Nach dem misslungenen ersten Teil startet Nicolas Cage gemeinsam mit den «Crank»-Regisseuren einen neuen verzweifelten Versuch, seinen Lieblingscomic auf die große Leinwand zu bringen.
Ein prominenter Name garantiert scheinbar noch keine reibungslose Verfilmung eines geliebten Comics nach persönlichen Wünschen und Vorstellungen. Das musste der vielbeschäftigte Hollywoodstar Nicolas Cage bereits am eigenen Leib erfahren. Nachdem der Oscarpreisträger als bekennender Fan der 1973 ins Leben gerufenen «Ghost Rider»-Comicreihe schließlich für deren Verfilmung verpflichtet wurde, schien die ideale Besetzung des dämonischen titelgebenden Antihelden mit dem brennenden Skelettschädel gefunden. Umso ernüchternder fiel dann jedoch das 2007 von Mark Steven Johnson («Simon Birch», «Daredevil») als Autor und Regisseur gestemmte Ergebnis aus, das zum einen optisch, jedoch vor allem inhaltlich auf ganzer Linie scheiterte.
Dennoch bildete der passable kommerzielle Erfolg von «Ghost Rider» an den Kinokassen schon bald die Grundlage für Fortsetzungspläne. Da man hinter den Kulissen nach den Kritikerverrissen scheinbar selbst nicht mehr mit dem eigenen Machwerk zufrieden war, sollte das Ganze jedoch noch einmal völlig neu angepackt werden, allerdings weiterhin mit Cage in der Hauptrolle, der sich immerhin selbst für die Fortsetzung stark machte und gar eigene Ideen in den Schaffensprozess mit einfließen ließ. Kamen die Vorbereitungen zunächst nicht so recht in Gang, konnte schließlich über mehrere Produktionsfirmen genügend Geld zusammengekratzt sowie mit den «Crank»-Regisseuren Mark Neveldine und Brian Taylor ein (zumindest visuell) vielversprechendes Duo für die Inszenierung gewonnen werden. Und in der Tat macht «Ghost Rider: Spirit of Vengeance» einiges besser als sein misslungener Vorgänger. Doch das macht die Fortsetzung leider noch lange nicht zu einem guten Film.
Die Mängel beginnen bereits bei der uninspirierten Handlung, in deren Mittelpunkt nach wie vor der ehemalige Stuntfahrer Johnny Blaze (Nicolas Cage) steht. Blaze hatte einst einen Pakt mit dem Teufel (Ciarán Hinds) geschlossen, um das Leben seines krebskranken Vaters zu retten. Dafür machte ihn der Fürst der Finsternis im Gegenzug allerdings zum Ghost Rider, einer Art persönlichem Kopfgeldjäger. Seither verwandelt sich Johnny in der Nähe nicht rechtschaffener Menschen in ein brennendes Skelett, das nach den Seelen der Schuldigen dürstet und diese direkt in die Hölle schickt. All dies hat Blaze nun ins Exil nach Osteuropa getrieben, wo er in Abgeschiedenheit versucht, seinen Fluch unter Kontrolle zu bringen. Doch eines Tages sucht ihn ein Mitglied eines geheimen christlichen Ordens (Idris Elba) auf, mit der Bitte die Fähigkeiten des Riders zu nutzen, um einen Jungen ausfindig zu machen, dessen verborgene Fähigkeiten Satan persönlich als Mittel zu unbegrenzter Macht nutzen möchte.
«Ghost Rider: Spirit of Vengeance» scheint weder reines Reboot noch stringente Fortsetzung zu sein. Einige bereits eingeführte Aspekte (zum Teil auch hinsichtlich der Ursprungsgeschichte des Riders) wurden dezent justiert, andere gänzlich verworfen, der Hauptdarsteller wurde (als einziger Schauspieler des Vorgängers) beibehalten, die Optik hingegen fast vollständig geändert. Letzteres ist auch bereits der größte und fast schon einzige wirkliche Pluspunkt der Comicverfilmung. War Mark Steven Johnsons Inszenierung noch eine glatt gebügelte und vergleichsweise bunte Trashshow ohne Ecken und Kanten, kommt Mark Neveldines und Brian Taylors Version insbesondere bei der finsteren Gestaltung des Ghost Riders und seiner unmenschlichen Bewegungen wesentlich düsterer und stimmiger daher. Passend dazu ist die Figur an sich zunächst auch etwas ambivalenter angelegt als zuvor. Ausschließlich vom Hunger auf verbrecherische Seelen angetrieben, entzieht er sich gänzlich der Kontrolle von Johnny Blaze und macht so mitunter auch nicht vor Verbündeten Halt. Angesichts des Tons der Comicvorlage wäre bei der Gestaltung des Films aber nach wie vor noch etwas mehr drin gewesen, zumal bei der Charakterisierung des Riders später unter Rückgriff auf halbherzige Erklärungsversuche doch wieder ein gutes Stück zurückgerudert wird.
