Hingeschaut

Elton und Simon machen den Raab

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Am Samstagabend duellierten sich Elton und Simon zum vermutlich letzten Mal. Die Show war genau das Richtige für Fans von «Schlag den Raab».

Schon seit der Anfangszeit wünschten sich viele Fans, dass «Elton vs. Simon - Die Show» doch einmal live ausgestrahlt werden möge. An diesem Samstagabend wurde dieser Wunsch nun endlich erhört, in einer fast vierstündigen Show traten Elton und Simon Gosejohann zum ersten Mal live vor Millionen von Zuschauern an. In insgesamt 16 Spielen kämpften die beiden ProSieben-Gesichter um Ruhm, Ehre und Zuschauergunst, Elton konnte sich schlussendlich im alles entscheidenden Stechen knapp durchsetzen. Doch schon wenige Sekunden nach seinem großen Triumph kündigte er das an, was er bereits einige Tage zuvor bei «TV Total» andeutete: Für ihn wird die erste Live-Show wohl auch die letzte bleiben. Dabei machte das Format an diesem Samstag so viel Spaß wie selten - und war eine wirklich gelungene Alternative zu «Schlag den Raab».

Allerdings deutet sich schnell an, dass der Kampf um den Sieg hier nicht ganz so ernst genommen wird wie bei Stefan Raabs Erfolgsshow. Zum Auftakt müssen sich die beiden Kontrahenten an eine Holzwand tackern, wenige Minuten später erlecken sie gemeinsam Gegenstände mit verbundenen Augen. Dass gerade bei letztgenanntem Spiel der Comedy-Faktor deutlich höher ist als der knallharte Kampf um den Sieg, ist allerdings mit Sicherheit gewollt und bei einem Duell zwischen zwei Showmastern auch klar authentischer. Hier knüpft man nahtlos an die Highlights vorheriger Ausstrahlungen an, bei denen sich der Unterhaltungswert ebenfalls nicht selten aus peinlichen und skurrilen Situationen zwischen den beiden Hauptfiguren ergeben hat. Letztendlich entpuppt sich in Spiel drei Elton als "Leckmeister" und gewinnt zumindest eines der ersten fünf Spiele.

Die Rolle des stets gut gelaunten Raab-Praktikanten erfüllt er allerdings im ersten Teil der Show noch nicht. Viel mehr offenbart er große konditionelle Schwierigkeiten und fühlt sich sichtlich nicht wohl in den sportlastigen Auftaktspielen. Als er sich dann auch noch in einem "Waschsalon" möglichst schnell bekleiden soll, ist es - so scheint es zu diesem Zeitpunkt jedenfalls - mit seiner Kraft am Ende. Doch als die Stimmung zu kippen droht und Elton endgültig den Spaß an seiner Aufgabe zu verlieren scheint, wirft die gewohntermaßen gut aufgelegte Moderatorin Johanna Klum eine Werbepause ein, durch die Elton sich regenerieren und neu angreifen kann. Den zweiten, konditionell deutlich weniger fordernden Teil der Sendung, kann er schließlich dominieren (und schlussendlich auch knapp gewinnen).

Doch auch wenn Elton vermutlich gegen einen Stefan Raab chancenlos gewesen wäre, macht die Live-Show dieses Formats so viel Spaß wie nie. Wo man bei den aufgezeichneten Folgen nach einer gewissen Zeit alleine durch die noch ausstehende Sendezeit recht gut einschätzen konnte, in welche Richtung sich das Duell entwickeln wird, kann hier die Spannung bis zum Schluss aufrecht erhalten werden. Die viel authentischere Live-Atmosphäre trägt zudem ebenso zum Unterhaltungsfaktor bei wie die Möglichkeit, auch etwas langwierigere Spiele zeigen zu können. Symptomatisch für den qualitativen Unterschied zwischen Live-Show und Aufzeichnung ist das Spiel "Flyboard", das als einziges im Vorfeld aufgezeichnet und nur in einem Einspieler gezeigt wird: Hier fehlt der Unterhaltungsfaktor und die angesprochene Live-Atmosphäre ein wenig, die rund zehn Minuten ziehen sich deshalb leicht, wenngleich sich die Spielidee als solche ebenfalls als lobenswert einfallsreich herausstellt.

Nicht ganz verständlich ist hingegen die Rolle des ehemaligen Handballprofis Stefan Kretschmar, der zwar die meiste Zeit zu sehen ist, dessen Nutzen sich allerdings nicht wirklich erschließt. Als Assistent von Johanna Klum wirkt er überflüssig, als Sidekick ist er zu kantig und bisweilen auch zu unsympathisch und eine unabdingbare Funktion nimmt er nicht ein. Bei den Fahrten aufs Außengelände dient er immerhin dazu, mit Klum belanglosen Smalltalk zu führen, doch die meiste Zeit beschränkt er sich darauf, Elton für dessen Nicht-Beachtung seines Trainingsplans zu kritisieren. Da sich Kretschmar allerdings nicht übertrieben in den Mittelpunkt drängt, ist er zu ertragen. Noch nicht ganz an die Qualität eines Frank Buschmann reicht Kommentator Wolff Fuss heran, der zwar die Seriosität, überraschenderweise allerdings nicht den Unterhaltungsfaktor seines Kollegen besitzt und deshalb leicht träge wirkt.

Dennoch ist «Elton vs. Simon - Die Show» live eine sehr gelungene, kurzweilige und einfach spaßige Samstagabend-Show. Die Protagonisten nehmen sich hier wie gewohnt nicht besonders ernst, gehen allerdings trotzdem mit dem nötigen Ehrgeiz an die Sache, der für ein Gelingen des Konzepts unabdingbar ist. Das Publikum bekommt keine bloße Kopie von «Schlag den Raab» zu sehen, sondern eine Alternative mit mehr Witz, Spaß und Kurzweil, allerdings weniger Vielseitigkeit in den Prüfungen (Wissensaufgaben gibt es beispielsweise gar nicht, der Fokus liegt eher auf Action- und Spaßspielen) und Professionalität. Eine kreative Höchstleistung sind die Spiele in jedem Fall trotzdem, weshalb sich der Zuschauer dem Lob Eltons an den Ideenreichtum des Teams nur anschließen kann - auch wenn nicht jedes Spiel perfekt durchdacht wirkt. Es bleibt nach dieser Live-Ausgabe zu hoffen, dass sich ein geeigneter Nachfolger für den alternden Entertainer finden lässt und das Format nicht wirklich bereits nach einer Folge in dieser Ausrichtung beendet ist.

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