First Look

«I Just Want My Pants Back»

von
MTV geht mit einer neuen fiktionalen Serie ins Rennen, welche die „Twentysomethings“ fürs Fernsehen wiederbeleben will.

Eine Serie mit einem dokumentarischen Look versucht durch seine Handkamera und seine schnellen Schnitte immer besonders „edgy“ zu sein. Es ist oft der Versuch anspruchsvoller Unterhaltung, selbst wenn die Storys und Charaktere alles andere als intelligent geschrieben sind. Wenn MTV versucht, „edgy“ zu sein, liegt es allerdings meistens am kleineren Budget. Nichtsdestotrotz ist der neue Versuch des ehemaligen Musiksenders, mit «I Just Want My Pants Back» eine geskriptete Serie an den Mann zu bringen, und den letztjährigen Erfolg von «Teen Wolf» und «Awkward.» anzuknüpfen soll. Zugleich soll es den Beweis erbringen, dass ein „«Jersey Shore» mit Drehbüchern“ unterhaltsam sein kann. Zusätzlich steht «I Just Want My Pants Back» als Objekt der Wiederbelebung des „Twentysomethings“-Genres: Geschichten von Mittzwanzigern in der Großstadt, die durch dick und dünn gehen, und dabei kein Thema unberührt lassen. Auch wenn das Thema „Sex“ dabei stets im Vordergrund steht. Was allerdings mit dem 21. Jahrhundert kommt und der Serie nicht verübelt werden sollte.

«I Just Want My Pants Back», basierend auf dem gleichnamigen Buch von David Rosen, erzählt die vom Thema Sex dominierten Geschichten des gelangweilten Jason (Peter Vack), der in einer Castingagentur arbeitet, jedoch mehr in seinem Leben erreichen will. Seine beste Freundin Tina (Kim Shaw, die junge Dame, die in «The Good Wife» die Ehe der Florricks zerstörte) ist nicht unbedingt anders: Sie erforscht stets ihre nicht vorhandenen sexuellen Grenzen an der Männerfront. Jason befindet sich nun aber inmitten einer sexuellen Dürreperiode, und hofft nach sechs Wochen ohne Glückshormone endlich wieder bei einer jungen Frau landen zu können. Sein Wunsch erfüllt sich, nachdem er in einer Bar Jane (Kelli Barrett) kennen lernt – der One Night Stand der beiden hat besonders für Jason so einige Nachwirkungen: Nicht nur verschwindet Jane mit einer falschen Telefonnummer und seinen Jeans wieder aus seinem Leben, er ist offenbar auch nicht in der Lage, Jane zu vergessen. Und dabei will er doch nur seine Hose zurück haben.

«I Just Want My Pants Back» zelebriert sich selbst als neuester Dramedy-Aufguss in der „Twentysomething“-Sparte, ohne wirklich originell zu wirken. Jasons Geschichte ist wie geschaffen für die Botschaft, dass selbst ein Mittzwanziger in einer modernen Welt mit einem langweiligen Job seinen Spaß finden kann. Jasons Freunde sind wiederum wie geschaffen dafür, New York als Ort voller Partys zu zeigen, die von zufälligen sexuellen Abenteuern gefolgt werden. Und dabei ist «I Just Want My Pants Back» nicht mal eine Serie, die zu sehr auf die Sex-Pedale drückt und die Grenzen der TV-Zensur in Sachen Freizügigkeit angreift. Die Serie hält sich in diesem Gebiet überraschend stark zurück, und geht stattdessen auf Entdeckungsreise in seiner Prämisse. Der Pilot wurde von unnötigen Zoten und billigen Gags befreit, dafür mit allerhand Feingefühl und Charakterstärken bestückt. Zumindest für MTV-Standards. Das Problem ist allerdings, dass die Pilotfolge in Sachen Charakterarbeit geschlampt hat. Statt wirklich originell zu wirken, ist die Premiere ein Schatten des Genres aus den 90er Jahren, und wirkt mit seinen Popkultur-Zitaten sogar recht überholt.

