
Konzeptuell ist «Jungen gegen Mädchen» leicht zu erklären: Zwei prominente Teams mit je vier Mitgliedern treten in verschiedenen Spielen gegeneinander an, wobei jeder Sieg mit einem Gewinn von 4.000 Euro gleichbedeutend ist. Das erspielte Geld wird nicht wie gewohnt für wohltätige Zwecke gespendet, sondern ans Publikum des jeweiligen Geschlechtes in Form von Shopping- bzw. Baumarktgutscheinen verteilt. Zusätzlich gibt es bei einem gewonnenen Spiel die Chance, durch eine Schätzfrage den Gewinn zu verdoppeln. So simpel und unkreativ wie sich diese Beschreibung liest, geht auch die praktische Umsetzung vonstatten. Es ist kaum problematisch, in eine Spielrunde einzusteigen, da der Zuschauer sofort durchschaut, wie die Sendung funktioniert.

Zumindest etwas abwechslungsreicher fallen die Aktionsspiele aus. Beide Gruppen müssen sich hierbei in einen Anzug stecken lassen, bei dem sich auf Vorder- und Rückseite jeweils ein Buchstabe befindet. Um die zu erratenen Wörter bilden zu können, sollen sich die Prominenten in einer bestimmen Reihenfolge anordnen. Ein kleines «Familienduell»-Revival heben sich die Macher für das große Finale auf, für das wie zu besten Zeiten unter Werner Schulze-Erdel die Rateteams die jeweilige Topantwort zu finden haben. Da das Finale allerdings genau wie alle vorherigen Spiele nur sehr kurze Zeit in Anspruch nehmen darf, kommt das echte «Familienduell»-Flair nur sehr bedingt auf - denn nach jeweils einer Antwort beider Teams wird die Frage bereits wieder beendet.

Der aktuelle Trend im deutschen Fernsehen, das Publikum zu möglichst übertriebenen Reaktionen zu animieren, macht allerdings auch vor dieser Show nicht Halt. Ständig klatscht oder buht es euphorisch, es jubelt sogar bei jedem gewonnenen Punkt, als wäre gerade beim WM-Finale das entscheidende Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit gefallen. Unfreiwillig komisch ist dies vor allem dann, wenn man einen Schnitt später durch die Kamera einen Blick auf recht zurückhaltende, fast lethargische Menschen auf den Zuschauerreihen erhascht. Immerhin gibt man sich allerdings damit nicht ganz so offensichtlich der Lächerlichkeit preis wie bei «The Voice», da zumindest im Vergleich hierzu der Schnitt nicht ganz so misslingt und die Reaktionen nicht ganz so stark voneinander abweichend sind.
Und dennoch erwischt man sich als Zuschauer immer wieder dabei, dass man versucht mitzuraten und etwas erstaunt von einem Umfrageergebnis ist, laut welchem es gerade einmal drei Prozent aller Männer als unangenehm empfinden, wenn die eigene Freundin mehr verdient als man selbst. Der Fernsehzuschauer kann bei vielen Fragen mitmachen und wird somit ordentlich in die kurzweilige, wenngleich inhaltlich völlig belanglose Sendung eingebunden. Und so vergeht eine gute Stunde Sendezeit wie im Fluge. Als Füllmaterial zwischen «Wer wird Millionär?» und dem «Nachtjournal» eignet sich «Jungen gegen Mädchen» somit durchaus. Und so können die Zuschauer dieser Sendung am Ende des Tages insofern zufrieden ins Bett gehen, dass sie ihre Zeit nicht völlig vergeudet haben. Entschied man sich allerdings vorzeitig zu anderen Aktivitäten, hat man wahrlich auch keine Sternstunde der Fernsehunterhaltung verpasst.