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«Heiter bis tödlich»: ZDF ist Nutznießer der ARD-Vorabendkrise

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Die neuen ARD-Krimiserien sind 2011 am Vorabend schon schlecht gestartet. Durch «Gottschalk Live» wurden sie nach vorne verlegt und müssen nun überwiegend gegen die «SOKO»-Serien im ZDF antreten. Dieses direkte Duell bekommt den ARD-Serien nicht, während die ZDF-Formate sogar zulegen bei den jungen Zuschauern.

In der ARD ist man sich schon einig gewesen: Um den kriselnden Vorabend des Ersten wieder in Schwung zu bringen, wollte man montags bis donnerstags eine Krimi-Schiene programmieren.. Die Formate sollten spannend, aber auch lustig und unterhaltend sein - daher der Titel „Crime and Smile“ oder auch «Heiter bis tödlich». Abgeguckt hatten sich die Verantwortlichen diese Strategie beim ZDF: Dort laufen die werktäglichen «SOKO»-Serien sehr erfolgreich.

Doch dann kam Thomas Gottschalk mit seinem Live-Talk «Gottschalk Live». Die neuen Krimiserien, die erst im Herbst auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr starteten, wurden auf 18.30 Uhr vorgezogen. Das Ergebnis ist einige Wochen nach der Umstellung eindeutig: Thomas Gottschalk verlor nach einem starken Start die meisten Zuschauer und kämpft inzwischen sogar mit der Millionen-Marke. Doch auch den Krimiserien hat der Sendeplatzwechsel extrem geschadet.

So kam «Nordisch herb» (Foto) dienstags ohne Thomas Gottschalk auf durchschnittlich 1,64 Millionen Zuschauer. Wichtig ist aber auch, dass die spätere Sendezeit anfangs zur Folge hatte, dass sich die Krimis nur etwa zehn Minuten mit den «SOKO»-Serien des ZDF überschnitten. Mit der Vorverlegung auf 18.30 Uhr brach das ohnehin schon schwache Zuschauerinteresse noch weiter ein. Plötzlich kamen die Folgen im Mittel nur noch auf 1,46 Millionen Zuschauer - ein Minus von elf Prozent. Auch das ab Februar gestartete «Morden im Norden» konnte die Werte am Dienstag nicht verbessern.

Das ZDF dagegen schon: «SOKO Köln» sahen anfangs noch 4,02 Millionen Zuschauer. Nach der Umstellung des ARD-Vorabends waren es 4,15 Millionen. Das war kein sonderlich großer Sprung nach oben, doch mit diesen starken Werten bleibt für die ARD-Krimis natürlich wenig Luft zum atmen. Noch besser sah es für «SOKO Stuttgart» aus, welches die Mainzer immer am Donnerstag zeigen.

Vor der Gottschalk-Reform sahen sich im Schnitt 3,70 Millionen Menschen die Krimiserie an, der Marktanteil lag bei 19,0 Prozent. Danach waren es 4,18 Millionen Zuschauer sowie 20,3 Prozent. Bei den Zuschauerzahlen war das ein Plus von 13 Prozent. Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren legte die Serie um zehn Prozent zu. Ganz anders im Ersten: Dort sackte «Henker & Richter» von zunächst 1,55 Millionen Zuschauer auf nur noch 1,18 Millionen ab. Durch den Sendeplatzwechsel gingen also 24 Prozent der Zuschauer verloren. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es sogar 26 Prozent.

Auch mittwochs sieht es schlecht aus: «Hubert & Staller» kam während der 10-minütigen Überschneidung mit «SOKO Wismar» (Foto) auf 1,93 Millionen Zuschauer. Nach der Vorabend-Umstellung waren es nur noch 1,53 Millionen - minus 21 Prozent. Der Marktanteil sackte von 7,6 auf 6,4 Prozent ein. Die ZDF-Serie profitierte leicht und legte von 19,1 auf 19,6 Prozent zu.

Doch auch das etablierte «Großstadtrevier» kam in den vergangenen Wochen am Montagvorabend unter die Räder. Ohne Thomas Gottschalk sahen 2,81 Millionen Menschen zu, der Marktanteil lag bei 10,8 Prozent. Mit dem Live-Talk und der einhergehenden Umstrukturierung verlor die Serie plötzlich 15 Prozent der Zuschauer. Nur noch 2,39 Millionen Menschen schalteten ein, 9,5 Prozent Marktanteil wurden durchschnittlich erzielt. Bei den 14- bis 49-Jährigen gingen vier Prozent der Zuschauer verloren. Die 24. Staffel erreichte 2010/2011 übrigens noch 3,26 Millionen Menschen sowie 12,1 Prozent Marktanteil. Im ZDF zeigt sich erneut das umgekehrte Bild: «SOKO 5113» gewinnt durch die Vorabendumstellung im Ersten drei Prozent an Zuschauern. Die zusätzliche Krimi-Konkurrenz hat der Serie also geholfen. Bei den Marktanteilen der 14- bis 49-Jährige steigerte sich das Format um fünf Prozent.

Es bleibt schließlich noch der Freitag, wo das Erste am Vorabend auf die Quizshow «Drei bei Kai» mit Kai Pflaume setzt. Durchschnittlich 1,49 Millionen Menschen sahen sich das Format auf dem alten Sendeplatz an, danach sackte der Wert auf 1,28 Millionen ab. Das Minus betrug damit 14 Prozent und fiel beim jungen Publikum mit 28 Prozent noch höher aus. «SOKO Kitzbühel» (Foto) konnte dagegen im gleichen Zeitraum um acht Prozent auf 4,08 Millionen Zuschauer zulegen. Vorher waren es 3,76 Millionen. Der Marktanteil steigerte sich von 19,1 auf 20,1 Prozent. Auch bei den 14- bis 49-Jährigen ging es um fünf Prozent bergauf.

Diese ganzen Zahlen zeigen vor allem eins: Das Erste hat sich mit der neuerlichen Umstellung des Vorabends keinen Gefallen getan. Nicht nur «Gottschalk Live» läuft weit unter den Erwartungen, auch die «Heiter bis tödlich»-Serien haben alle einen deutlichen Knacks bekommen. Wenngleich es festzuhalten gilt, dass sie schon nicht sonderlich gut starteten. Durch die Änderung des Sendeplatzes hat sich ihre prekäre Lage aber nochmals verschärft.

Die ZDF-Chefs dürften dagegen zufrieden mit ihrem Vorabend sein. Besonders «SOKO Stuttgart» und «SOKO Kitzbühel» am Donnerstag und Freitag legten spürbar zu. An den anderen Tagen war das Plus zwar kleiner - aber ebenfalls vorhanden. Die Zugewinne sind wohl zum größten Teil auf die veränderte Vorabend-Struktur im Ersten zurückzuführen - das dürfte in Mainz aber wohl niemanden interessieren.

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