Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Beweises, dass auch die Teilnahme an wissenschaftlichen Produktionen nicht vor dem Dschungel schützt.
Die «Knoff-Hoff Show» wurde am 16. Februar 1986 im ZDF geboren und versuchte die vermeintlich gegensätzlichen Begriffe Unterhaltung und Wissenschaft miteinander zu kombinieren. Dazu wurden chemische, physikalische und mathematische Prozesse mit Hilfe von anschaulichen und zum Teil spektakulären Experimenten dargestellt und erklärt. Daher knallte und puffte es in der Sendung immer zu. Ihr Name leitete sich dabei vom englischen Wort „Know-How“ ab, das einfach deutsch ausgesprochen wurde.
Konzipiert und moderiert wurde sie vom Physiker Dr. Joachim Bublath, der zuvor bereits wissenschaftlicher Berater des Schulfernsehens und Moderator der Sendungen «Physik-Zirkus» und «Kopf um Kopf», die in den dritten Programmen ausgestrahlt wurden, war. Diese hatten ebenfalls physikalische Phänomene zum Inhalt, verbanden sie aber mit einem Wettkampf. So duellierten sich in «Kopf um Kopf» Schüler mit ihren Lehrern, während im «Physik-Zirkus» Männer gegen Frauen antraten. Dabei gewannen die Frauen allerdings immer, weil ihnen die Antworten vorab gegeben wurden, um bewusst gegen Vorurteile ankämpfen zu können.
In der ZDF-Sendung wurde dann auf solche spielerischen Anteile verzichtet und nur noch effektvolle Versuche präsentiert, die in einem eher losen Zusammenhang standen. Veranschaulicht wurden auf diese Weise alltägliche Phänomene wie die Wirkung von Schwer- und Beschleunigungskräften anhand kleiner Achterbahnen, die Funktionsweisen gebräuchlicher Erfindungen wie CD-Brenner oder komplexe Verfahren wie die Beschleunigung von Atomteilchen. Dargeboten wurden sie stets, vor Livepublikum in einem kleinen Studio, das mit seinen Bistrotischen eine Straßencafé-Atmosphäre vermittelte. Weil der Auf- und Abbau der Experimente oft aufwendig war und viele Versuche wiederholt werden mussten, wurden die damaligen Studiozuschauer mit rund 100 DM entlohnt, mussten dafür aber zum Teil mehrere Tage zur Verfügung stehen – manchmal sogar nachts.
Bublaths zuweilen steife Art sollte durch Anwesenheit einer weiblichen Co-Moderatorin abgedämpft werden. Anfangs kam diese Aufgabe Ramona Leiß zu, die durch insgesamt 38 Folgen führte, bevor sie dann entlassen wurde. In einem Interview mit dem Physiker-Portal Drillingsraum beschrieb Bublath die damalige Situation wie folgt: „Die Ramona Leiß hat unter Ausnutzung ihrer «Knoff-Hoff» Popularität plötzlich angefangen Schlager zu machen, mit Tirolerhut und so weiter. Sie stand da mit einem Manager unter Vertrag - wir konnten gar nicht mehr direkt mit ihr verhandeln, sondern nur noch über dieses Management. Und sie hat quasi versucht, diese Popularität mit in diese Schlager- und Volksmusikgeschichte zu bringen, die ich nicht hoch schätze.“ Ersetzt wurde sie im Jahr 1993 durch die Fernsehansagerin Babette Einstmann, die auch durch das legendäre «ZDF Glückstelefon» führte.
Die 45minütigen Episoden wurden in einzelne Blöcke unterteilt, die in sich eine thematische Einheit bilden sollten. Zwischen diesen spielte die Band „Veterinary Street Jazz“, die damals nur als „Knoff-Hoff-Band“ bekannt war, fröhliche Dixieland-Musik. Während ihrer Darbietungen wurden die Höhepunkte der vorangegangenen Experimente noch einmal wiederholt. Die Band half jedoch nicht nur, die Sendung besser zu strukturieren, die einzelnen Teilnehmer mussten auch immer wieder an den Experimenten teilnehmen, was fast immer in einer Klamauk-Nummer endete.
