US-Fernsehen

«Dr. House»: Gehen, statt gefeuert zu werden

von
Das Ende von «Dr. House» nach acht Staffeln sorgt für wilde Spekulationen: War es sehr wohl das liebe Geld? Oder hatte Hugh Laurie keine Lust mehr? Wieviel hinter den Spekulationen steckt ...

Als vergangene Woche Hugh Laurie und die Showrunner David Shore und Katie Jacobs erklärten, «Dr. House» nach acht Jahren aus kreativen Gründen zu beenden, dauerte es nicht mehr lange: Medienportale füllten sich mit Spekulationen über „die wahren Gründe“ hinter dem Ende der ungewöhnlichen Arztserie. Eine der beliebtesten Theorien war, dass die mehrfach preisgekrönte Serie nicht mehr profitabel genug sei. Andere Zeitungsberichte besagten, Hugh Laurie habe genug von seiner berühmtesten Rolle – Behauptungen, die den Briten sogar zu einer Gegendarstellung bewegten. Deren Fazit: „Jeder Mensch lügt.”

Im US-Fernsehmagazin TV Guide schreibt Laurie: „Manche Zeitungen, offensichtlich unzufrieden mit unserer Stellungnahme letzter Woche, legten nahe, dass ‘die Wahrheit’ — eine moderne Journalistenabkürzung für ‘nicht im Ansatz wahr, aber es ist gruselig, also melden wir es’— hinter unserer gemeinsamen Entscheidung sei, dass ich es satt hätte, zur Arbeit zu gehen.“ Laurie betont, dass ihm Journalisten auf Basis einer fünf Jahre alten, aus dem Kontext gerissenen Aussage, nun das Wort im Mund umdrehen würden. „Lasst mich unmissverständlich klar stellen, dass ich meinen Beruf liebe und darin härter arbeite, als die meisten Journalisten in ihrem”, führt der «House»-Darsteller fort. Er erklärt, dass es ihm und den Showrunnern darum ging, die Mystik seiner Figur zu bewahren und dass es ihnen abwegig erschien, die Möglichkeit zu ergreifen und die Serie mit einer gänzlich neuen, lächerlichen Prämisse weiterzuführen. „Wir wollten das Publikumsinteresse nicht überbeanspruchen”, heißt es außerdem in Lauries offenen Brief. „Wir möchten mit so viel Würde gehen, wie uns möglich erschien.”

Auch über den finanziellen Aspekt äußerten sich mehrere Insider. Demnach drängten weder der Sender FOX, noch das Produktionsstudio Universal TV auf ein baldiges Ende. FOX sei mit durchschnittlich 9,1 Millionen Zuschauern in der achten Staffel zufrieden gewesen, allerdings seien die Lizenzkosten zum Streitpunkt mit Universal TV geworden. Der Sender wollte aufgrund gesunkener Werbeeinnahmen die Abgabe von 5 Millionen Dollar pro Episode kürzen und man konnte sich mit dem Produktionsstudio nicht auf die Höhe der Preissenkung einigen. Des Weiteren bestand das Studio auf eine finale, neunte Staffel mit der üblichen Episodenanzahl von 22 Stück, während der Sender eine kürzere Staffel mit dreizehn Folgen bestellen wollte.

Als FOX dann aufgrund der als aggressiv aufgenommenen Verhandlungstaktik des Studios die Geschäftsgespräche abbrach, hätte man den Insiderberichten nach bei Universal TV wieder mehr Willen zum Kompromiss gezeigt. Hugh Laurie habe auch bereits einer enormen Gehaltskürzung zugestimmt. Schon vergangenes Jahr wurde das Budget für die Serie gekürzt, weshalb Lisa Edelstein die Serie verlassen musste, und auch über die Länge der achten Staffel wurde ausführlich debattiert.

Diese stressigen Erfahrungen waren es dann ihren eigenen Aussagen nach auch, weshalb die Serienmacher ein jetziges Ende der Serie bevorzugten: «Dr. House» hätte vielleicht in eine neunte Staffel gehen können, doch Shore, Jacobs und Laurie befürchteten, dass eine Eskalation der Verhandlungen zu einer abrupten Absetzung hätte führen können. In diesem Fall wäre nicht mehr genug Zeit für die Entwicklung eines anständigen Serienschluss gewesen, was ihnen aber am Herzen läge. Deswegen hätte Shore FOX und Universal TV um eine klare Antwort gebeten, ob sie die Serie einstellen wollen, damit er Raum habe, ein Finale zu planen.

Kevin Reilly, Präsident von Fox Entertainment, habe die Entscheidung herausgezögert, um abzuwarten wie neue Serien wie «Alcatraz» beim Publikum ankommen, was er den Produzenten im Januar sogar beichtete. Somit beschloss Shore, trotz Interesse an einer neuen Staffel nun freiwillig «Dr. House» zu beenden und einen runden Abschluss zu planen.

Das gemeinsame Statement von Shore, Jacobs und Laurie zum Serienende lautete deshalb: „Die Produzenten sahen House stets als hintergründiges Wesen, er würde niemals der letzte sein, der eine Party verlässt. Es ist viel besser zu verschwinden, bevor die Musik endet, noch während Versprechungen und Mystik in der Luft liegen.” Sofern man es also mit Hugh Laurie, und seinem House-Zitat „Jeder Mensch lügt” nicht ganz so streng nimmt, und dem Trio Glauben schenken mag, so musste «Dr. House» nicht den Hut nehmen, weil er nicht profitabel genug ist. Sondern weil er lieber geht, bevor die Gefahr besteht, gefeuert zu werden.

Mehr zum Thema... Alcatraz Dr. House
Kurz-URL: qmde.de/55011
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelEurosport verlängert Skirechtenächster ArtikelProSiebenSat.1 sichert sich 250 Fox-Produktionen

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung