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Manche Filme sind mehr als nur ein Augenschmaus: Quotenmeter.de präsentiert zehn Fälle, in denen das Filmerlebnis auch ein Genuss für die Ohren ist.
«Super 8» (Michael Giacchino)
Michael Giacchino gehört mittlerweile zu den am meisten gefragten Komponisten in Hollywood. 2011 schrieb er die Musik zu fünf Kino-Produktionen, darunter in seiner Funktion als einer von Pixars-Stammkomponisten auch zu «Cars 2». Zu seinen Stamm-Arbeitgebern gehört außerdem J. J. Abrams, dessen Regiearbeiten und TV-Produktionen Giacchino bereits seit 2001 treu begleitet und für den er konstant einige seiner besten Arbeiten abliefert. «Super 8» bildet da keine Ausnahme: Der Rücksturz in die Zeiten von Familienfilmen wie «Die Goonies» oder «E.T.» gibt dem Oscar-Preisträger die Gelegenheit, seine eigene musikalische Handschrift für eine aufwändige Hommage an John Williams zu verwenden. Hätten der Soundtrack von «E.T.» und die Musik aus «Lost» ein Kind, dann wäre es die Filmmusik zu «Super 8».
Anspieltipps: „Super 8“, „Aftermath Class“, „Circle Gets The Cube“, „Shootus Interuptus“, „Thoughts Of Mom“, „Woodward Bites It“, „Neighboorhood Watch - Fail“, „The Evacuation Of Lilian“, „The Siege Of Lilian“, „Creature Comforts“
«Captain America: The First Avenger» (Alan Silvestri)
Alan Silvestri hatte in den letzten Jahren wenig Glück mit seiner Arbeit an großen Blockbustern. So wurde er ursprünglich für «Fluch der Karibik» engagiert, fand jedoch keinen künstlerischen Konsens mit Produzent Jerry Bruckheimer, weshalb er das Projekt verließ. Es war nicht der einzige, wohl aber der prominenteste Fall, in dem Silvestri ersetzt wurde. Dabei prägte er in den 80ern und 90ern mit Filmen wie «Predator», «Falsches Spiel mit Roger Rabbit», «Zurück in die Zukunft» oder «Forrest Gump» den Klang des großen Hollywood-Kinos der Neuzeit mit. Möglicherweise resultierte dieser Frust auch in Silvestris schwachen Arbeiten der jüngeren Vergangenheit. Mit «Captain America» findet der Komponist aber endlich zu alter Stärke zurück: Denkwürdige, eigenständige Leitthemen voller tragender Emotion und ein unentwegt mitreißender Rhythmus heben die Musik zum in Deutschland so unpopulären Superhelden weit über die Begleitthemen der erfolgreicheren Marvel-Helden hinaus. Als besonderes Kleinod wurde zudem der Song „Star Sprangled Man“ auf den Soundtrack gepackt, eine liebevolle Persiflage typischer, US-patriotischer Gassenhauer, wie sie während der Kriegszeit in den Staaten zu hören waren. Komponiert wurde dieses Stück amerikanischer Selbstironie von niemand geringerem als dem achtfachen Oscar-Gewinner Alan Menken («Die Schöne und das Biest», «Aladdin»).
Anspieltipps: „Captain America Main Titles“, „Hydra Lab“, „Training the Supersoldier“, „Triumphant Return“, „Flight On The Flight Deck“, „Star Sprangled Man“
«Mission: Impossible – Phantom Protokoll» (Michael Giacchino)
Der vierte Teil von «Mission: Impossible» erinnert deutlich stärker an eine behutsam modernisierte Neuauflage der goldenen «James Bond»-Zeiten, als es bei den letzten Einsätzen von 007 der Fall war. Dies ist einerseits der vergnüglichen Inszenierung von Brad Bird zu verdanken, der auf spektakuläre, handgemachte Actionsequenzen sowie den augenzwinkernden Einsatz verrückten Technikspielkrams zurückgreift. Aber auch Michael Giacchinos Filmmusik ist ein wertvolles Element des Agentenspaßes: Giacchino setzt ganz altmodisch auf dynamisch abgemischte Posaunen und Trompeten. Hinzu gesellen sich augenzwinkernd stereotype Einfärbungen „lokaler Klänge“ aus den verschiedenen Schauplätzen des Agentenspektakels. Giacchino, der bereits die Musik zu «Mission: Impossible III» geschrieben hatte, vermied es zudem, sich selbst zu kopieren, und arrangierte das legendäre «Mission: Impossible»-Leitthema wieder einmal komplett um. Giacchinos zweiter Versuch dürfte die bisher fantasievollste, und atmosphärisch dennoch klassischste Version dieses Tracks sein.
