Ich war im Kino. Nein, nicht .to, sondern im echten Lichtspielhaus. Da wo man auch überteuertes Popcorn kaufen kann. Wären diese Multiplex-Schuppen nicht schon nach der teuren Kinokarte so auf Abzocke getrimmt, so könnte man sich auch durchaus höhere Besucherzahlen vorstellen. Träume insgeheim immer noch von der Camrip-Vorstellung. Abgefilmte Raubkopien aus dem Internet im Kino mit schlechtem Sound für den halben Preis. Ein noch unerprobter Kassenschlager. Doch belassen wir es damit vorerst bei meinen Gedanken zur medialen Weltherrschaft.
Ich hasse Kino mittlerweile. Plakate ohne den Funken Charme, Photoshop an jeder Ecke und im Film bemerke ich geradezu permanent die Prozessoren bei der Berechnung der nicht echten Staubwolke. Für mich ist das nervig. Da! Die Explosion ist auch nicht echt. Da haben sie gar nicht vor dem Pentagon gedreht. Diese Menschenmenge ist achtfach kopiert, gedoppelt und die Hitze über dem Tee sogar auch noch animiert. Mich damit zu beschäftigen lenkt mich einfach viel zu sehr vom Film ab. Dann ärgere ich mich auch noch darüber, weil es ein viel zu großes Ausmaß angenommen hat. Alles ist möglich! Unmögliche Kamerafahrten fernab jeder konstruierbaren Achterbahn. Es kotzt mich gewaltig an.
Und dann ist da auf einmal dieser Film. Der neue Streifen der Muppets. Das Comeback der Helden mit riesiger Kampagne zuvor im Netz. Einfach mal ansehen. Immerhin hatte mir Disney sogar eine Puppe zukommen lassen. Ich soll damit ein wenig weiter den Trubel auf YouTube veranstalten. Dann sollte ich doch auch den Film gesehen haben, oder? Ehrensache. Allein einmal im Leben auf irgendeiner Ebene mit dieser Firma Kontakt zu haben sprengt jeden Kindertraum von mir.
Und deswegen schreibt er hier nun auch noch eine Kolumne über den besten Film aller Zeiten und erfreut seinen Sparkassen-Berater mit Millionen an Werbeeinnahmen? Sicher nicht. Ich glaube die sind eher unglücklich, wenn man von solchen Anfragen öffentlich berichtet. Ich dagegen bin einfach großartig unterhalten worden.
Warum? Diese Wiederkehr der Muppets ist einfach sehr gut geschrieben worden. Weit besser als das Comeback von Star Trek. Da gibt es fast kaum digitale Effekte. Der ganze Film lebt wie damals vom Charme der Puppen, der Musik, ihrer Botschaft und dem Witz. Wie kann das heute noch gehen? Man macht sich sogar über Kinderstars lustig, baut alte Fotos mit Komiker Richard Little ein und besinnt sich auf das elegante Handwerk des Kinos. Wer zum Teufel ist Richard Little? Suchen sie auf YouTube danach. Großartiger Komiker. Es wird an die alte Zeit erinnert, eine neue Geschichte erzählt und die Muppets bleiben sich im ganzen Film einfach ungeheuer treu.
Wo waren da bloß die neumodischen Medienmenschen? Die hippen Berater für die Jugend und ihre Wünsche? Das Internet wird nicht aufgegriffen. Es gibt kaum Effekte. Nur da wo es wirklich hilfreich ist und nicht mit Puppen realisierbar wäre. Da ist mir richtig das Filmerherz aufgegangen. Songs werden im Stile von Fred Astaire gesteppt und überall bemerkt man das grandiose Handwerk. Wissen Sie wie erfrischend manche Szene hier war? Da wurde nicht im Rechner gewerkelt, sondern der Hollywood-Boulevard für zwei ganze Nächte abgesperrt und echte Menschen tanzten auf der Straße. Ohne Greenscreen. Echt! Das gibt es eigentlich nicht mehr.
Dabei ist es kein altmodischer Film. Er ist neu, lustig und eine tolle Reunion der Helden von Jim Henson. Er ist einfach nur sehr gut geschrieben, hat ein perfektes Timing, Gesangseinlagen, Gefühl und wirft Fragen beim Zuschauer auf. Wo waren die Muppets die ganze Zeit? Die werden gebraucht. Dringend.
Ich wusste nicht viel vor meinem Kinobesuch. Hatte zwei Trailer gesehen. Nach meinem Kinobesuch habe ich mir dann weitere Clips rausgesucht. Unter einem der Videos auf YouTube steht übersetzt.
„Ich habe nach dem Ende des Films nicht mehr aufgehört zu lachen.“
Darum geht es bei den Muppets. Lachen. Mission im Gegensatz zur Konkurrenz erfüllt. Ohne Effektgedudel.
Ihr
Rob Vegas