Mit «Dawson's Creek»-Zitaten und «Say Anything»-Hommagen ist es leicht zu erkennen, dass die Serie von einem Autor entwickelt wurde, der seine Zwanziger inzwischen hinter sich gebracht hat, und nun alles daran setzt, seine Serie mit Popkultur-Referenzen bis zum Abwinken zu füllen. Das kann mit der Zeit nervig sein, aber für eine MTV-Serie mit einem besonders jungen Publikum ist «I Just Want My Pants Back» durchaus fähig, einen Rückblick auf eben jenes Genre zu bieten, welches früher mit Hilfe von Dustin Hoffman («Die Reifeprüfung») und John Hughes' Filmen in der Lage war, seine Zielgruppe anspruchsvoll anzusprechen. «I Just Want My Pants Back» gelingt es nicht, auf gleiche Art die Mittzwanziger anzusprechen, dennoch zerstört die Serie nicht den Geist des Genres. Stattdessen wird das Format, wie für eine MTV-Produktion typisch, mit allerhand flotten und tanzbaren Chartsongs aufgepeppt, und durch den schnellen Schnitt ist die Serie auch in der Lage, eine Geschichte zu erzählen, die nicht in sich gefangen ist und stillsteht. Jasons Sexdürre-Problem ist schnell angesprochen, das Heilmittel ist schnell gefunden, der One Night Stand ist durchaus amüsant, und schon ein paar Minuten später ist klar, worauf die Serie überhaupt hinaus will. Auch wenn man hierfür als Zuschauer, der sich mit der literarischen Vorlage nicht auskennt, etwas Fantasie haben sollte.

Die Darsteller sind durchaus solide. Die Chemie zwischen Peter Vack und Kim Shaw ist zeitweise etwas zu aufgesetzt, um natürlich zu wirken, dafür stimmt das Comedytiming der beiden (selbst wenn alle Kommentare der beiden für einen Lacher gut sind). Lediglich Jordan Carlos und Elisabeth Hower, die das Collegepärchen Eric und Stacey verkörpern, kommen in der Premiere zu kurz, um wichtig zu wirken. Vor allem während der Geburtstagsfeier erhält man das Gefühl, dass die beiden bloß in der Serie vorkommen, damit der Dialog zwischen einer vierköpfigen Wohngemeinde nur so sprudeln kann. Allerdings ist dies nicht mal ein so großer Nachteil. «I Just Want My Pants Back» funktioniert deshalb, weil es durch seinen dokumentarischen Stil eben nicht versucht, so „edgy“ zu sein, sondern versucht seine Prämisse so einfach wie möglich zu halten: eine Wohngemeinschaft in New York, mit einigen Romanzen hier und da, und die übliche Portion Sex, damit die Serie wie maßgeschneidert für MTV und sein junges Publikum ist. Fast wie eine schmutzigere und kleinere Version von «Friends», nur ohne die minütlichen Lachsalven.

MTV mag zwar mit seinen Reality-Formaten auf Skandale aus sein, und damit seine benötigten Werbegelder einspielen – die geskripteten Serien sind jedoch in der Lage qualitativ zu punkten. Am Ende könnte sich auch «I Just Want My Pants Back» als eine dieser feinen MTV-Serie erweisen, die von den Kritikern und Zuschauern unterschätzt wird, selbst wenn es der Serie an Charakterstärke und Humor fehlt, um wirklich als qualitativer Erfolg (für MTV-Standards) zu werden. Hier kommt es darauf an, wie sich der titelgebende Plot entfaltet, und ob die Charaktere auch nach zwölf Episoden noch interessant genug sind, um ihre Geschichten in einer eventuellen zweiten Staffel zu verfolgen. Nach dem Ende von «The Hard Times of RJ Berger» hat MTV jedoch wieder einmal bewiesen, dass sie sich durchaus um fiktionale Serien kümmern. Mit «Teen Wolf» und «Awkward.» hat der Sender schon zwei Hits im Programm, die im Sommer mit einer zweiten Staffel zurückkehren. Kann der Siegeszug mit «I Just Want My Pants back» fortgesetzt werden?

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