Hot oder Schrott

Nela Panghy-Lee

von
«taff»-Moderatorin Nela Panghy-Lee teilt in dieser Woche ihre Tops und Flops mit uns.

Jetzt spricht die Branche Klartext: Schauspieler, Moderatoren, Entscheider – sie alle kommen in der Reihe „Hot oder Schrott“ zu Wort. Was ist für sie momentan ein absolutes Highlight und was zum Vergessen? Diesmal: Nela Panghy-Lee, «taff»-Moderatorin von ProSieben.

Schrott
Frei nach dem Klassiker-Werbespot von OB: Die Geschichte der Social Media Einbindung in das Medium Fernsehen ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Ich maße mir nicht an, wie Sascha Lobo über das Thema zu philosophieren, doch mache ich aus meiner Warte selbst ein paar interessante Beobachtungen.

Die Einbindung der Zuschauer über Social Media wurde bei «Gottschalk Live» zum Start der Sendung angekündigt. Die Caro sitzt in den Einblendungen zwar konzentriert vor dem Bildschirm, doch findet z.B. die große Stärke von Twitter in der Sendung gar nicht statt: Echtzeit-Kommunikation. Dazu gehört eine Menge Mut und ein Moderator, der Social Media aus dem FF beherrscht und den textlichen Zuschauerreaktionen viel Raum lässt und darauf eingeht. Das Publikum sitzt nicht mehr direkt im Studio sondern im virtuellen Raum. All das ist für einen hallenfüllenden Showtitanen wie Thomas Gottschalk ungefähr so, als würde man mich zwingen, aus dem Stegreif eine fundierte Laudatio über Pink Floyds Langspielplatten und deren Entwicklung zur Rock-Ikone zu halten. Nicht meine Zeit, nicht mein Medium, nicht mein Stil, nicht mein Interesse, berührt mich nicht. Kann ich nicht.

In den Social Media vertreten zu sein ist etwas anderes, als sie zu nutzen. Sie zu nutzen ist etwas anderes als sie authentisch als Sendungselement einzusetzen. Hier wird sich Grundy LE sicherlich etwas Funktionierendes für die Sendung ausdenken.

Hot
Da gefällt mir Harald Schmidt in seiner Show schon besser. Er macht keinen Hehl daraus, dass er persönlich Twitter nicht für notwendig hält und es belächelt. Aber er hat mit Jan Böhmermann einen technisch fähigen Gelegenheits-Sidekick, mit dem er Schabernack im Medium Twitter treiben kann. Auch wenn die Twitteraktivität nur die Pointe eines episodenhaft vorgetragenen Sketches war, so hat sie zumindest Wellen geschlagen und teilweise gezeigt, was möglich ist, wenn man Aufmerksamkeit über Twitter bündelt.

Auch das ZDF hat Anfang März das erste Mal einen Hashtag für Twitter eingeblendet, um eine Kommunikation im Netz zu starten. Ich finde das einen kleinen, aber sinnvollen Schritt. Anstatt den großen Wurf zu riskieren, lieber mit jedem neuen Teilelement Sicherheit gewinnen und durch die Erfahrungen gesund wachsen.

Im Vergleich zu den USA steht Deutschland noch ziemlich am Anfang, was die Realtime-Einbindung angeht. Allein über Twitter gibt es unendlich viele Möglichkeiten, Publikum einzubinden, Trends aufzuspüren, Kommunikation anzuregen, Meinungen einzuholen aber auch Meinung zu machen. Nur muss diese Faszination erstens auch auf offene Arme in den Sendern treffen. Und zweitens sind einfach auch nicht alle Formate für Social Media Einbindung geeignet, wobei die geeigneten wiederum in ganz unterschiedlicher Form davon profitieren können. Die ersten Erfahrungen werden hierzulande gemacht, seien es Gottschalk oder Schmidt. Ich finde das gut!

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