Bald startet bei VOX eine Doku-Soap mit Lothar Matthäus. Will er damit vielleicht sein Image polieren? Ein Kommentar von Julian Miller.
Eigentlich wäre das ja eine ganz nette Einstiegsfrage für die 1000. Sendung von «Wer wird Millionär» heute Abend: „Ordnen Sie die folgenden vier Freundinnen von Lothar Matthäus in der richtigen Reihenfolge, beginnend mit der neuesten: A: Kristina Liliana Tchoudinova; B: Joanna Tuczynska; C: Ariadne Ioannou; D: Lolita Morena“
Hätten Sie's gewusst?
Wenn nicht, haben Sie bald die Möglichkeit, diese Bildungslücke aufzufrischen. Haus-intern gewissermaßen. Denn dazu brauchen Sie in Kürze nur noch vom RTL zu VOX rüberschalten, wo Loddar bald seine eigene Reality-Show bekommen wird. Die Dreharbeiten laufen bereits.
Worum es gehen soll? Loddar will den Menschen zeigen, wie er wirklich ist. „Die meisten kennen ja nur irgendwelche Schlagzeilen.“ Und die berüchtigten Interviews und O-Töne, bei denen man kein Wort versteht, ganz egal, ob sie auf englisch oder deutsch waren. Und den Wutanfall bei Al Jazeera. Und die legendären Photos aus diversen Münchener Nachtclubs, bei denen er immer eine andere Freundin im Gepäck hat. Und natürlich die mutmaßlich von ihm angefertigten Terminkalender für seine Partnerinnen, inklusive obskurer OP-Termine.
Es scheint fast, als würde Lothar Matthäus dieses Image korrigieren wollen und in einer Reality-Sendung, die wohl etwa im Stil von «Natürlich blond» produziert wird, die Möglichkeit sehen, genau das zu tun. Natürlich kennen wir den „echten“ Lothar Matthäus nicht. Wir kennen das, was die Boulevardmedien für skandalträchtig und somit berichtenswert halten. Wir kennen seine Ausfälle und Schwächen. Mehr nicht.
Doch mit einer Reality-Show wird sich das kaum ändern lassen. Im Gegenteil, sie wird wohl vielmehr als ein Verstärker dieses einschlägigen Images fungieren, weil das Genre eben (anders als es der Name auf den ersten Blick vermuten lässt) nicht vom „Realen“ lebt, sondern von der maßlosen Überspitzung, der schamlosen Verzerrung tatsächlicher (oder in manchen Formaten schlicht gestellter) Ereignisse, die man teilweise auch guten Gewissens Verfremdung nennen kann. Der Grund dafür ist ein simpler – denn wegen der Zielgruppe einer solchen Sendung muss man in die Boulevardschlagzeilen. Und um das zu erreichen, muss man genau solche Skandale produzieren, wie es Lothar Matthäus ohnehin schon in schöner Regelmäßigkeit tut. Es entsteht gewissermaßen ein mediales Perpetuum Mobile, in dem sich die Sendung, über die berichtet wird, und die berichterstattenden Medien gegenseitig hochschaukeln.
Doch damit korrigiert man kein Image. Damit zementiert man es.
Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.