«Hugo Cabret»
Der zwölfjährige Waisenjunge Hugo (Asa Butterfield) lebt 1931 geheim auf dem Dachboden eines riesigen Pariser Bahnhofs. Sein Vater (Jude Law) war ein berühmter Uhrmacher und kam bei einem Brand ums Leben – Hugo sieht es als seine Aufgabe an, diesen zu beerben und kontrolliert tagein, tagaus alle Bahnhofsuhren auf ihre Funktionstüchtigkeit. Die einzigen Erinnerungsstücke Hugos an seinen Vater sind ein altes Notizbuch und ein kaputter Roboter. Doch als Hugo die neugierige Isabelle (Chloe Moretz) trifft, ändert sich alles: Sie besitzt einen Schlüssel, um den Roboter des Vaters zum Leben zu erwecken. Und damit beginnt eine Reise, auf der Hugo nicht nur neue Freunde findet, sondern dem größten Geheimnis seines Vaters auf die Spur kommen kann.
Mit elf Nominierungen für den Oscar ist das 3D-Animationsspektakel «Hugo Cabret» der meistnominierte Film bei den diesjährigen Academy Awards. Fast alle Filmkritiker stimmen in dieses Lob ein: So erwähnt Todd McCarthy vom Hollywood Reporter „die Kunstfertigkeit und die technischen Leistungen, die kombiniert ein makelloses Geschenk für Filmliebhaber auf der ganzen Welt darstellen.“ Manohla Dargis von der New York Times zieht eine Parallele der Geschichte des einsamen Hugo zu Regisseur Martin Scorsese, der aufgrund seiner Asthmakrankheit als Kind „das Leben vom Fenster aus betrachtete.“ «Hugo Cabret» sei eine Geschichte über Kinder, „die als Beobachter beginnen und sich (wenn alles gut geht) zu Protagonisten verwandeln. Aber «Hugo» ist speziell über jene Beobachter im Leben, die, vielleicht aus Einsamkeit und Sehnsucht, Realität durch ihre bewegten Bilder entdecken, weshalb der Film auch von der Erfindung der filmischen Vorstellungskraft handelt.“ Kritischer sieht Joe Morgenstein vom Wall Street Journal den Streifen, „dessen tödliche Leere nicht vom thematischen Potenzial und der cinematischen Virtuosität kaschiert werden kann.“ Hauptdarsteller Asa Butterfield sei zudem „eine farblose Präsenz mit schmerzhaft schmalem Minenspiel.“
Unsere Filmkritik zu «Hugo Cabret» lesen Sie hier. Unter http://www.hugocabret.de/#video geht zudem Martin Scorsese auf die Verwendung von 3D als erzählerisches Element ein.
OT: «Hugo» von Martin Scorsese. Mit: Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield, Chloë Grace Moretz und Jude Law.
«Star Wars 3D: Episode I – Die dunkle Bedrohung»
Der von Königin Amidala (Natalie Portman) regierte Planet Naboo wird von der Handelsföderation besetzt. Für Friedensverhandlungen entsendet der Senat die Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) nach Naboo, doch dort werden sie von einer Droidenarmee angegriffen. Gemeinsam mit Amidala fliehen sie zum Wüstenplaneten Tatooine, wo sie Bekanntschaft mit dem neunjährigen Pod-Rennfahrer Anakin Skywalker machen. In diesem erkennt Qui-Gon bald eine starke Kraft – und bietet Anakin eine Jedi-Ausbildung an.
Die erste Episode der «Star Wars»-Saga aus dem Jahr 1999 wurde damals bei der Kritik mäßig, bei Fans verheerend schlecht aufgenommen. Nun hat man den SciFi-Streifen in die Dreidimensionalität konvertiert, was in technischer Hinsicht für ambivalente Wertungen sorgte. Richard Gray von thereelbits.com schreibt, dass die unbefriedigende Konvertierung „enttäuschend ist angesichts von LucasArts, die sich mit ihrer State-Of-The-Art-Technologie rühmen. Niemals für die dritte Dimension vorgesehen, ummantelt den Großteil des Films eine Dunkelheit, die sich eigentlich sogar bessert, wenn man die 3-D-Brille abnimmt.“ Alex Kidman von Gizmodo, selbst kein 3-D-Kinofan, kommentiert die Konvertierung jedoch positiv: „Zwar gibt es Fehltritte, aber diese sind nicht sonderlich schlecht, und die Zurückhaltung bei der Implementierung von 3-D als organischem Teil des Films ist lobenswert.“ Jarrod Walker von Filmink kritisiert gerade diese Zurückhaltung; denn „das 3-D ist so dezent und gering ausgeschöpft, dass es nur wenig Mehrwert bringt, den Film überhaupt erst in 3-D zu sehen.“
OT: «Star Wars 3D: Episode I - The Phantom Menace» von George Lucas. Mit: Liam Neeson, Natalie Portman, Ewan McGregor und Jake Lloyd.
«In Darkness»
1943 herrscht in der von Nazis besetzten polnischen Stadt Lvov Ausnahmezustand: Die Armen bestehlen Ärmere, jeder ist auf sich selbst angewiesen. Auch der Dieb und Einbrecher Leopold Socha (Robert Wieckiewicz) – bis er eine Gruppe jüdischer Ghettobewohner auf der Flucht entdeckt, die er gegen Geld im Labyrinth der Kanalisation vor ihrem tödlichen Schicksal bewahrt. Diese Menschen, auf engstem Raum zum Zusammensein verdammt, leben unter den Straßen von Lvov stellvertretend für die Gesellschaft der Juden ihren Alltag: mit Gefühlen der Liebe und Freundschaft, aber auch des Hasses und der Ablehnung.
Der auf einer wahren Geschichte basierende polnische Oscar-Kandidat «In Darkness» wurde bei der amerikanischen Kritik gemäßigt aufgenommen. A.O. Scott von der New York Times sieht mit dem Drama „den letzten Beweis dafür, dass der Holocaust-Film zurecht zu einem eigenen Genre geworden ist. Selbst eine wahre Geschichte kann den bekannten Konventionen der Filmnarrative folgen, und diese Geschichte […] bildet keine Ausnahme.“ «In Darkness» sei „kein schlechter Film: Er ist berührend, warm und dramatisch befriedigend. Aber dies ist angesichts der Thematik genau das Problem.“ Todd McCarthy vom Hollywood Reporter vergleicht den „ikonischen“ Film angesichts der Musters der „spezifischen Fälle von Überlebenden“ mit «Schindler’s Liste» und «Der Pianist». «In Darkness» sei „ausgefallen und interessant, daher lohnenswert.“ Begeistert ist sogar Robert Zimmermann von critic.de, der die moralische Beobachtungsgabe des Films hervorhebt: „Dass die Fähigkeit zu menschlichem Handeln dem Menschen inhärent ist, in Zeiten der Finsternis und der organisierten Bestialität aber zu einer enormen Leistung wird: Dies unprätentiös und eindringlich erfahrbar zu machen ist das Verdienst dieses großartigen Films.“
OT: «In Darkness» von Agnieszka Holland. Mit: Robert Wieckiewicz, Benno Fürmann und Agnieszka Grochowska.
«Der Junge mit dem Fahrrad»
Der elfjährige Cyril Catoul (Thomas Doret) lebt in einem Waisenhaus und sein größter Wunsch ist es, zum eigenen Vater zurückzukehren. Doch dieser hat keine Telefonnummer hinterlassen, ist aus der Wohnung ausgezogen, will vom Sohn offenbar nichts mehr wissen. Dennoch wagt Cyril die Suche, bricht aus dem Heim aus und atmet die neu gewonnene Freiheit. Zufällig trifft er die Friseurin Samantha (Cécile de France), die ihm am Wochenende eine Unterkunft gewährt und ihm die Liebe entgegenbringt, die er von seinem Vater nicht bekommen hat. Doch der störrische Junge will sich von seinem Plan, den eigenen Erzeuger zu finden, nicht abbringen lassen.
Die französische Tragikomödie «Der Junge mit dem Fahrrad» wurde im vergangenen Jahr bereits auf Filmfestspielen, unter anderem in Cannes, gezeigt und erntete dort überschwängliches Lob. Holger True vom Hamburger Abendblatt preist das Schauspiel des jungen Thomas Doret, „dessen Kraft schlicht überwältigt“. Es paare sich „sich kongenial mit dem zurückgenommenen Spiel der Belgierin Cécile de France, ein Star des europäischen Kinos.“ Ulf Lepelmeier von Filmstarts.de sieht «Der Junge mit dem Fahrrad» als „exzellent beobachtetes, ergreifendes Sozialdrama“ an und erklärt den Film „trotz dokumentarischer Härte zum versöhnlichsten Werk“ der Regiebrüder Dardenne. Die sentimentalen Momente innerhalb dieser dokumentarischen Härte streicht Jan Schulz-Ojala von ZEIT Online heraus, denn „der Film tut scheinbar nicht viel mehr, als mit aufmerksamer Nüchternheit seinen alltagstapferen, streitbaren Helden dabei zuzusehen, wie sie stets an der Kante zum Scheitern entlangschlingern. Dann aber, in Augenblicken höchster Aufgewühltheit des kleinen Cyril, atmet in den sonst betont filmmusiklosen Film das Streicherthema aus dem zweiten Satz von Beethovens Fünftem Klavierkonzert hinein – immer für ein paar Takte nur. Sagen wir so: Wer kein Herz hat, dem geht es auch hier nicht über.“
OT: «Le Gamin au vélo» von Jean-Pierre Dardenne und Luc Dardenne. Mit: Cécile de France, Thomas Doret und Jérémie Renier.