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Die Story ist einfach: Chris und Reagan Brinkley (Will Arnett, Christina Applegate) sind ein glückliches verheiratetes Paar mit einem Karriereleben. Er ist ein Anwalt, sie die ausführende Produzentin einer täglichen lokalen Talkshow ihrer besten Freundin Ava (Maya Rudolph). Als die beiden endlich Zuwachs in Form einer Tochter namens Amy bekommen, ändert sich das Leben der Brinkleys. Chris verwandelt sich zu einem Hausmann, während seine Frau weiterhin die chaotisch anmutende Produktion der Talkshow betreut. Wie es sich für neue Eltern jedoch gehört, gibt es immer wieder ein paar Probleme in ihrem neuen Leben, welche die komödiantischen Talente der Hauptdarsteller widerspiegeln.
«Up All Night» ist nicht unbedingt eine großartige Comedyserie, oder allgemein betrachtet eine Serie, die groß in irgend welchen Awardzeremonien abräumen wird. Allerdings beweist die Serie von Emily Spivey, die als ehemalige Sketchautorin für «Saturday Night Live» ihr schreiberisches Comedytalent in der Serie ausspielen kann, dass Comedy nicht immer überborden sein muss. Es reicht völlig aus, wenn es hier und da einen kleinen Lacher gibt, der zeigt, dass «Up All Night» als Comedy konzipiert wurde, jedoch zu jeder Zeit als gutherzige Serie funktioniert, welche die positiven Seiten des Elterndaseins zeigt. «Up All Night» hat den Vorteil, dass die Comedy nicht verrückt genug ist, um in einem Atemzug mit «2 Broke Girls» oder «The Big Bang Theory» verglichen zu werden. Stattdessen darf man durchaus behaupten, dass die Comedy ein ernsthaft und ehrlich angelegter Versuch ist, neue Eltern in ihrem Gebiet zu zeigen.
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Die existenzielle Krise des Elterndaseins ist jedoch ein starker Identifikationsfaktor in der Serie. Irgendwann wird es nicht mehr genügen, wenn Reagan und Chris eine neue Lebensstunde in Sachen Elterndasein bewältigen und neue Dinge lernen. Zwar passt das perfekt zum Realismus der Serie, kann auf Dauer – sollte «Up All Night» sich für NBC-Verhältnisse als dauerhafter Erfolg erweisen – jedoch extrem ermüdend sein, so lange die Autoren weiterhin versuchen, den Comedyteil durchzudrücken. Glücklicherweise wachsen Babys schnell heran, und es dauert nicht lange, bis Tochter Amy ihr erstes Wort spricht, ihren ersten Zahn bekommt, oder ihre ersten Gehversuche macht. In dieser Hinsicht wäre es sogar lohnenswert, die Charaktere in «Up All Night» über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu verfolgen; damit neben «Parenthood» auch die Comedysparte zeigen kann, dass Eltern cool sein können, und nicht, wie in «Raising Hope», mit allerhand Zoten und humorvollen Lächerlichkeiten daherkommen.
Der Cast macht seine Sache mehr als perfekt. Wie geschaffen für solch eine Comedyserie geben Christina Applegate und Will Arnett ein bezauberndes Ehepaar ab, deren Chemie zueinander glaubwürdig ist. Arnett hat mit «Up All Night» sogar die Chance bekommen, endlich einen normalen Charakter zu spielen, der nicht immer wirkt, als wäre er strunzdumm, oder ein integraler Teil der Comedy. Selbst Maya Rudolph darf mit ihrem Charakter mehr als nur ihr Comedytiming zeigen. Hier wäre es allerdings wünschenswert, Ava mehr in die Geschichten von Reagan und Chris mit einzubringen. Nach einer halben Staffel wird man das Gefühl nicht los, dass die Autoren mit Ava ihre Comedy rechtfertigen wollen.
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Um als Comedyserie mit realistischen Tönen noch besser zu werden, müssen die Autoren aufhören, tonnenweise Wegwerfstorys oder -charaktere in die Episoden zu schreiben. Mit Kevin wurde immerhin ein erster Schritt darin getan, so etwas wie eine Entwicklung in mehreren Episoden zu zeigen, doch davon ist dann nicht viel zu sehen. Ava wirkt nicht, als würde sie zurzeit in einer wundervollen Beziehung stecken, während die Beziehung selbst keinerlei Auswirkungen hat, so lange Gaststar Jason Lee kein integraler Bestandteil der Serie ist.
Das gilt auch für den Anteil der Workplace-Comedy, die sich sicherlich für eine eigene Serie anbieten würde. Hin und wieder greifen die Autoren Storys an, die wie von «30 Rock» kopiert wirken, doch am Ende gibt es kein Ergebnis für die Zuschauer. Keinen Grund, warum man sich nun über 20 Minuten durch den Kleinkrieg zwischen Ava und ihrem Team durchkämpfen muss. Keine Gründe, warum Reagan und Ava als Kollegen, Partner und beste Freunde sich täglich durch die tägliche Produktionsschlacht durchschlängeln müssen, wenn es nicht mal eine Hintergrundgeschichte gibt. Der einzige Augenmerk liegt stattdessen in der überbordenden Beziehung zwischen Ava und ihren Kollegen, und bietet sich dabei nicht mal als Quelle interessanter Episodenstorys an.
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