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Bereits zu Beginn der "großen" Finalshow offenbart sich, wie schlicht das ganze Format gehalten worden ist. Der bei VOX zuletzt überpräsente Jochen Schropp begrüßt das Publikum aus einem sehr kleinen und stark verwinkelten Studio, bei dem sich wohl nur die wenigsten Menschen über das Privileg freuen durften, einen guten Blick auf das komplette Geschehen zu haben - und das trotz der sehr geringen Anzahl an Zuschauern. Zu diesen im besonderen Maße Privilegierten gehören die beiden Coaches, die immerhin den kompletten Laufsteg in Sichtweite haben, ansonsten allerdings nur auf einem ganz gewöhnlichen Stuhl Platz nehmen dürfen. Die klumsche Inszenierung fehlt hier komplett, was sicherlich weniger mühsam und übertrieben, allerdings in diesem Ausmaß fast schon kümmerlich wirkt.
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Der wichtigste Bestandteil einer Unterhaltungssendung wird jedoch über die kompletten zwei Stunden sträflich vernachlässigt: die Unterhaltung. Das karge Studio mit dem Charme eines verlassenen Parkhauses wäre unter Umständen noch akzeptabel gewesen, hätten die Verantwortlichen dieser Sendung ihren Zuschauern durch inszenatorische Mittel irgendwie vermitteln können, dass hier nicht nach der Miss Hintertupfingen, sondern nach einer in der Zukunft international anerkannten Person gesucht wird. Doch alles wirkt letztendlich träge, unspektakulär und schlicht bedeutungslos. Die Coaches bleiben unscheinbar, da sie kaum eine Rolle spielen, Jochen Schropp ist in seiner Rolle erneut unterfordert und die meisten Einspieler wirken wenig inspiriert. Immerhin bei der Garnier-Kampagne oder dem Einkaufsbummel durch Barcelona gelingt es mal für kurze Zeit, den Unterhaltungsfaktor zu steigern. Für zwei Stunden ist dies aber leider viel zu wenig, um ein Publikum bei der Stange zu halten.
Letztendlich ist es den Machern zugute zu halten, dass sie auf dramatische Inszenierungen, Zickenkriege und sonstige Nebensächlichkeiten verzichtet haben und ein vergleichsweise seriöses Modelcasting auf die Beine stellen wollten. Doch gerade das Finale wirkt im Vergleich zur großen Show mit hohem Glamour-Faktor bei «Germany's Next Topmodel» geradezu kümmerlich und bedeutungslos. Ähnlich wie bei der Musiksendung «Unser Star für Baku» verwechseln die Macher hier Seriosität mit purer Langeweile und bieten ein viel zu zurückhaltendes Format an, dem sogar noch eine ansehnliche Kulisse fehlt. In dieser Ausrichtung ist die Sendung höchstens für kleine Spartensender geeignet, während sich das Millionenpublikum verständlicherweise nach besseren Alternativen umschaut. Auch wirklich revolutionäre Ideen fehlen «Das perfekte Model», letztendlich ähnelt das eigentliche Prozedere eben doch dem großen Vorbild auf ProSieben. Somit kann man diesem Finale bestenfalls noch ein "nett gemeint" attestieren, während Interessenten von seriösen, unterhaltsamen und neuartigen Modelcastings nach wie vor in die Röhre schauen.