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Als uns Moderator Matthias Killing, der kurzfristig für die neue ProSieben-Allzweckwaffe Steven Gätjen eingesprungen ist und eine rundum gelungene Figur an diesem Abend abgegeben hat, zur besten Sendezeit live aus dem Castello begrüßt, fällt allerdings erst einmal die recht kleine und schlichte Mehrzweckhalle ins Auge, in der die Kämpfe des Abends stattfinden sollen. Ebenso bescheiden wie die Kulisse ist auch die Atmosphäre den kompletten Abend über: Stimmung kommt lediglich dann auf, wenn wieder einmal geltungssüchtige Semiprominenz ihre Gesichter in die Kameras halten - insbesondere neben dem Ring. Dort geben unter anderem Gina-Lisa Lohfink, Daniel Lopes oder sogar Bert "Puff Daddy" Wollersheim überaus geistreiche Kommentare zum Besten. Zumindest dann, wenn Felix Sturm nicht gerade damit beschäftigt ist, seinen nächsten Kampf zu promoten
Aber was geschieht eigentlich im Ring? Die meiste Zeit über, das erkennt der Zuschauer viel zu schnell viel zu deutlich, schlicht und einfach nichts. Erst nach einer halben Stunde voller Einspieler, Interviews und Gewinnspielen begeben sich der ehemalige Sat.1-Softrocker Martin Kesici und der durch das Dschungelcamp im vergangenen Jahr zu Bekanntheit gekommene Ex-Boygroup-Schwarm Jay Khan in den Boxring. Über fünf Runden á zwei Minuten gehen dem vom Publikum klar favorisierten Kesici schnell die Kräfte aus, weshalb er sich in einem durchaus ansehnlichen Fight nach Punkten geschlagen geben muss. Noch härter als Khans Fausthiebe treffen ihn - und leider auch das Publikum - allerdings die Fragen des viel zu präsenten Axel Schulz.
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Das vor allem für Boulevard-Medien interessante, aus sportlicher Sicht jedoch überaus bescheidene Duell zwischen Nacktmodell Micaela Schäfer und C-Promishow-Allroundtalent Indira Weis in der so genannten "Silikonklasse" startet dann kurz vor 23 Uhr in direkter Konkurrenz zum Kampf Arthur Abrahams im Ersten. Den Tiefpunkt der Show markiert allerdings weder eine der beiden Silikon-Amazonen, noch die anschließend unter Vollplayback auftretende «The Voice»-Siegerin Ivy Quainoo, die kurz vergisst, ihre Lippen zum Text ihrer neuen Single zu bewegen. Nein, das übernimmt die aus Beverly Hills stammende Anna Azerli kurz vor dem Schwergewichts-Kampf zwischen Evil Jared Hasselhoff und Lars Riedel gerne. So unangenehm und schief, wie ihre Interpretation der deutschen Nationalhymne klingt, muss man sich kurz vergewissern, ob man nicht doch versehentlich auf RTL umgeschaltet hat. Der letzte Kampf des Abends kann dafür dann auch nicht mehr wirklich entschädigen, wenigstens einen Knockout von Außenseiter Lars Riedel hat er allerdings noch in petto.
Dem «ProSieben Promiboxen» ist unter dem Strich in erster Linie anzulasten, dass die Sendung für fast vier Stunden Laufzeit viel zu wenig Highlights bietet. Denn während man über die nicht immer professionell wirkende Aufmachung hinwegsehen und das Format problemlos als Samstagabend-Trash mit leichter Unterhaltung bezeichnen könnte, ist der Leerlauf zwischen den Matches viel zu stark spürbar. Immerhin bekommen die Zuschauer mit besonders stark ausgeprägtem Durchhaltevermögen vier unterhaltsame und sehr unterschiedliche Kämpfe geboten, die ein wenig für die immer wieder aufkeimende Langeweile entschädigen. Den besten Job des Abends macht Moderator Matthias Killing als Moderator des Spektakels, der sehr professionell durch die Veranstaltung führt und den Experten Theiss und Schulz das Maximum an Informationen und Einschätzungen entlockt. Auch Kommentator Matthias Preuß überzeugt als Kommentator. Somit besteht durchaus Potenzial, bei einer eventuell folgenden Ausgabe aus den Fehlern zu lernen und eine wirklich gute Show anzubieten. Dann jedoch bitte mit mehr Kämpfen - oder einer kürzeren Laufzeit.