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Genau in die Zeit dieser ersten Bieterrunde kommen nun verschiedene Medienberichte, lanciert von wem auch immer. Vergangenen Freitag zum Beispiel einen Bild-Artikel des Beckenbauer-Freundes Alfred Draxler, der via Facebook teaserte, dass Sky plötzlich ohne Rechte dastehen könnte. Der Bild-Artikel sagte vor allem eines aus: Nichts ist sicher, möglich, dass die Telekom die Rechte bekommt. Neuheitsgehalt demnach also gleich null. Und dennoch hatte der Artikel einen Sinn. Einfach für etwas Aufregung sorgen und die Herren bei Sky daran erinnern, keine zu niedrige Zahl auf das Papier zu schreiben.
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300 Millionen plus X sollten also auf jeden Fall zu erlösen sein. Und die Telekom? Die kämpft derzeit nicht nur damit, dass die nun aufgerufene Summe das zehnfache von dem ist, was man aktuell zahlt, sondern auch damit, dass es immer mehr Menschen gibt, die sagen, mit einem Rechteerwerb würde der Telekommunikationsriese aus Bonn gegen geltendes Recht verstoßen. Dass die DFL ein solches Risiko eingeht, wäre beinahe halsbrecherisch. Worum geht es?
Die Deutsche Telekom ist zu knapp 32 Prozent in Staatsbesitz. Im deutschen Grundgesetz ist aber die Staatsfreiheit im Rundfunk verankert. Deshalb musste die Telekom für die Übertragung im IPTV vor drei Jahren schon zu einem kleinen Trick greifen. Zwar erwarb die Telekom die Rechte, der Kanal Liga total! wird aber von Constantin Sport Medien (dazu gehört auch Sport 1) betrieben. Verschiedene Experten halten schon diese Lösung für nicht rundfunkfähig – darüber wurde damals aber hinweggesehen, war IPTV doch noch ein wirkliches Nischenprodukt. Das hat sich inzwischen geändert, eine niedrige sechsstellige Summe an Liga total!-Kunden ist binnen der knapp drei Jahre zusammengekommen.
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Am Dienstagabend sprach nun auch Landesmedienanstalt Saarland (LMS) ein Machtwort. „Das Angebot der Deutschen Telekom zum Kauf der Fußballrechte von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) berührt wesentliche Grundfragen des Rundfunks in Deutschland“, betonte der dortige Direktor Dr. Gerd Bauer. Aus gutem Grund könne die Deutsche Telekom also keine Zulassung als Rundfunkanbieter erwerben. Und die bisherige Lösung, wonach Constantin Medien die medienrechtliche Lizensierung für die Telekom halte, sei angesichts des Komplettpaketes an Übertragungsrechten, die die Telekom von der DFL erwerben wolle, nicht einfach übertragbar und müsse im Lichte der Abhängigkeiten von der Telekom neu geprüft werden. Auch derartige Umgehungsgeschäfte durch Produktionsaufträge an Dritte, die finanziell faktisch ausschließlich von der Telekom abhängen, sind aus Sicht der LMS unzulässig. Sollte die Telekom tatsächlich die Rechte erhalten, sagt Bauer langwierige Rechtsstreitigkeiten voraus.
In die entscheidene Phase der Bieterrunde fallen nun übrigens auch Berichte, die anzweifeln, dass Constantin als Kanalbetreiber auch wirklich unabhängig ist – und das dürfte zu einem ganz entscheidenen Punkt werden. Das Hamburger Abendblatt behauptete jüngst nämlich erfahren zu haben, dass die Telekom über Sportmarketingchef Stiegenroth und Executive Producer IPTV Michael Ortlepp massiv Einfluss auf redaktionelle Entscheidungen nimmt. Das Blatt bezieht sich auf Aussagen von namentlich nicht genannten Mitarbeitern der Constantin Sport Medien. Dass die Telekom in Sachen Personal sich wohl ein Veto-Recht herausnimmt, wurde auch Quotenmeter.de anonym bestätigt.
Dabei ging es unter anderem um die Personalie Thomas Helmer, der seitens der Telekom lange Zeit geblockt wurde und deshalb zwei Jahre lang nur die «Liga total! Spieltagsanalyse», nicht aber Live-Übertragungen von Spielen moderierte. Erst seit dieser Saison ist Helmer nun regulär für Liga total! im Einsatz. Das Telekom-Duo schlage, so das Hamburger Abendblatt, zudem vor jeder Saison mit Wünschen und Vorschlägen für die redaktionelle Gestaltung der Liga total!-Sendungen auf. PR-Redakteure dementierten diesen Bericht umgehend. Die ZAK, also die Kommission für Zulassung und Aufsicht, die Liga total! damals genehmigt hat, kündigte derweil schon einmal an, die Legalität des Angebots Liga total! überprüfen zu müssen.
Die Fußball-Bundesliga ist ein Millionen-Geschäft. Während es den Fans darum geht, möglichst ihr Abo nicht umstellen zu müssen oder liebgewonnene On Air-Gesichter nicht zu verlieren, geht es bei den Unternehmen schlicht um Geld. Würde Sky die Bundesliga-Rechte verlieren, käme dies möglicherweise einem Todesurteil für den Konzern gleich. Als Premiere 2005 schon einmal leer ausging, waren die Folgen dieser Entscheidung noch sechs Jahre später zu sehen. Nüchtern – und natürlich von außen betrachtet – macht ein Ende der Zusammenarbeit zwischen DFL und Sky aber keinen Sinn. Wieso sollte die DFL diese genau in dem Moment beenden, in dem Sky auf dem Weg ist, auch finanziell ein gesunder und solider Partner zu werden?