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Der Spartensender beschreibt sich selbst als „werbefreies, zielgruppenorientiertes, vielfältiges Qualitätsprogramm für Kinder von drei bis 13 Jahre“. Die technische Reichweite deckt über 95 Prozent der deutschen Haushalte ab. Gut gemachtes Kinderfernsehen gilt als Königsklasse unter TV-Machern. Die Erfurter erzielen im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 19 Prozent in deren Kern-Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen und liegen damit knapp hinter Super RTL. Bei allen Zuschauer ab drei Jahren erreicht der KI.KA im vergangenen Fernsehjahr 1,4 Prozent Marktanteil. Damit reihen sich die Erfurter vor Nickelodeon (0,8 Prozent) und hinter Super RTL (2,2 Prozent) ein.
Größere Bekanntheit – auch in der Zielgruppe der Erwachsenen – gelang dem Kindersender mit der Figur «Bernd das Brot». Das sprechende und meist deprimierte Kastenbrot hat sehr kurze Arme und ist in Sendungen wie «Chilli TV», «Tolle Sachen» oder «Bravo Bernd» als einer der Haupt-Charaktere zu sehen. Zunächst dienten die kurzen Sequenzen mit Comedy-Charakter nur als Backtimer oder Sendezeitüberbrückung während der eigentlich sendefreien Zeit in der Nacht. 2004 ehrte die Adolf-Grimme-Jury «Bernd das Brot» in der Kategorie „Spezial“: Die Figur vertrete laut Jury „das Recht auf schlechte Laune“ und widersetze damit „sich stellverstretend für uns dem Gute-Laune-Terror, der unaufhörlich aus dem Fernseher dröhnt und quillt“. Zudem benenne dieser „die volksverdummenden Mechanismen (…) eines Teils des TV-Geschäft“. Passenderweise stammt die Figur aus der Feder von TV-Produzent Tommy Krappweis, der in den 90er-Jahren für «RTL Samstag Nacht» tätig war.
Zunächst war die KI.KA-Sendezeit von 6 bis 19 Uhr beschränkt - die Kinder sollten ja nicht zu lange Fernsehen schauen. Demnach beendete das Sandmännchen traditionell den KI.KA-Sendetag gefolgt vom einem kurzen Verabschiedungstrailer mit „Gute Nacht“-Wünschen. Bis zur Sendezeit-Ausweitung bis 21 Uhr am 1. Januar 2003 teilte der KI.KA die Frequenz mit dem Kultursender arte, der mittlerweile eine eigene Frequenz beansprucht. Im KI.KA-Programm finden die Zuschauer neben Serien und Spielfilmen auch Magazine und Dokumentationen. Dazu zählen Kinderprogramm-Klassiker von ARD und ZDF wie «Wickie und die starken Männer», «Biene Maja» oder «Heidi». Auch internationale Serien wie «The Tribe», «H2O – Plötzlich Meerjungrau» oder die BBC-Kleinkind-Serie «Teletubbies» zählen zum Programm – ebenso Eigenproduktionen.
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Anders als bei einigen Mitbewerber gilt das Kinderprogramm bei den meisten Eltern als Qualitätsprogramm mit Bildungsauftrag – allein schon als öffentlich-rechtlicher Sender ohne Werbung – GEZ sei Dank. Vor allem das umstrittene Image einiger US-Cartoons zahlt positiv auf den Sender ein, da der KI.KA konsequent darauf verzichtet – auch wenn Privatsender mit den Cartoons teils sehr gute Einschaltquoten einfahren. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben gemäß Rundfunkstaatsvertrag einen Informationsauftrag – ein Kinderprogramm umso mehr. So heißt es offiziell in der KI.KA-Grundsätzen: „Ein Fernsehprogramm kann und soll nicht erziehen, aber Kindern Denkanstöße liefern. (…) Der KI.KA vermittelt Selbstbewusstsein, kein Markenbewusstsein und wirbt für positive Werte, nicht für Produkte.“ Mit dem Projekt «KiKANiNCHEN» läuft vormittags ein Programm, das speziell an Vorschulkinder gerichtet ist und zudem ein begleitendes Online-Angebot bietet. Seit 2004 veranstaltet der KI.KA jährlich eine Sommertour und besucht deutsche Städte Off Air mit einer Showbühne.
Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Der Kinderkanal wird größer und kommt wie ein Kind in die Pubertät, wo es zu „Problemen“ kommen kann: Der Abrechungsskandal verschmutzt das bisher sauberere und glaubwürdige Image bisher am stärksten: Ein ehemaliger Herstellungsleiter des Senders soll über Jahre geschätzte neun Millionen Euro über Rechnungen mit erfundenen Dienstleistungen unterschlagen haben. Damit seien GEZ-Einnahmen über Jahre veruntreut worden. Der Prozess gegen den Angeklagten läuft und die Rundfunkanstalten sollen weiterhin darüber streiten, wer für den Schaden letztlich aufkommt, da bisher unklar ist, ob eine Versicherung die Millionen zurück zahlt.
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