Zumindest beim hin und wieder eingestreuten (im Kontext des Films bisweilen aber auch aufgesetzt wirkenden) Humor und einigen wenigen visuellen Spielereien blitzt hier und da die Verrücktheit auf, die Mark Neveldines und Brian Taylors bisherige Regiearbeiten «Crank» (2006), «Crank 2: High Voltage» (2009) und «Gamer» (2009) so sehr ausgezeichnet haben. Doch nichtsdestotrotz wirkt «Ghost Rider: Spirit of Vengeance» gerade verglichen mit ebenjenen Werken doch recht zahm und massentauglich. Dabei wurden Neveldine und Taylor sicherlich auch durch das Drehbuch im Zaum gehalten, das sie anders als bei ihren bisherigen Filmen nicht selbst verfasst haben. So stammt das Skript zu ihrer neuesten Zusammenarbeit aus den Federn der TV-Autoren Scott Gimple und Seth Hoffman («FlashForward») sowie von Comicliebhaber David S. Goyer («Blade»-Reihe, «Batman Begins», «The Dark Knight»). Letzterer hatte bereits für den ersten «Ghost Rider» einen Skriptentwurf vorgelegt, konnte sich mit diesem aber nicht gegen Mark Steven Johnson durchsetzen, was an sich schon einiges zu bedeuten hat.
Bei der Fortsetzung verzichtet Goyer nun auf eine große Einleitung, um gleich zur Sache gehen zu können. Das Problem dabei ist nur, dass es im gesamten Film nie wirklich zur Sache geht. Ein paar Explosionen, Feuer und durch die Luft wirbelnde Metallketten sind zwar schön und gut, machen allein aber noch keine packende Actionszene. Bis auf eine nette kleine Idee mit einem Baukran und einer etwas spektakuläreren Verfolgungsjagd gegen Ende ist ein Gros der Actionsequenzen trotz ihres ansehnlichen Looks so uneinfallsreich und zäh geraten, dass man kaum glauben kann, dass hinter ihrer Inszenierung die Regisseure stecken sollen, die einst in «Crank» aberwitzige Ideen im Sekundentakt aneinander gereiht haben. Wenn der Ghost Rider seine Widersacher zu Fuß konfrontiert, wirkt er überaus schwerfällig, sodass leider nur extreme Langeweile vorherrscht. Von ein paar übernatürlichen Regungen einmal abgesehen, steht der teuflische Seelenfresser fast nur stumm in der Gegend herum, um überdeutlich die an ihm durchgeführte Spezialeffekt-Schönheitskur zu demonstrieren.
Doch auch abseits dessen haben Goyer und seine zwei Co-Autoren eine überaus unspektakuläre Handlung ohne wirkliche Highlights ersonnen, deren Unsinn sich eben gerade wegen der fehlenden Ablenkung durch fesselnde Actionszenen regelmäßig offenbart. Zwar ist es durchaus erfreulich, dass alberne Dialoge in der Art, wie sie den ersten Teil dominiert haben, merklich zurückgefahren, wenn auch nicht gänzlich beseitigt worden sind, doch täuscht dies keineswegs über den vorhersehbaren Handlungsverlauf hinweg. Besonders schwer scheinen Goyer, Gimple und Hoffman eine wenigstens halbwegs sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Storyelemente gefallen zu sein. Meist ohne wirklich schlüssige Überleitungen oder Erklärungen seitens der agierenden Figuren wird von einem Handlungsort zum nächsten gesprungen. Angesichts der unglaublich flach und durchweg uninteressant bleibenden Charaktere ist das unmotivierte Voranschreiten der Geschichte allerdings auch nicht weiter verwunderlich. Da können auch der diesmal wieder Gelegenheit zu seinem gewohnt unterhaltsamen Overacting bekommende Nicolas Cage, der frisch gebackene Golden-Globe-Gewinner Idris Elba («Luther», «Thor») und ein Gastauftritt des weitestgehend in der Versenkung verschwundenen «Highlander»-Stars Christopher Lambert nichts dran ändern. Selbst die Hauptfigur, deren Kampf mit seinen inneren Dämonen verschiedenster Art einiges an Potential zu bieten hätte, ist trotz Cages Performance und der befriedigenderen Zeichnung des Riders kaum der Rede wert.
Ja, «Ghost Rider: Spirit of Vengeance» ist zweifellos besser als sein Vorgänger. Doch war dafür auch nicht allzu viel nötig. In erster Linie ist es ein der Vorlage wesentlich treuerer und auch ansonsten recht ansehnlicher Look, welcher die Comicverfilmung erträglich macht und dessen Verwirklichung erst recht bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass Mark Neveldine und Brian Taylor nur mit etwa der Hälfte des Budgets auskommen mussten, das Mark Steven Johnson vor einigen Jahren noch für den ersten «Ghost Rider» zur Verfügung stand. Die nachträgliche Konvertierung in 3D bereichert den Film wie erwartet jedoch nicht merklich, wirkt sich allerdings auch keineswegs störend auf das Gesamtergebnis aus. Die unoriginelle Handlung und größtenteils einschläfernde Actionsequenzen hingegen schon. Fanliebe hin oder her, es bleibt zu hoffen, dass Nicolas Cage nach den Lichtblicken «Bad Lieutenant» und «Kick-Ass» nun nicht schon wieder in eine Serie unrühmlicher Rollenentscheidungen gerät. Denn trotz aller Bemühungen bleibt sein zweiter Auftritt als Ghost Rider lediglich eine belanglose, gähnend langweilige und daher schlichtweg unnötige Fortsetzung.
«Ghost Rider: Spirit of Vengeance» ist seit dem 23. Februar in vielen deutschen Kinos zu sehen.