Die Kritiker

«The Middle» (1x01)

von

Story


Frankie Heck hat es nicht immer leicht. Nicht nur, dass sie sich in ihrem Job als Autoverkäuferin mit hinterlistigen Kollegen und unmöglichen Kunden herumschlagen muss, sie muss auch quasi im Alleingang den Haushalt ihrer fünfköpfigen Familie schmeißen. Ihr treuer Mann Mike, der Aufseher im örtlichen Steinbruch, steht ihr zwar bemüht, doch wenig hilfreich zur Seite.

So liegt es größtenteils an Frankie, ihre drei Kinder Axl, Sue und Brick zu erziehen. Axl ist der rebellische Teenager-Sohn und Star-Athlet der High-School. Sue ist das Mittelkind und einzige Tochter. Sie versucht praktisch ununterbrochen, ihre neurotischen Selbstzweifel durch die Beteiligung in unzähligen Schul-AGs zu kompensieren – leider mit ausbleibendem Erfolg.

Brick, der jüngste Sohn, ist zwar hochintelligent, doch der Umgang mit anderen Menschen fällt dem kauzigen, aber liebenswerten Eigenbrötler sichtlich schwer. Er zieht ein gutes Buch jeder Form von zwischenmenschlicher Kommunikation vor. So schlägt sich Familie Heck tagtäglich durch den ganz normalen Wahnsinn des amerikanischen Mittelstandes in Orson, Indiana, in der "Mitte" der USA.

Neuerdings sorgt Frankies neues Führerscheinfoto für Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Im Gegensatz zum vorherigen Foto sieht sie nun regelrecht alt und erschöpft aus. Ihr Mann Mike sieht die Sache, wie alles andere auch, sehr gelassen. Doch Frankie verzweifelt langsam aber sicher an dem Versuch, Berufs- und Privatleben erfolgreich zu vereinen.

In ihrem Beruf steht sie kurz vor der Entlassung, da sie noch kein einziges Auto verkaufen konnte. Da hilft es auch nicht weiter, dass sie regelmäßig ins Sekretariat der Schule bestellt wird, wenn eines ihrer Kinder wieder etwas verbrochen hat. Doch als Sue endlich einen Platz in der Musical-AG erlangt, scheint sich das Blatt für Familie Heck endlich zum Guten zu wenden.

Darsteller


Patricia Heaton («Alle lieben Raymond») als Frankie Heck
Neil Flynn («Scrubs») als Mike Heck
Charlie McDermott («Frozen River») als Axl Heck
Eden Sher («Weeds») als Sue Heck
Atticus Shaffer («The Unborn») als Brick Heck
Chris Kattan («Saturday Night Live») als Bob
Jeanette Miller («Perfect Couples») als Aunt Edie

Kritik
Die Prämisse und Figurenkonstellation lassen einen zuerst eine eintönige und unambitionierte Sitcom erwarten, wie sie in den USA Jahr für Jahr als Dutzendware hergestellt werden und manchmal auch über die erste On-Air-Season hinauskommen. Doch «The Middle» ist anders. Weniger in seiner Ästhetik, die sich von anderen One-Camera-Sitcoms kaum abhebt, dafür aber in seiner Dynamik und seinem Setting. Die Serie ist nicht nur eine liebenswerte Ode an den Mittleren Westen der USA, an die „all-American family“, sondern auch ein in Teilen herrlich witziges Portrait der archetypischen amerikanischen Kleinstadtfamilie, mit allen Klischees, die Amerikaner so von ihrem Heartland haben. Ein deutscher Zuschauer wird all die vielen kleinen Seitenhiebe wohl nicht in ihrer Gänze verstehen können, die man schon im Piloten findet, doch eine beträchtliche Anzahl der Gags zündet wohl auch für den Kontinentaleuropäer. Wo es möglich ist, bleibt die deutsche Synchronfassung erstaunlich nah am Original und überträgt die Punchlines sehr treffend.

Nach einer sehr kurz gehaltenen Einführung der Charaktere wird der Pilot (geschrieben von DeAnn Heline und Eileen Heisler) sehr schnell und dynamisch erzählt, ohne jedoch gehetzt zu wirken. «The Middle» zeichnet sich durch eine recht hohe Gagdichte aus und ist verglichen mit anderen Sitcoms im selben Programmumfeld arm an abgedroschenen Pointen. Besonders durch die hervorragenden Hauptdarsteller Neil Flynn und Patricia Heaton erhält der Humor der Serie einen sehr trockenen Ton, der die Punchlines nur umso schärfer transportiert. Da ist es nur konsequent, auch auf eingespielte Lacher zu verzichten.

Eine Neuerfindung des Genres ist die erste Folge von «The Middle» (Regie: Julie Anne Robinson) nicht. Dafür überzeugt sie jedoch durch äußerst abgedrehte aber dennoch interessante Charaktere, schräge Storylines und einen gehörigen, aber subtilen Schuss amerikanischen Patriotismus. Welcome to the Crossroads of America!

ZDFneo zeigt die Serie, beginnend am 1. März 2012, werktags um 18.40 Uhr.

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