Die Kritiker

«Die Doppelgängerin»

von

Story


Es sollte ein ganz normaler Arbeitstag werden: Emma Stöckel und ihr Team aus der eigenen Glaserei sind gerade dabei, Materialien für einen Großauftrag abzuladen, als die Chefin ihren Augen nicht traut. Da stolziert nur ein paar Meter von ihr entfernt eine Dame in Pelz und High-Heels in ein Nobelhotel. Eigentlich nichts Besonderes, wenn diese Frau Emma nicht wie aus dem Gesicht geschnitten wäre. Völlig verblüfft folgt Emma ihrer Doppelgängerin – und rennt in deren Ehemann und somit ins totale Schlamassel.

Nichtsahnend nimmt Wolter von Auenstedt, Architektenmogul und Partner von Hedwig, seine angebliche Frau mit zu einer Kundgebung. Nachdem diese aus dem Ruder läuft, beginnt eine chaotische Zeit – sowohl für Glaserin Emma als auch für das Ehepaar von Auenstedt. Denn wie soll man auf Krawall gebürsteten Anwohnern und wütenden Investoren klar machen, dass eine Verwechslung der Grund für die miese Stimmung ist? Während Emma versucht, ihr normales Leben weiterzuführen, sinnt ihre Doppelgängerin auf knallharte Rache…

Darsteller


Jutta Speidel («Ein starkes Team») ist Emma Stöckel/Hedwig von Auenstedt
Heiner Lauterbach («Sommer in Orange») ist Wolter von Auenstedt
Michael Fitz («Zum Kuckuck mit der Liebe») ist Kurt
Michael von Au («Ein Strauss voll Glück») ist Nessel
Katharina Müller-Elmau («Mein eigen Fleisch und Blut») ist Gudrun
Katja Amberger («SOKO 5113») ist Netti

Kritik


Möglichkeiten für den Einsatz zweier gleich aussehender Menschen gibt es viele. Schon die Fabel vom Hasen, der sich die Seele aus dem Leib rannte, und trotzdem nie schneller war als der Igel, setzte auf das Mittel der Verwechslung. Ob als komödiantisches Streichespielen oder spannender Doppelgängerthriller – den Ideen sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt. Für den humorvollen Weg entschied sich dann auch Drehbuchautor und Regisseur Nikolai Müllerschön, der der Schauspielerin Jutta Speidel eine Doppelrolle spendierte. Nach einer hektischen Anfangsphase verpufft der Witz allerdings im Nichts.

Dabei kann «Doppelgängerin» mit einem durchaus ansprechenden Cast aufwarten. Die eben erwähnte Jutta Speidel meistert den Spagat zwischen der bodenständigen, sympathischen Glaserei-Inhaberin Emma und der skrupellosen, geldgeilen Immobilienschlange Hedwig. Die Verwandlung gelingt der Schauspielerin so gut, dass die doppelte Speidel erst beim zweiten Hinsehen und dem Blick auf die Darstellerriege klar wird. Ihr Pendant Heiner Lauterbach dient dagegen lediglich als Stichwortgeber, agiert als Sympathisant Emmas freundlich, lässt sich von Hedwig im Gegenzug herrlich unterbuttern. Man sieht den beiden gerne zu, auch wenn sich ein Mitempfinden nicht recht einstellen mag.

Für eine Komödie ist das Szenario nicht lustig, für einen ernsthaften Beitrag nicht bissfest genug. Eine typische David-gegen-Goliath-Story, bei der jeder Schritt vorhersehbar und somit unspektakulär erscheint. Daraus ergeben sich leider auch einige Durchhänger im Filmverlauf. Nach dem eher chaotischen Einstieg flacht das Prozedere minütlich ab. Die Geschichte bietet zu wenig Zündstoff für anderthalb Stunden lockere, ungezwungene Unterhaltung. Das liegt zuweilen an den stereotypischen Charakteren, die – Wolter ausgenommen – keinerlei Entwicklung durchmachen. Andrerseits sorgt das krankende Skript für ein eher zähes Unterfangen. Den Titel des Films sollte man sich ab und an ins Gedächtnis zurückrufen. Ansonsten besteht die Gefahr zu vergessen, dass die Verwechslung zweier gleich aussehender Frauen Schuld an all dem Chaos trägt.

Etwas mehr Biss hätte dem Ganzen mehr Pepp verpassen können. Die Ansätze sind da, nur zu selten eingestreut. Wir fühlen uns an unseren ehemaligen Bundespräsidenten erinnert, wenn dem Mitarbeiter Auenstedts vorgeworfen wird, seinen Urlaub von der Unternehmerin bezahlt bekommen zu haben. Von solch satirischen Elementen hätte es gerne mehr geben dürfen. Das Fundament wäre vorhanden gewesen. Gegen Ende schimmert der Humor dann doch noch einmal durch. Das Finale ist zwar unglaubwürdig, zum Schmunzeln reicht es aber. «Doppelgängerin» nutzt sein Potenzial trotz gut aufgelegter Darsteller nicht aus und dümpelt so leider nur im Fahrwasser der Mittelmäßigkeit.

Das Erste strahlt «Die Doppelgängerin» am Freitag, den 16. März, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/55523
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