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Die Übersicht der neuen Filme in den Lichtspielhäusern. Diesmal unter anderem mit dem neuen Projekt von Nora Tschirner.
«Reality XL»
Mit einem sehr interessanten Filmprojekt versucht sich in dieser Woche Regisseur und Drehbuchautor Thomas Bohn in den deutschen Kinos. Der Wuppertaler war seit 1995 an insgesamt 15 «Tatort»-Filmen beteiligt und schaffte es 1999, Starschauspieler Dennis Hopper für das Actionspektakel «Straight Shooter» nach Deutschland zu holen. Seit 2007 engagiert er sich über eine Internetplattform allerdings zunehmend für die Independent-Szene und fördert gezielt junge deutschsprachige Filmemacher, die unabhängig von Verleihern und Senderinteressen mit innovativen Ideen aufwarten. Was zunächst als reines Forum für diese Werke begann, hat sich mittlerweile längst zu einem eigenen Label entwickelt. Für seinen neuesten Film «Reality XL» kündigte Born, der seit einigen Monaten Mitglied der Piratenpartei ist, seine Lebensversicherung, um ihn völlig losgelöst von Investoren und Fördermitteln entwickeln zu können. Auf seinem Internetblog berichtete er ausführlich über den Produktionsprozess. Die Hauptrolle in besagtem Thriller spielt Heiner Lauterbach.
Im Jahr 2011 betreten 24 Wissenschaftler den Kontrollraum des Teilchenbeschleunigers LHC am Kernforschungsinstitut CERN in der Schweiz. Am nächsten Morgen kehrt nur ein einziger zurück, während von den anderen 23 Wissenschaftlern jede Spur fehlt. Da dafür keiner eine plausible Erklärung hat, wird der Rückkehrer Professor Konstantin Carus (Heiner Lauterbach) in einem alten Fabrikgebäude ausgiebig befragt. Protokollführer Antoine (Godehard Giese) nimmt seine Arbeit sehr ernst und tippt jedes einzelne Detail in seinen Computer ein. Als Sophia Dekkers (Annika Blendl) und Robin Spector (Max Tidof) von den zuständigen Ermittlungsbehörden eintreffen, beginnt Carus damit, seine Gesprächspartner in das Gebiet der Quantenphysik einzuführen. Er ist sich sicher, so wirklich alles kontrollieren zu können...
OT: «Reality XL» von Tom Bohn; mit Heiner Lauterbach, Max Tidof, Godehard Giese und Annika Blendl
«William S. Borroughs - A Man Within»
Neben einer Literatur-Verfilmung findet auch noch eine Dokumentation über den US-amerikanischen Schriftsteller ihren Weg in die Kinosäle der Bundesrepublik. Neben Jack Kerouac und Allen Ginsberg zählte William S. Borroughs zu den bedeutendsten Vertretern der "Beat Generation", die vor allem in den 50er-Jahren ein bedeutender Teil der zeitgenössischen Literatur der Vereinigten Staaten darstellte. Sein Hauptwerk verfasste er mit «Naked Lunch» im Jahr 1959, welches in seiner Heimat aufgrund der ungewöhnlich radikalen Thematisierung von Homosexualität, Gewalt und Pädophilie einen Skandal auslöste und auf richterlicher Anordnung sogar temporär verboten wurde. Der vor allem als Regisseur von Horrorfilmen bekannte David Cronenberg adaptierte das Werk vor gut 20 Jahren. Unter anderem wird auch diese Adaption in Yony Leysers Regiedebüt thematisiert - wie auch viele andere Etappen aus dem Leben dieses schillernden Künstlers, der die Provokation nie scheute und damit bis zu seinem Lebensende ein Pionier der Gegenkultur blieb.
OT: «William S. Borroughs - A Man Within» von Yony Leyser; mit Iggy Pop, David Cronenberg, Gus Van Sant und John Waters