftragt. Sie hat zunächst keine Erklärung für die mysteriösen Symptome und muss in der Folge hilflos mit ansehen, wie sich die Fälle innerhalb kürzester Zeit über Großbritannien bis aufs europäische Festland ausbreiten. Immer wieder leiden Menschen an emotionalen Ausbrüchen, bevor sie nicht nur ihren Geruchssinn, sondern nach und nach alle Sinne verlieren. Längst hat sich die Welle des Unglücks global ausgeweitet, als Susan erstmals auf den Koch Michael (Ewan McGregor) trifft. Da beide bereits oft in ihren Beziehungen enttäuscht wurden, verhalten sie sich zunächst sehr zurückhaltend der anderen Person gegenüber. Doch sie verlieben sich dennoch immer stärker ineinander und geben der Beziehung schließlich eine Chance. Irgendwann, als sich auch der Hörsinn immer mehr verflüchtigt, verlieren sie sich aus den Augen und müssen schnell wieder zueinander finden, bevor sie sich nie wieder sehen können...

OT: «Perfect Sense» von David Mackenzie; mit Eva Green, Ewan McGregor, Connie Nielsen, Stephen Dillane, Ewen Bremner, Denis Lawson und James Watson


«Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod»
Während man in Deutschland 1937 bereits seit einigen Jahren unter der Führung eines fanatischen und grausamen Diktators befand, hatten die Bewohner Spaniens noch ganz andere Probleme zu bewältigen. Nachdem rechte Militärs im Juli 1936 unter Francisco Franco einen Staatsstreich gegen die wenige Monate zuvor demokratisch gewählte Regierung durchgeführt hatten, befand sich das Land in einem harten Bürgerkrieg. Der Regisseur Alex de la Iglesia versucht sich in seinem neuesten Film daran, diese Zeit sowie die Gräueltaten des Franco-Regimes auf groteske Art darzustellen - ein Vorhaben, das unweigerlich an Guillermo del Toros Filmhit «Pans Labyrinth» erinnert, das 2006 von Kritikern überschwänglich gelobt wurde und zudem auch mit Einnahmen von über 80 Millionen US-Dollar bei einem Budget von unter 20 Millionen ein kommerzieller Erfolg war.

Allerdings täte man de la Iglesia damit Unrecht, wenn man ihn als Trittbrettfahrer bezeichnen würde. Denn der 46-Jährige ist bereits seit seinem ersten Werk «Aktion Mutante» im Jahr 1993 für seine polarisierenden, provozierenden und grotesken Stoffe inmitten der Genres Horror, Science-Fiction und Komödie bekannt. Sein wohl bekanntester Förderer ist der spanische Kult-Regisseur Pedro Almodovar, welcher als Vertreter der kulturellen Jugendbewegung Movida Madrileña nach dem Sturz des Franco-Regimes 1977 seine filmische Karriere begann und sich stets gegen die Gräueltaten des spanischen Diktators aussprach. Almodovar produzierte auch de la Iglesias ersten Streifen und verhalf dem heutigen Präsidenten der spanischen Filmakademie zu einer breiteren Aufmerksamkeit.

Im Jahr 1937 tobt in Spanien der Bürgerkrieg, der auch vor Kultur und Kunst nicht Halt macht. Ein Kommandant der Spanischen Republik unterbricht eine Zirkusvorstellung, denn die Artisten müssen in die Schlacht gegen den Feind aus dem eigenen Land ziehen. Der Dumme August (Santiago Segura) ist der Clown des Zirkus und erweist sich im Duell als besonders blutrünstig. Da die Faschisten den Kampf gewinnen, stecken sie ihn zunächst ins Gefängnis, bevor er wenig später von einem Pferd niedergetrampelt wird. Viele Jahre später tritt sein Sohn Javier (Carlos Areces) in die Fußstapfen seines grausam ermordeten Vaters, als trauriger Clown darf er fortan in einem Zirkus arbeiten. Schnell verliebt er sich dort in die Trapezkünstlerin Natalia (Carolina Bang), doch sein Nebenbuhler ist der hinter den Kulissen brutale Sergio (Antonio de la Torre). Es beginnt ein erbitterter Kampf um die Gunst Natalias zwischen den beiden Clowns, die sogar ihr eigenes Leben dabei aufs Spiel setzen...

OT: «Balada triste de trompeta» von Alex de la Iglesia; mit Carlos Areces, Antonio de la Torre, Carolina Bang, Sancho Gracia, Juan Luis Galiardo, Manuel Tejada und Gracia Olayo

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