Die Kritiker

«Holiday Hijack»

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PR-Eventmanagerin Louise, 27, und ihre beste Freundin Natalie, 28, lieben es, ihr Geld für Hotelzimmer auszugeben. In den letzten fünf Jahren haben sie zwölf Länder bereist. Zwei weitere großzügige Verschwender sind ihre beiden Freunde: der 20-jährige Hochschulabsolvent Dan und die 23-jährige Schauspielerin Alex. Normalerweise würden sie ihre All-Inclusive-Hotelanlage während des gesamten Urlaubs nicht einmal verlassen. Doch dann "kapert" eine einheimische Familie ihr Luxusdomizil und bietet an, ihnen das wirkliche Gambia zu zeigen.

Eine Woche verbringt die Gruppe in einer bescheidenen Unterkunft zusammen mit ihren Gastgebern Bella und Omar, die sie in die Tourismusindustrie des Landes einführen. Dazu gehört unter anderem auch der Fischfang: Kiloweise Frischfisch muss mit Schubkarren zum Markt gebracht und ausgenommen werden – für Hygienefreak und Softie Dan der reinste Albtraum. Auch die immer top gestylte Natalie ist schockiert, als sie dabei ein Rinnsal Blut überqueren muss. Doch mit der Zeit wird den vier Briten bewusst, was ihnen entgeht, wenn sie sich nur in ihren Luxusresorts aufhalten.

Kritik
Das Konzept kommt ein bisschen daher wie «The Simple Life» auf extrem. Man nehme vier reiche Briten aus der Upper-Class, die man am besten mit „fancy“ beschreiben kann, und spendiere ihnen einen Tag in einem 5-Sterne-Luxushotel im verarmten Gambia, bevor man sie für die restlichen Tage ihres Urlaubs in ein afrikanisches Dorf karrt und einer Familie übergibt, mit der sie sich nun arrangieren soll. Mit den üblichen Konsequenzen:

Zuerst ist natürlich alles total „shocking“, voller „Oh-my-God“-Momente für die hippen, jungen, attraktiven Brit(inn)en, deren Lebensinhalt aus Sekt, Nagellack und dem „People Magazine“ besteht. Eine Dusche, die aus einem mit Brunnenwasser gefüllten Kübel besteht, eine Spinne im Schlafzimmer und Fischinnereien sind für Leute, die aus diesem Holz geschnitzt sind, natürlich das Ende der Welt. Genauso scheint Channel 4 das auch antizipiert zu haben.

Doch gemäß den Gesetzen einer solchen Weltverbesserungs-Doku-Soap folgt man natürlich einer ganz klaren Dramaturgie, die auf eine Läuterung aus ist. Vorher hat man die Einheimischen nicht einmal mit dem Arsch angeschaut, aber jetzt, wo man gesehen hat, wie nett die doch alle sind und was für ein schweres Leben man im Gambia abseits der Luxushotel so führt (Kaviar und Champagner is' nicht), hat sich das natürlich geändert. Die vier britischen Teilnehmer dieser Sendung sind dabei auf den ersten Blick nicht einmal besonders unsympathisch – sie sind schlichtweg bodenlos ignorant. Ein Schelm, wer da an Chesterton denkt. Doch man möchte sich eigentlich nicht vorstellen, wie ein solches Konzept aussehen könnte, wenn es von RTL verantwortet würde.

Das grundlegende Prinzip, nach dem «Holiday Hijack» funktioniert, ist vielleicht gar kein Schlechtes. Doch man hätte viel mehr daraus machen können, da die Umsetzung leider nur an der Oberfläche bleibt und nur auf einzelne Schockmomente aus ist. Das führt dann dazu, dass man viel zu schnell erzählt und kulturelle Auseinandersetzungen über die verschiedenen Mentalitäten von Briten und Westafrikanern allenfalls marginal thematisiert werden. Manchen mag auch der teilweise doch sehr stark erhobene Zeigefinger unangenehm auffallen – doch er ist angesichts der anderen Defizite des Formats allenfalls ein kleines Problem.

ZDFneo strahlt das Format ab Samstag, den 3. März 2012, wöchentlich um 16.30 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/55254
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