Schlüter sieht's

«Schlüter sieht's»: Samstagabend-Cowboys gesucht

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Unser Kolumnist über die Absagen von Kerkeling und Pilawa und über die Frage, ob die Debatte um «Wetten, dass..?» noch ernst zu nehmen ist.

Noch Mitte Januar gab es vom ZDF die Wasserstandsmeldung, dass ein neues «Wetten, dass..?»-Gesicht kurz vor der Vertragsunterzeichnung steht und die erste neue Sendung bereits im April stattfinden kann. In dieser Zeit aufkommende Gerüchte um Jörg Pilawa wurden daraufhin von ihm selbst dementiert; und wieder einmal gibt es nun keinen Namen, obwohl man bereits Mitte Januar „auf der Zielgeraden“ gewesen sei, so ZDF-Sprecher Walter Kehr damals in der „BamS“. Michelle Hunziker hat derweil erklärt, dass sie bei den neuen Sendungen nicht mehr dabei sein werde – auch hier gab es 2011 noch anders zu interpretierende Angaben.

Ist eine ernste Diskussion über die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei «Wetten, dass..?» überhaupt noch möglich? Oder ist die Suche nach dem heiligen Moderationsgral mittlerweile zu einer Farce verkommen, der man nur noch mit einem Lachen begegnen kann? Letzteres sicherlich, denn auch «Wetten, dass..?» ist schließlich Unterhaltung, und Unterhaltung darf (fast) alles: Wer Witze über die Nachfolgedebatte macht, findet derzeit viel Zustimmung. Und dennoch kann man sich auch jetzt ernsthaft damit auseinandersetzen, wer neuer «Wetten, dass..?»-Mann wird. Und warum die Suche nach dem passenden Gesicht bereits so lange dauert, ohne dass irgendetwas Konkretes dabei herauskommt. Schließlich geht es hier um die erfolgreichste Sendung im deutschen Fernsehen.

Was ist also schief gelaufen beim ZDF, warum haben weder Hape Kerkeling noch Jörg Pilawa, die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, nach ihren Interessensbekundungen zugesagt? Meine These – nichts weiter als eine Vermutung – ist: Beide waren knapp davor, sich ans Steuer von «Wetten, dass..?» zu stellen, haben aber kurz vor der Vertragsunterzeichnung einen persönlichen Rückzieher gemacht, denn ihr Dementi kam jeweils verspätet nach wochen- oder monatelangem Taktieren. Zu verstehen wäre die Absage in der Nachbetrachtung allemal: Jörg Pilawa hat sich gerade erst mit diversen ZDF-Shows eine neue berufliche Perspektive gegeben und ist mit seinen (relativ erfolgreichen) Formaten ausgereizt. Hape Kerkeling gefällt sich in seiner Rolle als Welterklärer und als Gala-Moderator – er scheint sich im Fernsehen wieder einmal rar machen zu wollen; die große Showbühne möchte er nicht mehr regelmäßig betreten.

Beide ZDF-Entertainer waren gereizt von der Vorstellung, Europas größte Unterhaltungsshow moderieren zu können – und beide wurden definitiv vom ZDF gefragt. Aber beide sind auch selbstzufrieden genug, um die Rolle des großen Gottschalk-Nachfolgers nicht mehr ausfüllen zu müssen. Die Herausforderung brauchen sich beide, deren Karrieren hoch genug geflogen sind, nicht mehr antun. Genau darin liegt auch der Knackpunkt, den das ZDF bei der Suche nach einem geeigneten Gesicht verzweifeln lässt: Nur die wenigsten, die der Live-Moderation fähig sind, wollen eine solche Herausforderung annehmen und sehen diese Chance als Chance, nicht als Risiko.

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf gehören definitiv in erste Kategorie. Sie können live moderieren, sie sind jung genug für die zu ergreifende Chance, aber noch nicht zu alt für große Erfolge, die sie saturiert haben. Sie sind beim jungen Publikum beliebt, von Kritikern positiv aufgenommen, bei Älteren ein unbeschriebenes Blatt (was ausschließlich positiv zu werten ist), sie haben den Schelm-Charakter eines jungen Thomas Gottschalk. Und sie treten als Duo auf – was die Last der Verantwortung von «Wetten, das..?» auf zwei Schultern verteilen würde. Liebe ZDF-Verantwortlichen: Sollte die Meldung vom Januar noch gelten, dass bereits ein neuer Moderator gefunden sei, so erlöst uns mit einem Namen, um den Spöttern und der leidigen Debatte ein Ende zu bereiten. Solltet ihr immer noch ernsthaft suchen, schaltet bitte einmal donnerstags um 22.45 Uhr ZDFneo ein. Dann wisst ihr, wer «Wetten, dass..?» ein frisches Gesicht geben kann.

Jan Schlüters Branchenkommentar gibt es jeden Mittwoch nur auf Quotenmeter.de.

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