Die Kritiker

«The Prisoner - Der Gefangene: Ankunft» (1x01)

von
Inhalt
Michael erwacht irgendwo in der Wüste. Er hat keine Ahnung, wo er ist und wie er dort hingekommen ist. Plötzlich unterbrechen Schüsse die Stille: Ein alter Mann wird von Unbekannten gejagt und Michael wird Zeuge, wie er angeschossen wird. Er rettet den Mann vor seinen Verfolgern und zieht ihn in eine Höhle. Bevor der Alte stirbt, bezeichnet er Michael als ein Wunder und bittet ihn, 554 aufzusuchen.

Nachts entdeckt Michael, erschöpft und verwirrt, mitten in der unwirtlichen Wüstenlandschaft die Lichter einer Stadt. Voller Erleichterung hält er in den ruhigen nächtlichen Straßen einen Taxifahrer an, doch der Fahrer reagiert ebenso merkwürdig wie der Alte. Als der Taxifahrer dann noch von seiner Tochter erzählt und sie mit der Nummer 832 bezeichnet, bekommt Michael es mit der Angst zu tun: Wo ist er hier gelandet? Er flüchtet aus dem Taxi und rettet sich in eine Bar, doch plötzlich tauchen auch die Verfolger dort auf.

Eine junge Frau wird auf ihn aufmerksam und Michael bittet sie, ihm zu helfen. Er entkommt den Bewaffneten über die Hintertreppe. Der einzige Hinweis, den er hat, ist die Aussage des Alten: 554 stellt sich als eine Kellnerin heraus, die im Diner der Stadt arbeitet. Doch als Michael sie auf den alten Mann anspricht, reagiert sie panisch und voller Angst. Ihr Gespräch wird durch die nahenden Verfolger, die mit Hunden in das Restaurant eindringen, unterbrochen. Michael muss erneut flüchten.

Darsteller
Ian McKellen («Der Herr der Ringe») ist 2
Jim Caviezel («Die Passion Christie») ist 6 / Micheal
Ruth Wilson («Luther») ist 313
Lennie James («Jericho») ist 147
Rachael Blake («Suburban Shootout») ist M2
Jamie Campbell («Camelot») ist 11-12
Hayley Atwell («Die Säulen der Erde») ist Lucy Bower
Jessica Haines («Outcasts») ist 554
Renate Stuurman («The Lab») ist 21-16
John Whiteley («Witness to a Kill ») ist 93

Kritik
Das Warten hat ein Ende. Schon mehrfach für das Programm von ZDFneo angekündigt, aber nie mit einem offiziellen Sendetermin versehen, kommt nun das Remake der 1960er Kultserie «The Prisoner» zur Ausstrahlung. Endlich möchte man sagen, doch beim Anblick der Auftaktepisode „Ankunft“ bleibt zuerst einmal ein fader Beigeschmack zurück.

Dabei muss man vorweg schicken, dass es sich bei dem Update von «The Prisoner» um kein Remake im eigentlichen Sinne handelt. Die 60er-Jahre Version verstand sich als Echo einer ganzen Ära. Die 17 Folgen des Originals werden von vielen Kritikern noch heute als mit das beste angesehen, was jemals an serieller Unterhaltung gedreht wurde. «Nummer 6» - so der deutsche Titel der damaligen Version – verstand sich als wegweisend für viele Genreserien nach ihr, egal ob aus Sicht der Popkultur oder der surrealen Inszenierung. Es war auf jeden Fall ein Abbild der 1960er, arbeitete mit den Stilmitteln psychedelischer Gedankenkontrolle und einem totalitärem System, ähnlich dem orwellschen Kosmos in «1984».

Bei der nun vorliegenden Neuinterpretation des Senders AMC bleibt nicht viel von diesen originellen Ideen übrig. Klar, da ist wieder dieses ominöse Dorf, die Einwohner tragen wieder nur Zahlen. Und doch ist alles anders. Im Gegensatz zum Original von Patrick McGoohan, das im malerischen Portmeirion an der walisischen Küste gedreht wurde und demzufolge eine pittoreske und faszinierende Kulisse bildete, wurde das neue „Village“ in der namibischen Wüste gedreht. Die Ästhetik ist nach wie vor faszinierend – Sechs wandert durch eine endlos erscheinende Sand- und Steinwüste und landet plötzlich in der Oase des Dorfes. Allein der Moment, in dem Sechs das Dorf erblickt ist schon magisch genug. Doch trotzdem fehlt der Serie das gewisse Etwas.

Dieses Fehlen allein an der Optik auszumachen, wäre aber zu weit gegriffen. Es ist die gesamte Atmosphäre, die Erzählweise und -struktur der Serie von Autor Bill Gallagher («Conviction») und Regisseur Nick Hurran («The Last Detective»), die einen gewissen Mangel aufweisen. Die Neuinterpretation ist zu kühl und anonym geraten, der Zuschauer fühlt nicht wirklich mit den Protagonisten auf dem Schirm mit. Die Erzählweise wurde dem heute gern angewendeten asynchronen Stil angepasst. Keine Linearität, ständiges Hin- und Herspringen zwischen den Erzählebenen und -orten – das verwirrt und irritiert die Zuschauer und lässt die Handlung nicht wirklich klar und nachvollziehbar verlaufen. Auch das Original ließ seine Zuschauer am Ende der ersten und zugleich letzten Staffel zwar im Unklaren, aber damals vertraute man noch auf die chronologische Erzählweise.

Auch die Wahl des Hauptdarstellers – „6“ wird von Jim Caviezel verkörpert – ist nicht unbedingt eine glückliche Entscheidung gewesen. Er irrt eher blass und konturlos durch den Piloten, wird von Co-Star und „2“-Darsteller Ian McKellen geradezu an die Wand gespielt. Der Rest der Besetzung dann aber zu gefallen. Hier ist vor allem „313“-Darstellerin Ruth Wilson zu nennen, welche die deutschen Zuschauer zuletzt in der britischen Krimiserie «Luther» bewundern konnten.

Alles in allem ist die AMC-Version von «The Prisoner - Der Gefangene» also eher eine harmlose und zugleich etwas unausgegorene Neuinterpretation des Kultklassikers von 1967. Magie und Faszination bleiben – allein für den neuen Piloten gesehen – weitestgehend auf der Strecke, die übertrieben verschachtelte Erzählweise verwirrt mehr, als das sie fasziniert und neugierig macht. Das ist schade, zeigt aber auch wieder, das man an die guten alten Klassiker lieber keine Hand anlegen sollte. Die Gefahr damit buchstäblich baden zu gehen ist einfach zu groß.

ZDFneo zeigt «The Prisoner - Der Gefangene» ab Freitag, den 13. Januar 2012, um 23:20 Uhr.

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