Die Wochenschau

Stuckrad-Barre findet's grauenhaft

von
15. KALENDERWOCHE 2012

Kardinalfehler in Osterübertragung, Horst Pferdinand in «Verbotene Liebe», online in der «Sesamstrasse» und Unglücke in «Kulturzeit»

SONNTAG - 8. April
Kardinalfehler bei Urbi et Orbi
Nein, die Kardinäle haben zum diesjährigen päpstlichen Ostersegen Urbi et Orbi keine Fehler gemacht, aber die beiden Kommentatoren der ARD-Übertragung dafür schon. Zwei richtige Kardinalfehler wurden begangen: Zum einen verweis Monsignore Erwin Albrecht darauf, dass die Militär-Kapelle zu Beginn ausnahmsweise mal die italienische Nationalhymne spielte, dabei ist das immer der Fall. Zum anderen übertönte Andrea Kammhuber fast die deutschen Grußworte des Papstes noch mit Übersetzungen der vorherigen Sprachen. Dabei wählt der Papst eh jedes Jahr die gleichen Worte. Hätten beide das nicht schon längst wissen müssen?!

MONTAG - 9. April
Linda geht es um Kohle
Zum Ostermontag ist es ja nicht gerade feierlich über den schnöden Mammon zu reden, doch Sat.1 veröffentlichte gnadenlos Aussagen eines Interviews mit Linda de Mol über ihre neue Show «The Winner is...». Es gehe darin für die Kandidaten, laut de Mol, "nicht um Ruhm, sondern um richtig viel Kohle!". Böse Zungen werden an dieser Stelle gehässig sagen, dass das bei der Moderatorin doch genauso sei. Immerhin ist sie seit Jahren der Abstinenz durch Rückzug ins holländische Fernsehen nicht mehr bei den besser betuchten deutschen Sendern in Arbeit gewesen. Ihr Deutsch hat sie extra auffrischen müssen. Für den Ruhm gilt das auch.

DIENSTAG - 10. April
Horst Pferdinand wiehert in «Verbotene Liebe»
Das von Martin Reinl kreierte Puppenpferd Horst Pferdinand, beim Publikum bekannt und beliebt von seinen Auftritten bei «Zimmer frei!» und in der «Wiwaldi Show», wird im Juni in einer Folge der ARD-Daily Soap «Verbotene Liebe» auftreten. Das alte Zirkuspferd soll darin den Sohn von Graf von Lahnstein aufheitern. Fragt sich, wie man in die offenbar mit echten Menschen bespielte Serie eine autark zu leben scheinende Puppe logisch einbinden will. Doch Logik im ARD-Vorabend ist ja bekanntlich nicht nur äußerlich weniger wichtig. Übrigens soll im Juni auch Rocco Stark mitspielen. Passt alles bestens in den Todeszonen-Dschungel...

MITTWOCH - 11. April
«Sesamstrasse» geht online
Am Mittwoch ist das erste Internet-Portal zur «Sesamstrasse» online gegangen. Im Zuge des 40-jährigen Jubiläums der Kult-Kindersendung können die kleinen Zuschauer seitdem dort durch interaktives Spiel ihre kognitiven Fähigkeiten schulen und ihre Medienkompetenz fördern. In der dazugehörigen NDR-Mitteilung heißt es weiterhin: "Auf Sesamstrasse.de bewegen sich die Kinder in einem für sie gestalteten, werbefreien und geschützten Raum im Internet." Müsste es ein solches Online-Portal mit all diesen lobenswerten Eigenschaften nicht auch mal für Erwachsene geben? Oder sind es sowieso heimlich die Eltern, die hier surfen?

DONNERSTAG - 12. April
Der selbstkritische Stuckrad-Barre
Der Late-Night-Talker von ZDFneo, Benjamin von Stuckrad-Barre, äußerte sich über seine eigene Person in einem GRAZIA-Interview sehr kritisch: "Ich finde alles, was ich mache, immer misslungen." und "Ich find's grauenhaft, ich zu sein." So oft das Pronomen Ich in seine Sätze einzubauen schafft sonst nur Thomas Gottschalk. Ob das wirklich so selbstkritisch sein kann? Immerhin ist es wohl eher auch ein Stück Selbstironie des Satirikers und zum Glück nicht die mehrheitliche Einschätzung seiner Zuschauer. Eigentlich sympathisch, denn von seinem Kollegen Harald Schmidt hat man noch nie solche Phrasen vernehmen dürfen. NEOtöne bitte!

FREITAG - 13. April
«Kulturzeit» extra: Am Unglückstag am Unglücksort
Am Freitag brachte 3sat eine Extraausgabe der «Kulturzeit» und suchte sich dafür auch einen ganz speziellen Ort aus: Man sendete von der italienischen Halbinsel Giglio, vor der im Januar das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia havariert war. Auch im Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag des Titanic-Untergangs diskutierte Gastgeberin Tina Mendelsohn mit ihren Gästen die strittige Frage, wann solche Katastrophen denn eigentlich zur Kunst werden und wie die Mediengesellschaft damit umgeht. Es darf bezweifelt werden, ob es dafür diese tragische Kulisse brauchte. Vielleicht bestärkt die Sendung unnötigerweise auch noch den Tourismus.

SAMSTAG - 14. April
Jauch macht heiß auf Grass-Diskussion
Es reicht wohl nicht, dass die kontroverse Debatte rund um das Gedicht "Was gesagt werden muss" von Günter Grass in den Medien derzeit so hochgekocht wird. Und es reicht wohl auch nicht, dass Günther Jauch in seiner ARD-Talkshow am Sonntagabend ebenfalls darüber diskutieren will. Nein. Das reicht alles nicht. Stattdessen muss man schon vorher für noch weiteres Anheizen des Reizthemas sorgen. So veröffentlichte I&U am Samstag vor der Show vorab Aussagen aus Interviews, die man in der Sendung zeigen will. Marcel Reich-Ranicki und Volker Schlöndorff kommentierten. Und wer wird, wie üblich, ohnehin neutral bleiben? Jauch.


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