Die Kritiker

«Chase»

von

Story:


Den Kopf der Spezialtruppe mit Sitz in Houston, Texas – und zugleich weiblichen Lead der Serie – bildet Powerfrau Annie Frost. Ihr Scharfsinn und die texanischen Wurzeln sind der Frau, die in einem noch immer deutlich von ihren männlichen Kollegen dominierten Beruf arbeitet, im harten Polizeialltag stets eine große Hilfe. So ist es für sie auch eine Selbstverständlichkeit, den Dienst meist in Cowboystiefeln anzutreten. Den Respekt ihrer Kollegen muss sie sich dabei aber kaum noch verdienen, sondern kann voll und ganz auf ihr Team zählen. Hierzu gehört der im Süden von Texas aufgewachsene Jimmy Godfrey, seines Zeichens ein waschechter Cowboy – der bis heute allerdings nie wirklich erwachsen geworden zu sein scheint. Außerdem mit von der Partie: Marco Martinez, ein überaus intelligenter Cop-Veteran, der sich jedoch sehr gerne selbst reden hört, und sein Gegenstück, Daisy Ogbaa, Waffen- und Taktikspezialistin und ihrerseits eine Frau weniger Worte. Komplettiert wird die Einheit zum Auftakt der Serie vom jungen und unerfahrenen Newcomer Luke Watson.

Dieses Team wird immer dann alarmiert, wenn einem gefährlichen Straftäter die Flucht gelungen ist. Unter dem Leitspruch „Um die schlimmsten Burschen zu schnappen, braucht es die Besten“ setzen die Spezialisten in einem solchen Fall alle Hebel in Bewegung, um den oder die Flüchtigen aufzuspüren und nehmen die Verfolgung auf – und dabei soll vor allem den Zuschauern vor den TV-Geräten der Atem stocken.

Darsteller:


Kelli Giddish («Law & Order: SVU») ist Annie Frost
Cole Hauser («K-Ville») ist Jimmy Godfrey
Amaury Nolasco («Prison Break») ist Marco Martinez
Jesse Metcalfe («Desperate Housewives») ist Luke Watson
Rose Rollins («The L Word») ist Daisy Ogbaa

Kritik:


Fast zwei Jahre sind seit dem Sendestart der NBC-Serie «Chase» vergangenen – und wenn eine amerikanische Serie nicht direkt, sondern mit Verzögerung nach Deutschland kommt, dann hat das manchmal einen Grund. Im Falle von «Chase» liegt dieser auf der Hand. In Amerika war das Format kein Renner, nach der ersten Staffel zog der Sender NBC den Stecker. Und so wurde die Serie für größere deutsche Sender unattraktiv – vor allem, weil sie auch inhaltlich nicht umhaut. Kurz gesagt: «Chase» ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Die Pilotepisode beginnt actiongeladen mit einer Verfolgungsjagd, die ersten knapp zehn Minuten lassen sich gut anschauen, doch schon dann folgt ein erstes Loch voller Langeweile. Genau das sollte in einem Piloten auf gar keinen Fall passieren.

Sehr gute Arbeit machen beispielsweise die Hauptdarsteller um Kelli Giddish, die manchen auch aus ihrer Hauptrolle in «Law & Order: SVU» bekannt sein dürfte. Giddish spielt die scharfsinnige Ermittlerin Annie, die unterstützt wird von Cole Kenneth Hauser, der in «2 Fast 2 Furious» eine größere Rolle bekleidete. Nicht nur die Schauspieler glänzen, sondern auch die Bildsprache weiß zu überzeugen: Das aber ist kein Wunder, steht hinter dem Format doch Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer, unter anderem auch für die «CSIs» und Formate wie «Without a Trace» und «Cold Case» verantwortlich.

Seit einiger Zeit verlässt ihn sein Näschen aber ein bisschen: Zahlreiche seiner Formate gerieten in Trouble wegen sinkender oder von Anfang an schlechter Zuschauerzahlen. Letztlich erging es «Chase» nicht anders; was aber durchaus am Inhaltlichen liegt. Gründe, warum man «Chase» einschalten muss, bedürfen erst einer längeren Suche. Dass das Format optisch genau so gut aussieht wie eben «CSI: NY» oder «Without a Trace» scheint schlicht nicht mehr zu ziehen.

Zudem mussten die Macher der Serie recht schnell erkennen, dass der Reiz Mörder und Verbrecher auf der Flucht von den Behörden zu begleiten, nicht so groß ist wie anfangs gedacht. Das Prinzip funktionierte allenfalls für drei oder vier Episoden, nutzte sich dann aber fix ab. Letztlich war es nämlich 08/15-Kost, am Ende einer jeden Episode wurden die Flüchtigen von der Spezialeinheit gefasst – so wirkliche Spannung (wie man sie vielleicht noch aus Staffel zwei von «Prison Break» kennt) wollte da nicht aufkommen.

Die ermittelnden Charaktere bleiben ebenfalls eher blass, Hauptfigur Annie hat eine Liebesgeschichte verpasst bekommen, die mehrmals in der Staffel nervt. Die Macher allerdings arbeiteten während der Staffel hart an dem Format; die Folgen zwölf und 13 waren beispielsweise eine Doppelfolge, die qualitativ schon deutlich zunahm – und danach ging es wirklich verbessert weiter. Nur reichte es in den USA nicht mehr, die Serie war mehr oder weniger schon verbrannt. Das könnte auch in Deutschland passieren, denn wer schlägt sich schon drei Monate lang durch ein Format, nur um dann zu erkennen, dass es bergauf geht?

Auch diese Bruckheimer-Produktion ist wohl daran gescheitert, dass der Erfolgsproduzent zu sehr auf Altbekanntes setzt und dass durchaus eine Übersättigung an normalen und wenig sagenden US-Krimis eingetreten ist. Die Tatsache, dass es deswegen nach 18 Folgen nicht weiterging, hat darum kaum jemanden gestört.

RTL Nitro zeigt «Chase» ab Mittwoch, 04.04.2012, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/55907
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