Hierin lag auch ein wesentlicher Kritikpunkt seitens anderer Wissenschaftler an der Sendung. Sie bemängelten immer wieder, dass in der Show mehr auf Unterhaltung als auf Wissensvermittlung gesetzt würde. Zuweilen hatte man auch als laienhafter Zuschauer das Gefühl, dass einige Experimente nicht wegen ihrer Relevanz, sondern wegen der Effekte durchgeführt wurden. „Bei Gags, die regelrecht in die Luft gehen, haben wir ein Publikum von sieben, acht Millionen. Wenn wir längere Erklärstücke reinbauen, springen die einfach ab. Also müssen wir die Gags geschickt streuen“, rechtfertigte Bublath den Einsatz dieser Elemente in einem Interview im Jahr 1995. Auch aus diesem Grund tauchte regelmäßig der «Knoff-Hoff»-Professor auf, dessen Experimente immer schief gingen. Trotz aller Kritik, funktionierte das Konzept hervorragend und lockte für eine ZDF-Produktion ein erstaunlich junges Publikum an.
Auch wenn ihre Reichweiten aufgrund der stärkeren privaten Konkurrenz in den letzten Jahren von sieben auf knapp fünf Millionen Zuschauer absanken, war die Show bis zuletzt trotz ihres unregelmäßigen Ausstrahlungsrhythmusses, des Sendeplatzes am Sonntagvorabend und der wissenschaftlichen Ausrichtung außerordentlich beliebt. Sogar so sehr, dass sie zahlreiche Bücher mit den beliebtesten Experimenten hervorbrachte und in unzählige Länder verkauft wurde. Die Einstellung erfolgte daher nicht mangels Zuspruch, sondern weil das extreme Tempo sowie die Dichte an Versuchen irgendwann nicht mehr haltbar und das Reservoirs an Experimenten erschöpft waren. So kam es, dass im März 1999 die letzte Ausgabe ausgestrahlt und das Programm zunächst beerdigt wurde.
Im Jahr 2002 erfuhr es jedoch eine Reaktivierung, allerdings in größer Form. Unter dem Titel «Die große Knoff-Hoff-Show» präsentierte Joachim Bublath in unregelmäßiger Folge nun am Donnerstagsabend zur besten Sendezeit all diejenigen Experimente, die in den kleinen Rahmen des Ursprungsformats nicht passten. Es gab nun aufwendige Stunts, noch größere Explosionen und prominente Gäste zu bestaunen, wodurch der Unterhaltungsanteil abermals anstieg. Als Co-Moderatorin fungierte Monica Lierhaus, die ab 2004 dann durch Kim Fischer ersetzt wurde. Die Reichweiten der XXL-Variante blieben jedoch trotz der besseren Sendezeit hinter denen der ursprünglichen Version zurück. Zudem wuchs in Bublath das Unbehagen bezüglich der inhaltlichen Entwicklung, sodass das endgültige Ende nicht mehr abzuwenden war.
Die «Knoff-Hoff-Show» wurde in ihrer ursprünglichen Form am 21. März 1999 beerdigt und erreichte ein Alter von 79 Ausgaben, denen eine Handvoll Specials folgte. Die Show hinterließ den Moderator Joachim Bublath der dann einige Wissenschaftsmagazine im ZDF präsentierte. Darunter war auch die regelmäßige Sendung «Abenteuer Forschung», die ab 2004 komplett auf ihn zugeschnitten wurde und fortan den Titel «Joachim Bublath» trug. In zwei Ausgaben im Jahr 2006 griff er in diesem Zusammenhang noch einmal seine ehemalige Erfolgsshow auf und zeigte unter dem Titel «Joachim Bublath - Der Sommer mit Knoff-hoff» verblüffende Experimente. Diesmal rund um die Themen Glas, Fliegerei, optische Täuschungen und Leistungssport. Nach dem Ende der Reihe im Jahr 2008 zog er sich weitestgehend aus dem Fernsehen zurück und veranstaltet heute wissenschaftliche Vorträge und Jazzkonzerte.
Ramona Leiß widmete sich nach der «Knoff-Hoff-Show» eher leichter Kost zu und führte durch den «ZDF-Fernsehgarten» sowie einige Volksmusik- und Schlagersendungen. Ab dem Jahr 2002 erhielt sie mit «Ramona - Schön ist es, auf der Welt zu sein» ein regelmäßiges Interviewformat im MDR, das sich ebenfalls im Schlagermetier bewegte. Anschließend versuchte sie sich als freischaffende Malerin und zog im Januar 2012 als Teilnehmerin der RTL-Show «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» ins Dschungelcamp ein. Die Idee wissenschaftliche Phänomene durch anschauliche Experimente in Unterhaltungsprogramme einzubauen wurde später durch Sendungen wie «Galileo» oder «Clever! Die Show, die Wissen schafft» wieder aufgegriffen.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann den Fernsehformaten ehemaliger Dschungelstars.