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«The Artist»
Im Hollywood der 20er-Jahre dominiert noch der Stummfilm. Einer der großen Stars dieser Zeit ist George Valentin (Jean Dujardin), der gerne im Rampenlicht steht und darüber hinaus auch ein äußerst großes Faible für schöne Frauen besitzt. Bei der Premiere zu seinem neuesten Streich "A Russian Affair" badet er nur allzu gerne in der jubelnden Menge und lässt sich feiern. Durch einen Zufall wird die junge Peppy Miller (Berenice Bejo) nach der Kinovorstellung neben ihrem Idol stehend von der Presse fotografiert und nur einen Tag später sogar auf dem Titelblatt abgedruckt. Die stolze Peppy ergattert daraufhin in einem Casting eine Nebenrolle in Valentins nächstem Film, bei dem sie den Filmstar sofort in ihren Bann ziehen kann. Doch die Wege der beiden trennen sich anschließend erst einmal wieder für einige Jahre. Inzwischen hat der Tonfilm Einzug erhalten und George Valentins einst so leuchtender Stern erlischt immer mehr, während die junge Peppy selbst zum gefeierten Star wird. Ihr großes Idol hat sie dabei allerdings nicht vergessen...
Kaum ein Kinofilm war in den vergangenen Wochen medial so präsent wie Michel Hazanavicius' Hommage an die Zeit des Stummfilms. Auch bei den Kritikern kam der dreifache Golden-Globe-Gewinner überaus gut an. So beurteilte ihn Michael Föls vom österreichischen Online-Dienst Filmering als "herausragenden Film", der "eine klassische Geschichte aus einer längst vergangenen Ära mit einer Konsequenz, die selten ist und einer Hingabe zum Medium Film die noch viel rarer gesät ist" erzählt. Roland Meier von der Schweizer Plattform Outnow war sogar so begeistert, dass «The Artist» seines Erachtens "cineastische Magie", die "mit einer Liebe zum Detail [gemacht wurde], die bewundernswert ist". Die Cinema-Redaktion bewertete die französisch-belgische Co-Produktion als "augenzwinkernde Hommage an eine Kino¬epoche, die einige der größten Filme aller Zeiten hervorgebracht hat" und "immerhin zu den schönsten [Filmen] des vergangenen Kinojahres" zählt.
OT: «The Artist» von Michel Hazanavicius; mit Jean Dujardin, Berenice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller und Missi Pyle
«The Descendants - Familien und andere Angelegenheiten»
Das englische Wort "Descendant" bedeutet übersetzt so viel wie Abkömmling oder Nachfahre. Wir alle sind Nachfahren von irgendwem, doch nicht alle haben dabei so viel Glück wie die Familie King. Denn Anwalt Matt (George Clooney), dessen Frau Elizabeth (Patricia Hastie) und die beiden Töchter Alex (Shailene Woodley) und Scottie (Amara Miller) besitzt seit Jahrhunderten ein sehr wertvolles Stück Land, dessen Wert auf eine halbe Milliarde US-Dollar taxiert wird. Zudem verdient Matt sehr gutes Geld, materiell fehlt es der Familie also wahrlich an nichts. Als aber die abenteuersüchtige Elizabeth nach einem Bootsunfall ins Koma fällt, sind für den Familienvater diese Werte plötzlich nur noch zweitrangig. Denn er findet nun heraus, dass seine Frau eine Affäre mit einem jungen Immobilienmakler (Matthew Lillard) hatte und ihn verlassen wollte. Das kann Matt nicht auf sich sitzen lassen und macht sich auf die Suche nach seinem Nebenbuhler...
Auch der vierte vorgestellte Film in dieser Woche kam bei der Zunft der Filmkritiker alles andere als schlecht davon. So sah ihn Carsten Baumgardt von Filmstarts als "Triumph für Regisseur Alexander Payne", da er "nicht nur tief bewegt, sondern auch königlich amüsiert". Für die in Kürze folgenden Academy Awards ist «The Descendants» seines Erachtens ein "heißer Kandidat". Für Anne Facompre von Movieworlds ist er "ein Film für all diejenigen, die nicht unbedingt einen klassischen Hollywood-Blockbuster brauchen". Mit "wunderbar ehrlich, hinreißend komisch und dennoch wahrlich tragisch" fasste sie die wichtigsten Charakteristika eines Streifens zusammen, in dem man Menschen "mit Problemen [sieht], die sich durch Geld nicht lösen lassen und die uns alle treffen können". Auch die Kritiker aus den Vereinigten Staaten zeigten sich überwiegend begeistert, wenngleich beispielsweise Richard Corliss zwar "mögenswerte Dinge bei diesem Film" fand, jedoch letztlich "unberührt" blieb. Peter Rainer vom Christian Science Monitor hingegen war der Meinung, "ein kleines Wunder von einem Film gesehen zu haben".
OT: «The Descendants» von Alexander Payne; mit George Clooney, Shailene Woodley, Amara Miller, Nick Krause, Patricia Hastie und Grace A. Cruz