Der Auftakt zu neuen Folgen von «Die Geissens» machte viel Spaß – warum das Format so gelungen ist.
Es darf wieder gekeift werden – ab sofort lässt das deutsche Glamour-Ehepaar Geiss die Zuschauerschaft von RTL II wieder an ihren Wehwehchen und Problemchen zwischen Champagner, Luxus-Yacht und Jetset teilhaben. Montags zur besten Sendezeit, um 20:15 Uhr in der Primetime, dürfen sich Carmen und Robert Geiss wieder nach Herzenslust zanken und kabbeln. Doch wie präsentierte sich die erste Ausgabe der dritten Staffel?
Das extravagante Ehepaar begrüßt die Zuschauer zu Beginn der ersten Folge aus Staffel drei wie immer aus dem sonnigen Süden. Der Umgangston ist derselbe geblieben, gleiches gilt für das Zusammenspiel der beiden. Nach wie vor gibt Carmen die zankende Ehefrau, die ihren Robert weiterhin unter der Fuchtel hat, wenn auch diesem dieser Umstand wie immer ziemlich egal ist. So entsteht die bekannte und von Fans so geliebte Rollenverteilung und schnell wird deutlich: Sie sind wieder da! Kein Stück verändert haben sie sich und trotzdem verspricht auch die dritte Staffel wieder beste Abendunterhaltung, vorausgesetzt, man freundet sich mit den Hauptdarstellern an oder hat dies längst getan.
Die Produzenten fackeln nicht lange: In der ersten Folge geht es sofort hoch her und vor allem unter die Haut. Carmen will sich die Namen ihrer beiden Töchter Shania und Davina auf den Rücken tätowieren lassen. Am Morgen des großen Tages wird ihr allerdings plötzlich bewusst, dass diese Form von Körperschmuck zunächst einmal mit jeder Menge Schmerz verbunden ist und wie es sich für eine theatralische Dramaqueen gehört, wird sogleich gejammert und eine ordentliche Portion Panik geschoben. Doch das alles ist Robert, der teilweise ein wenig lethargisch anmutende Geiss-Gatte, längst gewöhnt und so zaubert er die Lösung aus dem Hut, die sich „Hypnose“ schimpft. Im Handumdrehen bekommen die Zuschauer Faro präsentiert, der sich einen Spaß daraus macht, die Ehefrau seines besten Freundes in den Tiefschlaf zu versetzen, ihr munter die Zahl drei aus dem Gehirn zu löschen und es anschließend schafft, ihr weiszumachen, dass sie ihren Robert liebt wie am ersten Tag. Wie viel nun an diesen Hypnosespielchen echt ist, oder ob hie und da nicht doch ein Drehbuch nachgeholfen hat, wissen wohl nur die Geissens selbst, doch der Unterhaltung tut dieser seltsam anmutenden Hypnoseshow keinen Abbruch. Im Anschluss an den Hokus Pokus darf Frau Geiss schließlich ein nagelneues Tattoo auf ihrer Haut bewundern. Ob es die Töchter freut, kam nicht ganz heraus, aber wenigstens die stolze Mutter war selig, ihre Töchter nun nicht mehr nur im Herzen, sondern auch auf der Haut tragen zu können.
Mit Glücksgefühlen und natürlich einem herzlichen, genervten „Rooobääärt“ – was sich mittlerweile nicht nur zu Carmen Geiss‘ Merkmal, sondern sogar zum potenziellen Charthit gemausert hat – endet die Auftaktepisode der ersten Folge und den Fans dürften die Herzen aufgegangen sein. Nicht umsonst startete diese Staffel mit einem neuen Bestwert für das Format und lockte insgesamt 2,05 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, was einem prozentualen Bestwert von 11,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe entspricht und damit auf den bisherigen noch einmal 0,3 Prozentpunkte obendrauf setzt.
Erstaunlich realistisch zeigte sich der Anfang der dritten Staffel von «Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie», im Vergleich zu sämtlichen Formaten der letzten Monate, die es allen voran auf RTL II zu bestaunen gab. Keine gescripteten Dialoge, keine Tränen auf Knopfdruck, sondern lediglich zwei Charakterköpfe mit Ecken und Kanten, die wahrlich viel brauchen, aber kein Drehbuch, reichen aus, um eine Dokusoap zu gestalten, die das Attribut „Doku“ noch verdient. Ob es nun doch die perfekte Inszenierung ist und die Geissens einfach nur brillant ihre Rollen spielen, oder tatsächlich weit und breit kein Drehbuch vorhanden ist, wie es zu hundert Prozent scheint und vermittelt wird, eines ist auf jeden Fall sicher: das Format funktioniert als das, was es vorgibt zu sein. Eine Art Tagebuch einer Familie, wie es sie in ihrem Unterhaltungswert alle Jubeljahre einmal gibt und deren Unterhaltungsfaktor daher rührt, was sie macht und tut und wie sie ihren Tagesablauf gestaltet. Hinzu kommt, dass keine obligatorische Off-Stimme das Geschehen mehr oder minder ansprechend kommentiert, dass keine die Tränen provozierenden Einspielfilme gezeigt werden und dass keine belanglose Musik das Geschehen in irgendeiner Form melancholisch oder sinnfrei untermalt.
All diese Faktoren konnte man in jüngsten Formaten zuhauf bestaunen, doch die Geissens geben auch ohne diesen Unsinn mit ihrem dritten Streich wieder ein herrlich gegen den Strich gebürstetes Bild ab. Natürlich darf man bei einer derartigen Sendung keine poetischen Ergüsse oder philosophischen Glanzleistungen seitens der Hauptakteure erwarten. Doch «Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie» bleibt auch weiterhin ein spritziges und aktuell kaum vergleichbares Format im deutschen Fernsehen, dass dem Zuschauer eine Familie näher bringt, die an nichts glaubt, außer an sich selbst und mit dieser Einstellung nach wie vor sehr gut fährt. Wunderbar optimistisch, herrlich laut und erfrischend anders, das sind «Die Geissens» – ganz nach dem Motto „Wennde nix hast, dann musste zusehen, dass de wat kriegst!“