Black-Out am Fernsehbildschirm: Dieses Szenario könnte viele deutsche Haushalte am 01. Mai treffen, weil einen Tag zuvor die analoge Ausstrahlung des Satellitenfernsehens endet. Noch immer schauen 15 Prozent der deutschen Sat-Empfänger analoges Fernsehen. Alle müssen bis zum 30. April investieren: meistens in ein neues Empfangsgerät, manchmal sogar in die Satellitenschüssel. Wer bis April seine Fernsehtechnik nicht digital empfangbar hat, kann dann keine Programme mehr empfangen: Sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die privaten Sender beenden an diesem Tag ihre analoge Sat-Ausstrahlung.
Empfange ich bereits digitales Fernsehen?
Ob Sie zu den 15 Prozent der Haushalte gehören, die noch kein digitales Sat-Fernsehen schauen, können Sie einfach überprüfen: Die Videotexte der großen Sender Das Erste, ProSieben, RTL, SAT.1 und ZDF zeigen auf Tafel 198, ob gerade digitales oder analoges Programm empfangen wird. Sollte letzteres der Fall sein, muss das Empfangsgerät ausgetauscht werden, mit dem Sie ihr Fernsehprogramm schauen. Wer Programme wie ZDFneo und EinsFestival empfängt, kann sicher sein, dass er bereits digital schaut. Denn diese Sender werden analog nicht verbreitet.
Was tun, wenn ich noch analog schaue?
- Ganz moderne Fernseher haben bereits einen digitalen Satellitentuner integriert. Damit kann der Standard DVB-S ohne zusätzliches Gerät empfangen werden. Sollte dies der Fall sein, muss die Empfangsart in den TV-Einstellungen lediglich von analog auf digital umgestellt werden. Aber nur wenige Fernseher besitzen diese Technik bisher. Wer mit der Digitalisierung sowieso ein neues TV-Gerät kaufen will, achtet daher auf den integrierten DVB-S-Tuner – dann nämlich muss keine externe Empfangsbox mehr angeschlossen werden. Alle anderen brauchen diese zusätzlich.
- Digitale Empfangsgeräte, also Sat-Receiver, können im Fachhandel ab 30 Euro erworben werden. Wichtig ist, dass sie den Standard DVB-S (für Satellit) unterstützen. Wer gleich in zukunftsfähige Technik investieren will, gibt etwas mehr Geld aus: für ein HD-taugliches Gerät, das auch hochauflösende Programme empfangen kann. Damit ist es beispielsweise möglich, die öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste oder ZDF in hervorragender Bildqualität zu sehen. Neben dem HD-Receiver ist dann aber auch ein HD-tauglicher Fernseher Pflicht. Wer außerdem Pay-TV-Programme wie Sky oder private HD-Sender (HD+) empfangen möchte, benötigt einen Receiver mit CI+-Steckplatz und entsprechendem Kartenmodul. In dieses kommt die jeweilige Smartcard, mit der entsprechende Sender freigeschaltet werden.
In den meisten Fällen benötigt man den angesprochenen externen digitalen Satellitenreceiver, der zwischen Sat-Steckdose und Fernseher angeschlossen wird. Manchmal aber muss man bereits bei der Satellitenschüssel ansetzen: Vereinzelte alte Geräte können kein digitales Signal empfangen. Schauen Sie in diesem Fall in Ihre Betriebsanleitung oder fragen Sie ihren Vermieter, ob die Sat-Schüssel bereit für digitales TV ist – sie muss dazu „LNB“-digitaltauglich sein. Kann diese nur analog empfangen, muss aufgerüstet werden – mit einem neuen LNB-Empfangsgerät, das an die Schüssel angeschlossen wird. Richtwert für den Austausch ist das Jahr 1997: Ältere Schüsseln unterstützen die Digitalfrequenzen meist nicht. Sollen mehrere Receiver an eine Schüssel angeschlossen werden, benötigt man entsprechende LNB-Empfangseinheiten. Twin-LNBs besitzen beispielsweise zwei Receiveranschlüsse, Quad-LNBs vier.
Da noch Millionen alte Geräte bis Ende April ausgetauscht werden müssen, rechnen die Herstellerfirmen mit Versorgungs- und Lieferengpässen. Es ist daher ratsam, sich jetzt schon die entsprechenden Geräte zu kaufen. Wichtig: Jeder Fernseher im Haushalt muss digital umgerüstet werden – das heißt, dass jeder einen Digitalreceiver benötigt.
Vorteile des digitalen Fernsehens
Die Umstellung auf digitales Fernsehen mag in einigen Haushalten mühevoll erscheinen, aber langfristig überwiegen die neu gewonnenen Vorteile: Das Fernsehbild verbessert sich merklich, die Tonqualität ebenfalls. Durch die analoge Abschaltung erhalten die Sender zudem neuen Platz, um bessere digitale Sender zu verbreiten: So werden die freigewordenen Transponder-Kapazitäten schon im Mai dafür genutzt, viele neue HD-Angebote zu starten – darunter zahlreiche Dritte und Sender wie ZDFneo.
Größter Pluspunkt beim Digitalempfang ist die Vielzahl neuer Programme: Analog werden meist nicht viel mehr als 30 eingespeist, digital ist ein Vielfaches möglich. Öffentlich-rechtliche Angebote wie der junge Sender ZDFneo, Info-Kanäle wie ZDFinfo und EinsExtra und Privatsender wie Comedy Central oder DMAX. Auch neue digitale Radioprogramme wie DRadio Wissen sind dann zu hören. Fast alle digitalen Empfangsgeräte besitzen zudem einen elektronischen Programmführer (EPG), der als TV-Zeitschrift auf dem Bildschirm fungiert. So kann schnell gesehen werden, wo welche Sendung gerade und in den nächsten Stunden läuft. Weitere Informationen zu den jeweiligen Programmen sind dann ebenfalls auf Knopfdruck erhältlich.
Kabelfernsehen
Analoge Kabelkunden müssen indes noch nichts befürchten, da bisher kein deutscher Kabelnetzbetreiber ein konkretes Abschaltdatum für die analogen Signale angekündigt hat. Dennoch wird es nicht mehr allzu lang dauern, bis sich auch hier etwas ändert. Das Unternehmen Unitymedia hat nach der Übernahme eines anderen Kabelnetzbetreibers angekündigt, zum 01. Januar 2013 die Grundverschlüsselung für digitale Fernsehsender aufzuheben. Ab dann können alle Kunden von Unitymedia die Sender unverschlüsselt und ohne Smartcard empfangen – also genauso wie beim analogen Fernsehen. Daher gäbe es ab 2013 kein wirkliches Argument mehr dafür, die analoge Ausstrahlung beizubehalten. Dennoch ist wahrscheinlich, dass Kabelfernsehen sogar noch über Jahre hinweg analog empfangbar sein wird – hier ist die Zahl der Haushalte, die noch nicht digital umgerüstet haben, schließlich noch viel höher als beim Satellitenfernsehen.
Weitere Informationen über die analoge Sat-Abschaltung und die digitale Umrüstung gibt es auf der Internetseite www.klardigital.de