You Are Cancelled

«The Slap Maxwell Story»

von
Kritikererfolg, Zuschauerflop, Streit hinter den Kulissen, Golden Globe - ein TV-Juwel der 1980er Jahre.

Es waren nicht «Desperate Housewives» oder «Grey's Anatomy», welche den Begriff „Dramedy“ vor sieben Jahren erfunden haben. Es sind nicht die halbstündigen Dramedies von HBO und Showtime, welche dem Genre im US-Fernsehen innerhalb der letzten Jahren Starthilfe gaben. Die Dramedy gab es auch schon in den 1980ern. Damals wie heute bei den Kritikern äußerst beliebt, damals allerdings im Gegensatz zu heute nicht beim Publikum zu Hause angekommen. Im dritten Teil des Golden-Globe-Specials von „You are Cancelled“ geht es um «The Slap Maxwell Story» – eine halbstündige Dramedy, verkauft als satirische Comedy, welche das Fernsehen von den allgegenwärtigen vorhersehbaren Geschichten und Charakteren ein wenig befreien sollte. Welche 22 Episoden lang die Zuschauer davon zu überzeugen versuchte, dass es nicht nur Langeweile im TV gibt. Die ABC-Serie war ein Darling der Presse, doch die Zuschauer fanden damals (wie auch heute) kein Interesse an einem Kritikerliebling, der mehr als nur das „Übliche“ zu bieten hatte.

«The Slap Maxwell Story» fand seine Premiere am 23. September 1987 auf dem Alphabetsender und behandelte das Leben und die Arbeit des egozentrischen Sportreporters „Slap“ Maxwell, der seine Kolumne „Slap Shots“ für die alteingesessene Zeitung „The Ledger“ schreibt. Statt sich mit dem Journalismus auseinanderzusetzen und als anerkannter Reporter angesehen zu werden, beschäftigte sich Slap lieber mit Gerüchten und verschiedenen Anspielungen. Das hatte in der Regel mehrere Gerichtsverfahren zur Folge, sowie die ständige Angst gefeuert zu werden. «The Slap Maxwell Story» wurde von Jay Tarsens ins Leben gerufen, der schon vier Jahre zuvor zusammen mit Slap-Darsteller Dabney Coleman die (ebenfalls von den Kritikern gelobte und von den Zuschauern verachtete) Comedyserie «Buffalo Bill» für NBC verantwortet hatte. Genauso wie «Buffalo Bill» bot «The Slap Maxwell Story» den Zuschauern keine Lacher aus dem Publikum hinter den Kameras oder aus der Lachkonserve. Stattdessen gab es ernsthafte Geschichten im 30-Minuten-Format, aufgelockert durch Comedy und Satire, und ohne Garantie eines befriedigenden Endes. „Dramedy“ (in einigen Zeitschriften auch „Dramady“) war damals das neue Wort in Hollywood, und «The Slap Maxwell Story» sollte das Publikum wieder erinnern, dass es nicht nur Schwarz und Weiß im Fernsehen gibt.

Der Held der Serie, Slap Maxwell, sollte ursprünglich ein Autohändler sein. Doch auf Grund der Tatsache, dass sowohl Produzent Jay Tarsens als auch Hauptdarsteller Dabney Coleman passionierte Baseballfans waren, wurde Slap in die Welt des Sportjournalismus verlegt. Nach der frühen Zusammenarbeit von Tarsens und Coleman zu urteilen, könnte man meinen, die beiden seien dicke Freunde gewesen. Das war 1988 jedoch nicht der Fall, und ein Zoff der beiden war letztendlich der größte Stolperstein zur Absetzung nach 22 Episoden. Nachdem die Dreharbeiten der Pilotfolge einige Tage vorangeschritten waren, ließ Coleman die Chance nicht aus, eine Dialogzeile (geschrieben von Tarsens) als „sitcom bullshit“ zu beschreiben. Tarsens entfernte sich daraufhin vom Set und die Kampflinien waren für Jedermann sichtbar. Da die Serie von seinem Autor und seinem Hauptdarsteller lebte, war es im Frühjahr 1988 faktisch beschlossene Sache, dass «The Slap Maxwell Story» nicht verlängert werden würde. Die Serie würde ohne Tarsens und/oder Coleman seinen guten Ruf verlieren, und da die Einschaltquoten mit der Zeit sowieso einsackten, konnte ABC im Mai 1988 nur den Stecker ziehen.

«The Slap Maxwell Story» startete mit einem Marktanteil von 31 Prozent (und Rang 18 in den Wochencharts) äußerst solide, und hatte mit den allseits positiven Kritiken genügend Sprit in der Hinterhand, um dauerhaft als Erfolg zu gelten und damit gegen die Sitcom-Macht von NBC anzutreten. ABC war Ende der 80er Jahre regelmäßig auf Platz 3 der Sendercharts zu finden und hatte Mühe, das mächtige NBC überhaupt mit qualitativem Programm anzugreifen. Mit «The Slap Maxwell Story» gab es jedoch erste Hoffnungen, und es hatte nach der Premiere den Anschein, als würde ABC den von NBC besetzten Sitcom-Thron angreifen. Nach einigen Wochen wurden die Hoffnungen jedoch teilweise aufgegeben. Nach Episode sechs halbierte sich der Marktanteil fast und lag nur noch bei 17 Prozent, in den ersten Wochen von 1988 fand die Serie sich nur noch im unteren Mittelfeld der Wochencharts wieder. «The Slap Maxwell Story» war nicht unbedingt der Quotenflop des Jahres, doch es gab einige Zweifel in der Presse, ob es die Serie ins nächste Jahr schaffen würde (der Streit zwischen Produzent und Hauptdarsteller war zu dieser Zeit noch nicht in die Öffentlichkeit vorgedrungen). Besonders, wenn die Zuschauer nach dem Lead-in «Hooperman» lieber zu «Magnum» auf CBS schalteten, als «The Slap Maxwell Story» zu schauen. Das machte sich vor allem in den Marktanteilen von «Magnum» in der zweiten halben Stunde bemerkbar, welche in der Regel zwei bis vier Prozente höher waren, als die Werte der ersten halben Stunde.

Die Zuschauer fanden offenbar, dass «The Slap Maxwell Story», immerhin als Sitcom an den Mann gebracht, nichts zum Lachen zu bieten hatte und viel zu sehr versuchte, kunstbeflissen zu sein. Das Publikum wollte während einer Sitcom lachen und nicht nach der unterstreichenden Bedeutung der Geschichte suchen. «The Slap Maxwell Story» war eine halbstündige Serie, demzufolge wurden Lacher erwartet. Welche die Serie allerdings zuliebe der Story nur in geringen Dosen servierte. Nichtsdestotrotz sahen die Kritiker in dem Comedyformat eine der besten TV-Serien der TV-Season 1987/1988, und um dies wenigstens partiell zu belohnen, gab es eine Emmy- und Golden-Globe-Nominierung für Dabney Coleman als bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie. 1988 bekam Coleman den Golden Globe sogar und stach damit Michael J. Fox (für «Familienbande») und Bruce Willis (für «Das Model und der Schnüffler») aus. Bruce Willis gewann den Award ein Jahr zuvor, Michael J. Fox durfte sich ein Jahr später über seinen ersten Golden Globe Award freuen, nachdem er 1986 und 1987 leer ausgegangen war – Grund genug, um Coleman den Award zu geben, welchen er auch wirklich verdient hatte.

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