Hingeschaut

«Lenßen»: Aus Alt mach Neu

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Seit Montag flimmern neue Folgen von Deutschlands bekanntem Anwalt über die Bildschirme – nun wird in Essen ermittelt.

Deutschlands bekanntester Anwalt ist zurück und macht ab sofort Essen unsicher. Gemeinsam mit seinen Ermittlern ist Ingo Lenßen, bekannt aus der Scripted Reality-Dokusoap «Lenßen und Partner», auf dem heimischen Bildschirm zurück. Seine neue Sendung trägt den simplen Titel «Lenßen» und ist nicht mehr als eine Neuauflage seines alteingesessenen und mittlerweile totgelaufenen Vorgängerformates, das von 2003 bis 2009 in Sat.1 lief und vor knapp drei Jahren schließlich aufgrund stetig sinkender Einschaltquoten abgesetzt wurde. Im Vormittagsprogramm überzeugten jüngst aber Wiederholungen der Serie – und genau das hat die Verantwortlichen des Senders wohl bewegt, neue Ausgaben in Auftrag zu geben.

In einer doppelten Auftaktfolge präsentierte sich die „neue“ Krimi-Dokusoap am Montag im Vorabendprogramm von Sat.1. Bereits der Vorspann deutete darauf hin, dass sich «Lenßen» wenig bis gar nicht von seinem Vorgängermodell unterscheidet. Die Musik ist bekannt, der Off-Sprecher ebenfalls. Auch an der bei deutschen Krimi-Serien beliebten Untertitelung von Zeit und Ort des Geschehens hat sich nicht viel geändert – man greift weiterhin darauf zurück. Lediglich der neue Name lässt vermuten, dass ab sofort weniger die Ermittlerteams, als vielmehr Ingo Lenßen selbst im Mittelpunkt des Geschehens steht. Und bereits in den ersten beiden Fällen bestätigt sich diese Vermutung: die beiden neuen Ermittlerduos, bestehend aus Karsten Grabowski und Stefanie Scholz, sowie Jan Fischer und Lara Kampmann sind ebenso austauschbar wie unmotiviert und ermitteln in der gewohnt unglaubwürdigen Privatermittler-Manier, die mit der Realität in etwa soviel zu tun hat wie das Format mit realistischen Anwalts-Tätigkeiten.

Kurzum: nach wie vor dehnt man bei dieser «Lenßen und Partner»-Neuauflage munter das Gesetz. Da wird sich in private Netzwerke gehackt, Zeugen werden von Detektiven befragt, die sich selbstverständlich nicht ausweisen müssen und der Anwalt liefert sich Machtspielchen mit der Kriminalpolizei. Darauf abzielend, dass der unwissende Zuschauer diese Ermittlertätigkeiten allerdings doch für die Realität hält, werden die Fälle in möglichst verwackelter Amateuroptik präsentiert und wie in seriösen Formaten wie «Aktenzeichen XY» die Untertitelungen des jeweiligen Handlungsorts und der Zeit wahlweise unter die verschiedenen Bildsequenzen gelegt.

Um der Sendung schließlich dann doch einen eigenen Stempel aufzudrücken und sich zumindest ein bisschen von «Lenßen und Partner» abzuheben, baut man bei «Lenßen» zusätzlich auf einen gewissen Soapcharakter und Rührungseffekt. Mit romantischer Musik unterlegt, nehmen die Fälle schlussendlich stets ein gutes Ende und auch das Zwischenmenschliche unter den einzelnen Parteien wird nicht vernachlässigt. Dass diese Kombination aus „realistischer“ Ermittleraction und angehauchter Liebesgeschichte überhaupt nicht zusammenpasst und das Format nur noch lächerlicher erscheinen lässt, als es ohnehin schon ist, scheint Ingo Lenßen nicht zu stören. Der streicht sich verlegen über seinen hochgezwirbelten, an die Schrift im Vorspann erinnernden Bart, schaut zufrieden in die Kamera und ist in Gedanken sicherlich schon beim nächsten Fall.

Fazit: «Lenßen» ist nicht mehr als ein müder Aufguss der fast identisch klingenden Vorgängersendung. Das Konzept ist nahezu gleich und ob die Handlung nun in Essen spielt, oder in einer anderen Großstadt wird dem geneigten Zuschauer relativ gleichgültig sein. Ebenso wie die neuen Ermittlerduos, die neben Ingo Lenßen noch farbloser ausschauen, als sämtliche ehemalige Ermittler. Möglicherweise hat der eine oder andere Zuschauer noch nicht einmal bemerkt, dass ab sofort nicht mehr «Lenßen und Partner» sondern eine „brandneue Ermittlerdoku“ über die Bildschirme flimmert.

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