Anspieltipps: „Light the Fuse“, „In Russia, Phone Dials You“, „Kremlin With Anticipation“, „A Man, a Plan, a Code, Dubai“, „Out for a Run“, „World's Worst Parking Valet“
«The Ides of March – Tage des Verrats» (Alexandre Desplat)
Der 50-jährige, gebürtige Pariser Alexandre Desplat erhielt seit seinem 2003 erfolgten Durchbruch in Hollywood bereits vier Oscar-Nominierungen und jeweils fünf Nominierungen für den Golden Globe und den britischen Filmpreis BAFTA. Hauptsächlich ist er für seine sehr subtilen, unaufdringlichen Kompositionen bekannt, und auch im Politdrama «The Ides of March» lässt Desplat weitestgehend Minimalismus arbeiten. Allerdings setzt er George Clooneys unaufgeregter Regie vor allem gen Schluss des Films tragendere Reprisen der den Film über eingestreuten Leitmotive entgegen. Desplats Ruck aus seiner feinsinnigen Komfortzone ist jedoch, was seine eingeschworenen Fans freuen dürfte, kein Selbstverrat und erst recht kein Anzeichen für eine schleichende Kommerzialisierung. Viel eher führt dieser leichte Stilbruch mit seinem doppelbödigen, klanglich eingängigen Patriotismus zu einigen der unvergesslichsten Desplat-Stücke seiner US-Karriere.
Anspieltipps: „The Ides of March“, „Undercurrent“, „Doubt“, „Molly“, „Zara vs. Duffy“, „Lobbying“, „The Campaign“
«Sherlock Holmes: Spiel im Schatten» (Hans Zimmer)
Exzentrisch, verquer, außerordentlich. So lässt sich der Meisterdetektiv Sherlock Holmes beschreiben, ebenso wie die für seinen unter der Regie Guy Ritchies erfolgten Kinoausflug im Winter 09/10. Das deutsche Exportwunder Hans Zimmer setzte für die Fortsetzung noch einen drauf: Düsterer, komplexer, elaborierter. Exakt so, wie auch das Komplott, welches Holmes und Watson in «Sherlock Holmes: Spiel im Schatten» zu lösen haben. Wieder schrammeln die Violinen, plinkert das Zymbal, scheppern Mülltonnendeckel und das Kneipenpiano aus dem Soundtrack zum Vorgängerfilm klingt versiffter und kurioserweise genialer denn zuvor. Statt der humoristisch-faszinierenden Wirkung des Vorgängerscores entwickelt dieser Soundtrack jedoch eine überwältigende, hypnotisch-destruktive Ader, die in Zimmers epochalen Walzer- und Oper-Klängen (frei nach Strauß, Schubert und Mozart) ihre Höhepunkte finden. Umso erlösender sind dann die komödiantischen Tüpfelchen, die den Stil von osteuropäischen Volksklängen, Bluegrass und irischem Folk abdecken. Eine abstruse Mischung, gewiss, doch wenn man bedenkt, mit welch giftigen Stoffen Holmes so experimentiert, passt sie wie die Faust aufs Auge.
Und, ja, sie ist auch ähnlich subtil ...
Anspieltipps: „Tick Tock“, „It's So Overt It's Covert“, „To The Opera!“, „Zu viele Füchse für euch Hänsel“, „The Red Book“, „The End?“