Die Kritiker

«Tsunami»

von

Story


Thailand im Dezember 2004. Billi Cramer verbringt zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen den Weihnachtsurlaub an der thailändischen Küste. Nur durch einen Zufall ist Billi allein im sicheren Hotelzimmer, als der Tsunami wütet. Ihre Familie wird vermisst, einige Tage später tot geborgen. Zurück in Deutschland, in ihrem alten Haus, hält es Billi nicht mehr aus, sie hat nur noch den Wunsch zu sterben. Ein Psychiater rettet sie jedoch und gibt ihr eine Aufgabe: Es gebe einen Mann, der genau wie sie seine Familie verloren habe, ihn solle sie kontaktieren.

Michael Schäffer heißt der Mann, und mit ihrem gegenseitigen Verständnis für das Nicht-Verstehbare des Todes ihrer Familien sind sich die beiden gegenseitig rettender Anker. Aus den Schicksalsgenossen wird eine merkwürdige (Über-Lebens-gemeinschaft). Und plötzlich steht sie wieder im Raum: die Liebe. Das Leben.

Darsteller
Veronica Ferres («Die Frau vom Checkpoint Charlie») als Billi Cramer
Hans-Werner Meyer («Das Wunder von Loch Ness») als Michael Schäffer
Roeland Wiesnekker («Ich habe es dir nie erzählt») als Burkhard Cramer
Noah Hartung als Henry Cramer
Lenny Den Dooven als Mika Cramer
Nicole Marischka («Ein Hund kam in die Küche») als Tammy
Joram Voelklein («Alles außer Sex») als Max Sonntag

Kritik
Wie schon in der Eröffnung deklariert wird, will dieser Film davon handeln, „dem Leben trotz allem wieder einen Sinn zu geben“. Bereits hier kann man sehen, wo die dramaturgische Reise hingeht: nämlich zu einem existentiellen Thema, das jedoch wohl im Hinblick auf das antizipierte Publikum sonntags um 20.15 Uhr im ZDF auf das Radikalste vereinfacht wurde, sodass nicht viel mehr als Pathos übrig bleibt.

Die Handlung wird dabei völlig zerstückelt, ständig von Schwarzblenden unterbrochen und nur episodenhaft erzählt. Da tut man sich mindestens zu Beginn recht schwer, einen dauerhaften Bezug zu den Charakteren und dem Plot zu finden. Im „Leben danach“ kommt man außerdem erst nach einer guten halben Stunde an und verspielt hier so manche dramaturgische Möglichkeit, da man die Wirren unmittelbar nach der Katastrophe immer nur stückweise erzählt und die Hauptfigur zu lange in ihrem Verdrängungsmechanismus verharrt.

Die Trauerarbeit selbst wird dann jedoch erstaunlich filigran dargestellt, was auch dem in diesem Teil des Films hervorragend empathischen Spiel von Veronica Ferres geschuldet ist, die ohne unnötige Überzeichnung auskommt und sich auf das Essentielle konzentriert. Ein Stück weit kann man dann auch den gänzlich fehlenden Spannungsbogen verzeihen (Es ist bereits in der ersten Szene klar, dass Billis Familie den Tsunami nicht überleben wird).

Doch im Großen und Ganzen bleibt das Drehbuch von Natalie Scharf leider bei sehr plumpen Dialogen und manchmal allzu groben Zeichnungen. Der äußerst suggestive Soundtrack, der etwas vorwegzunehmen versucht, was gar nicht mehr vorwegzunehmen ist, tut sein Übriges, während der so unnötige wie meist gänzlich banale Voice-Over die an sich außerordentlich schwere Tragik noch mehr verwässert.

Letztlich scheint die Hauptfigur ihr dramaturgisches Ziel, „dem Leben wieder einen Sinn zu geben“ nur durch einen neuen Mann zu erreichen, da jedwede anderweitige Art der Aufarbeitung in diesem Film fehlschlägt. Mehr als unbedingt notwendig wird hier leider nicht differenziert, weswegen «Tsunami – Das Leben danach» (Regie: Christine Hartmann) nahezu ausnahmslos die Oberfläche abgrast, was auch daran liegt, dass sich dieser Film lediglich einer Perspektive auf dieses tragische Ereignis bedient.

Das ZDF strahlt «Tsunami» am Sonntag, den 5. Februar 2012, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/54752
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