Story
Ein Gefangenentransporter wird am helllichten Tag von zwei Männern in Polizeiuniform überfallen, der Gefangene Kevin Schulz befreit und brutal von den Entführern niedergeschlagen. Als Alexander Bukow und Katrin König am Tatort eintreffen, ist Kevin Schulz bereits tot. Bei dem Versuch, die Gangster zu stellen, kommt es zu einer Schießerei, bei der Katrin König lebensbedrohlich verletzt wird. Sie kommt ins Krankenhaus und wird in ein künstliches Koma versetzt. Bukow muss alles daran setzen, die Täter dingfest zu machen, ohne Königs Hilfe und mit jeder Menge Schuldgefühl.
Schnell stellt er fest: Der Fall ähnelt dem Überfall auf einen Geldtransporter vor fünf Jahren. Die Täter konnten nie gefasst werden, aber Bukow hat die starke Vermutung, dass es sich bei ihnen um Fred Hansen und Mirco Lewandowski handeln muss. Und dass Kevin Schulz bei diesem Überfall der dritte Mann war. Doch wer war der vierte?
Darsteller
Charly Hübner («Ladykracher») ist Alexander Bukow
Anneke Kim Sarnau («Ken Folletts Eisfieber») ist Katrin König
Henning Röder ist Uwe Preuss
Andreas Guenther («Vorzimmer zur Hölle») ist Anton Pöschel
Gerdy Zint («Weltstadt») ist Mirco Lewandowski
Christian Ehrich («Renn, wenn du kannst») ist Peter Dörner
Hans Löw («Kreutzer kommt») ist Fred Hansen
Kritik
Es ist schon erstaunlich und in gewisser Weise auch verstörend, welche Einstellung zum Rechtsstaat dieses Drehbuch von Eckhard Theophil (Eoin Moore erhielt ferner einen Credit als Headautor) offenbart. Der Polizist Alexander Bukow benimmt sich nämlich fast die ganze Zeit daneben, ohne dafür in irgendeiner Weise Konsequenzen zu spüren zu bekommen. Bei Vernehmungen wird er handgreiflich; um einen Schwerkriminellen hinter Gittern zu bringen, lässt er Beweismittel verschwinden. Bukow gesteht seiner Kollegin Katrin König, die mit den Ermittlungen gegen ihn in dieser Sache beauftragt ist, auch unverblümt sein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten. Ihre Reaktion? In ihrem Bericht weist sie jede Schuld von ihm. Vetternwirtschaft par excellence.
Bukow ist ein Durchgeknallter ohne Selbstkontrolle und damit jemand, der für den Polizeiberuf vollständig ungeeignet ist. „Wir sollen immer nur Beweise liefern. Beweise, Beweise, Beweise“, krakelt er über seinen Job. Er scheint es schade zu finden, dass man als Polizist nicht einfach so vor sich hin verhaften kann. Eine solche Figur wird dann zum Problem, wenn sie – wie in diesem Falle – positiv dargestellt wird und Sympathien einbringen soll. Denn damit läuft man Gefahr, diese verkommene Sicht auf den Rechtsstaat und die Bürgerrechte zu übernehmen, sie als Botschaft zu verkaufen. Bukow bewegt sich, anders als Rainer Tittelbach es in seiner Rezension zum neuen «Polizeiruf» schrieb, nicht am Rande der Dienstaufsichtsbeschwerde. Er bewegt sich weit jenseits jeglicher Grenze des Rechtsstaatsprinzips. Dadurch, dass Bukows Haltung diesbezüglich allenfalls rudimentär kritisiert wird, erteilt das Drehbuch diesem Gedankengut die Absolution. Das ist bedenklich.
Da ist es fast schon irrelevant, dass der Stoff an sich auf dramaturgischer Ebene funktioniert, die Spannungsbögen in sich stimmig sind und pünktlich zum Plot-Point vor dem dritten Akt alle Fäden perfekt (fast schon zu perfekt) zusammenlaufen. Die Dialoge sind manchmal vielleicht eine Spur zu überfrachtet mit allerhand Subtext, hauptsächlich aber erfrischend trocken und ohne eine allzu störende Überemotionalisierung.
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Das Erste strahlt «Polizeiruf 110: Einer trage des anderen Last» am Sonntag, den 19. Februar 2012, um 20.15 Uhr aus.