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Dokumentarfilmer und Entdecker Dr. Emmet Cole (Bruce Greenwood) ist der Star seiner TV-Sendung „The Undiscovered Country“ seit mehr als 20 Jahren. Der langjährige Erfolg der Serie brachte ihn dazu, selbst seine Familie in seine weltweiten Abenteuer zu involvieren: Seine Frau Tess (Leslie Hope) und sein Sohn Lincoln (Joe Anderson) waren vor und hinter der Kamera dabei, wenn Emmet wieder einmal eine unbekannte Spezies gefunden hat. Emmets Beruf war es auch, welcher seinen Sohn von ihm entfremdete. Doch Emmet wurde vor sechs Monaten als vermisst erklärt, als er im Amazonasgebiet spurlos verschwunden ist. Ein Begräbnis wurde für ihn abgehalten, und Lincoln hat sich mit dem unrühmlichen Ende seines Vaters abgefunden. Bis Tess auf ihn zukommt, und ihn überredet, im Amazonas nach Emmet zu suchen. Emmets persönliches SOS-Signal leuchtet mitten im Nirgendwo auf, und es besteht die Chance, dass er noch am Leben ist. Eine Kameracrew, die in der Suche nach Emmet eine neue Dokumentarserie sehen, begleitet Tess und Lincoln in den Amazonas. Zusammen mit dem Produzent Carl (Paul Blackthorne), Bootsmechaniker Emilio (Daniel Zacapa), Bodyguard Kurt (Thomas Kretschmann) und weiteren Personen begeben sich Emmets Ehefrau und Sohn auf die Suche nach einem Lebenszeichen des Forschers. Und das nicht ohne die Magie des Amazonas zu entdecken – die bisweilen tödlich sein kann.
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Die Schuld ist hier dem übereifrigen Einsatz der verschiedenen Dokumentarkameras zu geben. Statt mit einer Kamera, ohne Schnitt, zwischen zwei Charakteren hin- und herzuwechseln, machen die Produzenten von [The River]] es sich viel zu einfach. Und Oren Peli müsste das genau wissen. Er könnte zwar als Fachmann des Genres beschrieben werden, nachdem es ihm in «Paranormal Activity» gelang die Angst und Panik der Charaktere auf die Zuschauer zu übertragen, doch dort hatte er mehr als eine Stunde Zeit dafür - und musste nicht mit einer handvoll Protagonisten in Lebensgefahr hantieren. In «The River» hat Peli weniger als 45 Minuten, nicht nur die Prämisse an die Zuschauer zu verkaufen, sondern auch eine Mythologie zu entwickeln, seine Charaktere vorzustellen, und diese glaubhaft in den Amazonas zu verfrachten. Und für all das ist einfach keine Zeit, um die Premiere dann noch mit einem generischen Plot zu garnieren, der genauso gut aus «Supernatural» hätte stammen können. Dass die Geschichte auch nicht originell ist, zeigen die vielen (ungewollten?) Genre-Hommagen vergangener Serien – «Lost» scheint dabei nur die Spitze des Eisberges zu sein. Mit dem Amazonas-Setting sind die Autoren in der Lage, sich bei Peter Benchleys Serie «Amazonas – Gefangene des Dschungels» zu bedienen; die Geistergeschichte, deren Aufbau und die Suche nach Emmet erinnert vor allem gegen Ende viel zu sehr an das schon angesprochene «Supernatural» und die Suche nach John Winchester; das chaotische Durcheinander unter den Charakteren auf dem Schiff spiegelt das Chaos unter den zukünftigen Hakenmann-Opfern von «Ich weiß noch immer, was du letzten Sommer getan hast» wieder (es gibt einfach keinen Moment der Ruhe, wenn die Kacke erst am Dampfen ist); und der Einsatz der Kameras in das Leben der Charaktere ist auch schon aus NBCs gefloppten Sommerevent-Versuch «Persons Unknown» bekannt.
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Während Carls Dokumentation also die Charaktere auf der Suche nach Emmet begleitet, und von einer Kamera zur nächsten wechselt (und das offenbar in Rekordzeit), geht die Charakterisierung flöten. Warum Lincoln die Abenteuer seines Vaters im späteren Leben verabscheute, ist unklar. Warum ein Sender daran interessiert ist, die Suche nach Emmet zu filmen, ist unklar. Warum Kameras selbst in den Schränken der privaten Unterkünfte auf dem Boot Magus angebracht wurden, ist unklar. Warum der titelgebende Fluss nichts anderes ist als der Ort des Geschehens, liegt wohl am Marketing der Serie, welches offensichtlich den falschen Titel wählte. Nicht mal der Amazonas kommt exotisch herüber und kann ein wenig von der Atmosphäre des Unbekannten leben. «The River» besteht nur aus einem Boot, eine handvoll verängstigter Charaktere, und übernatürlichen Elementen in Standardform. Es ist quasi alles schon mal dagewesen – bis auf das Genre.
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Am Ende ist die Serie nur ein schnell geschnittener B-Horror, welcher interessant klingt und aussieht, doch nichts aus seinen Möglichkeiten macht. «The River» hat allerdings nur acht Episoden, warum es sich durchaus lohnen könnte, Zeit in eine Serie außerhalb des Cop-Procedurals und der Anwaltsdramen zu investieren. Fans des „found footage“-Genres werden sicherlich Gefallen finden, Horrorfans können sich auf Geistergeschichten freuen, und Epileptiker sollten gar nicht erst einschalten. Wenn schon ein Brechreizgefühl am Ende von «The Blair Witch Project» zustande kam (wenn Heather mit ihrer Kamera die Treppen hinunter läuft), wird es «The River» besonders einfach haben, das Gefühl zu regenerieren. Stille Kameras ist auch für diese Serie ein Fremdwort. Bevor Kritiker jedoch dem Begriff „Unoriginalität“ umherschmeißen, sollte erst einmal abgewartet werden, wie lange «The River» braucht, bis der klassische J.Lo-Schinken «Anaconda» entweder mit einer Hommage geehrt oder parodiert wird.