Die Kino-Kritiker

«Das Haus der Krokodile»

von
In der deutschen Produktion spielt unter anderem Christoph Maria Herbst mit.

Bereits im Jahr 1976 wurde der Roman «Das Haus der Krokodile» aus der Feder von Helmut Ballot verfilmt, damals als Mini-Serie für das Fernsehen. In sechs Folgen machte sich Thomas Ohrner als Viktor auf die Suche nach dem Geheimnis eines früh verstorbenen Mädchens. 40 Jahre später ist Ohrner erneut mit von der Partie, diesmal als Vater des kleinen Viktors. Und da es eine Fernsehserie schon gab, musste etwas Größeres her. Die neue Variante wurde nun also ein Kinofilm – und der kann sich sehen lassen. Das knapp anderthalbstündige Jugendabenteuer sorgt mit einer Menge Schauwerten für spannende Unterhaltung.

Familie Laroche wohnt in einer alten, unheimlichen Villa. Als die Eltern (Katja Weitzenböck und Thomas Ohrner) im Urlaub sind, ist der elfjährige Viktor (Kristo Ferkic) mit seinen älteren Schwestern Cora (Joanna Ferkic) und Louise (Vijessna Ferkic) allein zuhause. Beim Streifzug durch die alten Zimmer entdeckt der Junge zwischen verstaubten Umzugskartons und uralten afrikanischen Masken ein kleines, ausgestopftes Krokodil mit leeren Augenhöhlen. Aus dem dämmrigen Licht im Raum dringt nur das leise Ticken einer alten Standuhr. Plötzlich erstarrt Viktor mit schreckgeweiteten Augen vor einem großen Spiegel: Hinter ihm huscht eine dunkle Gestalt durch die Wohnung. Ein Einbrecher, ein Geist? Viktor beginnt panisch nach ihm zu suchen. Dabei stößt er im „verbotenen Zimmer" auf das Tagebuch von Cäcilie. Das junge Mädchen ist vor vielen Jahren auf mysteriöse Weise in dem Haus ums Leben gekommen. Fasziniert blättert Viktor durch das Buch und folgt Cäcilies rätselhaften Hinweisen durch die Villa. Dabei macht ihm die seltsame Frau Debisch (Gudrun Ritter) von nebenan mit ihrem Sohn Friedrich (Christoph Maria Herbst) ständig einen Strich durch die Rechnung. Und auch der zwielichtige Nachbar Strichninsky (Waldemar Kobus) benimmt sich merkwürdig. Haben sie etwas mit Cäcilies Tod zu tun? Viktor spürt, dass er einem großen Geheimnis auf der Spur ist...

Dass die beiden Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert stilvoll inszenieren können, haben sie schon mit Kinofilmen wie «Neues vom Wixxer» oder «Jerry Cotton» bewiesen. Für letzteren zeichnete das Duo ebenfalls für das Drehbuch verantwortlich. Richtig rund war dieses aber nicht, weshalb es für den neuen Film Unterstützung von Schreiber Eckhard Vollmar («205 – Zimmer der Angst») gab. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, bietet die Romanumsetzung eine vor allem für die kleineren Zuschauer spannende und unterhaltsame Geschichte über das oftmals schwierige Erwachsenwerden.

Spaß beim Schauen machen die stimmungsvollen und sauber eingerichteten Bilder. Das Setting sieht toll aus und trägt die geheimnisvolle Abenteuerstory mit viel Atmosphäre in den Kinosaal. Trotz einer Altersfreigabe ab sechs Jahren mag es für die ganz Kleinen mitunter etwas zu gruselig und spannend sein. Ein maskierter Einbrecher, der das Adrenalin bei Erwachsenen kaum in die Höhe steigen lässt, sorgt bei Kindern für großes Unbehagen. Neben einer großen Portion rasanter Action gibt es als Ausgleich immer wieder ruhige und lustige Momente. Dafür sorgen auch die verschiedenen Filmfiguren und deren Schauspieler.

Der 13-jährige Hauptdarsteller Kristo Ferkic («Henri 4») kann alle Sympathien für sich verbuchen. Ferkic hat Talent, und das demonstriert er. Er dürfte mit seiner Performance zum Mädchenschwarm und gefragten Schauspieler werden. Welcher Junge möchte nicht gerne als wagemutiger Abenteurer die Welt entdecken, Rätsel lösen und dann auch noch Anerkennung erhalten? Während die älteren Zuschauer an ihre eigene Kindheit erinnert werden, gerät Viktor für (männliche) Kinder zum Vorbild, vielleicht sogar zum Helden. Die Filmemacher hatten Glück, dass Ferkic zwei ältere Schwestern hat, die zudem auch noch Schauspielerfahrung mitbrachten. So wirkt das Zusammenspiel der Filmgeschwister unverkrampft und authentisch, eben wie aus dem Leben.

Die Nebendarsteller wissen ebenfalls zu überzeugen. Christoph Maria Herbst, der sich als ungeliebter Chef aus der Fernsehserie «Stromberg» in den Kopf gebrannt hat, verbucht als Friedrich Debisch die meisten Lacher. Als modebewusstes Muttersöhnchen, der im Verlauf der Geschichte immer zwielichtiger wird, bringt Herbst den Humor ins Spiel. Auch wenn einige Slapstickeinlagen nicht so richtig zünden: die musikalische Einlage mit seiner Band ZZ Flop und Friedrich als schrägem Sänger ist großartig. Auffällig spielt Gudrun Ritter, die als mürrische und biestige Nachbarin Frau Debisch nicht nur Viktor Angst macht. Debisch ist eben diese Art von Frau, welcher Kinder beim Spielen nie begegnen möchten. Wenn ein Ball bei dieser Nachbarin im Garten landet – er wäre für immer verloren.

Schließlich gebührt ein großes Lob auch der Arbeit der Musiker Helmut Zerlett und Christoph Zirngibl. Ihr Soundtrack untermauert die stimmungsvolle Inszenierung hervorragend. All diese Faktoren machen «Das Haus der Krokodile» zu einem gut produzierten Kinofilm aus deutschen Landen. Ob Action, Abenteuer, Spannung oder Spaß: hier ist für die ganze Familie etwas dabei.

«Das Haus der Krokodile» ist ab dem 22. März in vielen deutschen Kinos zu sehen.

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