Überzeugte die erste Folge von Monika Grubers Satiresendung? Wir sahen die Premiere.
Die Kabarettistin Monika Gruber wurde in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Auftritte in Formaten wie «Neues aus der Anstalt», «Hubert & Staller» und der «heute show» einem immer breiteren Publikum bekannt, doch ein eigenes Format war ihr bislang noch nicht vergönnt. Mit «Leute Leute» ändert sich dies nun, zehn Mal im Jahr steht sie für 45 Minuten im Mittelpunkt einer ZDF-Sendung. In Anlehnung an das ZDF-Boulevardmagazin «Leute heute» werden vor allem die Menschen unserer Gesellschaft thematisiert, die sich ohnehin bereits großer medialer Aufmerksamkeit erfreuen dürfen: "Prominente, Celebrities, Adlige – und andere Menschen ohne richtigen Beruf". Mit diesem Gag eröffnet sie ihre Premierensendung. Natürlich kommt ihr dieser Spruch nicht spontan über die Lippen, sondern sie hat ihn sich bestenfalls eingeprägt, sehr wahrscheinlich liest sie ihn allerdings einfach vom Teleprompter ab – wie damals, im Oktober des vergangenen Jahres, als sie bei «Wetten, dass..?» den größten und wohl auch peinlichsten Auftritt ihrer Karriere hatte. Denn als sie gerade ihre Abschiedsrede für Thomas Gottschalk vortragen wollte, fiel der Teleprompter aus und die gebürtige Oberbayerin stand recht hilflos vor über neun Millionen Fernsehzuschauer.
Bei «Leute Leute» funktioniert jedoch ihr Freund und Helfer beim Vortragen ihrer Pointen und sie macht über die kompletten 45 Minuten einen sehr souveränen Eindruck in ihrem eher unspektakulär eingerichteten Studio. Ihre erste Show besteht zum großen Teil aus eben jenem Stand-Up ihrerseits, sie kommentiert bissig die wichtigsten gesellschaftlich relevanten Themen der jüngsten Vergangenheit – von Christian Wulff über Heidi Klum bis hin zu Gottschalks eher moderatem Erfolg am Vorabend der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz. Viele ihrer zahlreichen Pointen zünden tatsächlich, nicht nur beim Studiopublikum, das mehrmals lauthals zu lachen beginnt. Leider merkt man Gruber allerdings deutlich ihre sehr enge Beziehung zu Moderationskarten und Teleprompter an, denn es gelingt ihr zu keinem Zeitpunkt wirklich, so etwas wie Spontaneität zu vermitteln. Ähnlich wie die «heute show» ist ihre Sendung durch und durch vorgeplant und zu keinem Zeitpunkt spontan. Hat man damit als Zuschauer ein Problem, wird man nur wenig Spaß an Grubers Sendung haben, denn ihr gelingt es (noch) nicht so gut wie ihrem Kollegen Oliver Welke, vorgeschriebenen Gags einen natürlichen Touch zu verleihen. Kann man sich hingegen damit arrangieren, bekommt man gute Unterhaltung geboten.
Für etwas Abwechslung von den sehr zahlreichen und zum Teil auch recht langen Monologen Grubers sorgen bei der ersten Sendung vor allem Einspielfilmchen und Gäste. Auch hier ähnelt das Konzept also der hochgelobten und inzwischen auch beim Publikum erfolgreichen «heute show», was sich insbesondere bei den Kommentaren von Elke Euler zur Trennung von Heidi Klum und Sebastian Pufpaff zum Rücktritt von Christian Wulff offenbart. Bei Euler erkennt man durchaus einige Parallelen zu Kunstfiguren wie Petra Radetzky und Albrecht Humboldt, die regelmäßig am Freitagabend zu sehen sind. Als Einspieler fungieren zudem eine Umfrage bei einem Karnevalsumzug sowie der Außenreporter Andreas Bursche, der auf dem roten Teppich der Berlinale einigen nach Aufmerksamkeit gierenden Promis sehr unpassende und gerade deshalb umso amüsantere Fragen stellt. Zwar kennt man auch dies aus anderen Sendungen und erst vor wenigen Wochen war Klaas Heufer-Umlauf in einer sehr ähnlichen Aktion bei der «Harald Schmidt Show» zu sehen, allerdings tut es dem hohen Unterhaltungsfaktor keinen großen Abbruch.
Die Highlights der ersten Folge hat sich das Team jedoch für die abschließende Viertelstunde aufgehoben, in der die deutsche Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann sowie der als harter Fernsehkritiker bekannte Oliver Kalkofe aufteten. Als Society-Expertin Ibylle Seichtenberg nimmt Kroymann zunächst sehr gekonnt Sybille Wischenberg aufs Korn und lästert wie ihr "Vorbild" über alles und jeden aus der Welt der Promis. Im Vordergrund steht hierbei das Thema Diätwerbung durch Prominente, das Gruber zuvor mit einer starken Parodie auf eine aktuelle Weight-Watchers-Werbung einleitete. Mit Kalkofe bespricht Gruber anschließend noch die TV-Show «Der Bachelor», wobei der Satiriker hier eine noch deftigere Wortwahl an den Tag legt als die beileibe nicht zurückhaltende Präsentatorin. Anschließend verabschiedet sich Monika Gruber mit dem dezenten Hinweis auf die zweite Folge, die bereits in zwei Wochen folgen soll.
Insgesamt ist die Premierenfolge von «Leute Leute» sehr unterhaltsam und vor allem im zweiten Teil der Sendung auch durchaus abwechslungsreich. Monika Gruber begeistert nicht gerade durch Spontaneität, allerdings durch eine hohe Gagdichte und viel Biss, weshalb sie es schon jetzt mit den Formaten «heute show» und «Neues aus der Anstalt» aufnehmen kann. Durch einige Einspieler, Kommentare und ihre Gäste gestaltet sich das Format abwechslungsreich, wenngleich Grubers Monolog doch noch immer den Hauptteil der 45 Minuten einnimmt. Allerdings fehlt der Premiere noch ein wenig die Innovation, denn quasi jeder Programmpunkt war zuletzt bereits in der einen oder anderen Satiresendung zu sehen. Noch kann sich «Leute Leute» also nicht inmitten der zur Zeit doch erfreulich zahlreich vertretenen ZDF-Satireformate neu positionieren, da noch keine wirkliche Eigenständigkeit vorhanden ist. Eine gute und hochwertige Alternative zu den alt eingesessenen Sendungen stellt Monika Gruber und ihr Team allerdings schon jetzt dar.