
Das NDR-Format ist das beste Beispiel für den Aufstieg Kai Pflaumes in die erste Liga der deutschen Fernsehmoderatoren. Bei seinem früheren Heimatsender Sat.1, dem er 15 Jahre die Treue gehalten hatte, war er zuletzt wenig gefragt: Quotenflops wie die Gameshow «Rich List» oder das Tanz-Casting «Yes we can dance» ließen vorherige Erfolge wie «Star Search» verblassen, und auch der Klassiker «Nur die Liebe zählt» – mittlerweile eingestellt – verlor immer mehr Zuschauer. Mit «Dalli Dalli» erweckte Kai Pflaume ein totgeglaubtes Showformat zum Leben und die Menschen liebten es: Im Durchschnitt sahen 1,12 Millionen am späten Samstagabend zu und brachten dem NDR 4,5 Prozent Marktanteil ein – eine Top-Quote für den Lokalsender der ARD.
Dass Pflaume bei der ARD überhaupt eine neue Heimat finden konnte, war auch glückliche Fügung: Denn Jörg Pilawa hinterließ dort eine gewaltige Moderationslücke, nachdem er zum ZDF gewechselt war. Also suchte man mehrere TV-Gesichter, die diese Lücke füllen und große Shows präsentieren können. Pflaume war eines von ihnen. Sein erstes Engagement beim neuen Arbeitgeber wurde folgerichtig eine frühere Pilawa-Show: «Das Star-Quiz», bei dem er im Januar 2011 seinen Einstand im Ersten gab.
Zwölf Monate später ist sein Showkonto bei der ARD auf fünf angewachsen: Neben dem «Star-Quiz» und «Dalli Dalli» präsentiert Pflaume ganz eigene Konzepte: die Vorabend-Sendung «Drei bei Kai», das Primetime-Event «Der klügste Deutsche 2011» und die Samstagabend-Show «Klein gegen Groß». Die Trefferquote: vier aus fünf. Denn fast alle Pflaume-Formate funktionieren und holen gute Quoten – mal erwartbar ordentlich wie im Fall des «Star-Quiz» und «Der klügste Deutsche», mal überraschend stark wie bei «Dalli Dalli» oder «Klein gegen Groß», das im sonst zuschauerarmen Sommer über sechs Millionen Bundesbürger einschalteten.

Trotz dieses Makels ist Kai Pflaume ein Gewinner 2011: In Sat.1 war er nicht mehr gefragt, als Geschäftsführer Guido Bolten andere Wege in Sachen Unterhaltung gehen wollte. Pflaume und Sat.1 – das zwar zuletzt eine Zweckbeziehung ohne Perspektive. In der ARD hat er diese gesehen, wie er in einem Interview im Januar 2011 bestätigte: „Als der NDR nach dem Wechsel von Jörg Pilawa zum ZDF auf mich zukam, war ich von den Ideen und Perspektiven, die sich daraus ergeben haben, sofort begeistert. Das Erste und Kai Pflaume, das passt.“ Ein Jahr später ist Pflaume angekommen und hat gute, erfolgreiche Unterhaltung gemacht – das passt wirklich.