Die Kritiker

«Bella Australia»

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Bella genießt nach der Trennung von ihrem Mann Martin ihr Leben in Berlin. Gut gelaunt kauft sie mit Tochter Lena ein Kleid für deren Abifeier und präsentiert ihr den Plan einer gemeinsamen alternativen Weltreise per Billig-Tickets in Frachtflugzeugen. Begeisterung will sich bei Lena aber nicht einstellen, schon eher eine gewisse Verzweiflung. Denn sie hat eigene Pläne. Warum sonst sollte sie im Einkaufszentrum ein Treffen mit dem attraktiven Polizisten Sebastian Berg einfädeln, der immer noch für die quirlige Bella schwärmt? Doch Bellas Sinn steht im Moment nicht nach Männern - sie hat Lena, und die genügt ihr vollauf.

Gerührt und nichtsahnend verfolgt Bella gemeinsam mit Martin die Abifeier ihrer Tochter. Da eröffnet Martin Bella, dass er sich scheiden lassen will. Er will einen Lebenstraum verwirklichen, hat seinen Job aufgegeben, will seine eigene Firma gründen. Um Bella nicht mit dem Risiko seines Neuanfangs zu belasten, will er die Scheidung. Ein Schock für Bella, der nicht der einzige während der Feier bleiben wird. Bei der Abi-Performance, in der es um die Zukunftspläne der jungen Erwachsenen geht, erscheint Lena als Känguru. Lena wird für ein Jahr als Aupair nach Australien gehen. Auch sie verwirklicht sich einen Traum.

Bella steht plötzlich alleine da. Sie beschließt, mit nach Australien zu gehen. Während sich bei Lena Panik breit macht, halten die anderen Bellas Plan für eine Schnapsidee. Auch Bella wird noch am selben Abend bewusst, dass das Auswandern für sie nicht die naheliegendste Option ist. Bis sie im Internet auf eine Liste der bei Australien-Auswanderern gesuchten Berufe stößt: auch "Physiotherapeut" ist dabei. Bella erkundigt sich in der australischen Botschaft und beschließt, ihr Wissen in diesem Beruf, den sie vor knapp 20 Jahren aufgegeben hat, aufzufrischen. Sie will die Voraussetzungen für die Auswanderung nach Australien erfüllen.

Darsteller
Andrea Sawatzki («Tatort») als Bella
Thomas Sarbacher («Der Elefant – Mord verjährt nie») als Martin
Lotte Flack («Mütter Väter Kinder») als Lena
Tobias Oertel («Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz») als Sebastian Berg
Lisa Martinek («Das Duo») als Eva Ackermann
Pegah Ferydoni («Ayla», «Türkisch für Anfänger») als Antonia
Thomas Heinze («Bollywood lässt Alpen glühen») als Rainer

Kritik
Die Kinder sind aus dem Haus, die Scheidung in Arbeit, für Karriere ist es zu spät. Bleiben nur noch das Ehrenamt oder Australien. Willkommen in der Midlife-Crisis.

Sequels können nur funktionieren, wenn sie der Grundkonstellation einen neuen Spin geben. Einfach eine an sich abgeschlossene Geschichte weiterzuerzählen glückt selten, sind die dramaturgisch relevanten Konflikte ja oft nach dem ersten Film zur Genüge abgefrühstückt. Und genau hier müht sich «Bella Australia» (Regie: Vivian Naefe) leider vollkommen vergeblich ab. Das Drehbuch von Melanie Brügel gibt der Hauptfigur nur behelfsmäßig das Ziel, nach Australien zu emigrieren. Schließlich will ihre Tochter dort ein Jahr als Au-Pair verbringen und Bellas private wie berufliche Zukunft in Deutschland sieht nicht gerade rosig aus. Allein: Durchdenken ist nicht unbedingt Bellas Stärke und so fragt sie sich genau sieben Minuten vor Schluss, was sie Down Under denn nun eigentlich will. Die restlichen eineinhalb Stunden stapft sie zwischen Resignation und Aufbruchstimmung durch Berlin und kämpft mit den Einwanderungsbedingungen, die sich am Schluss als Deus ex Machina in Luft auflösen. Schließlich gibt Bella den Plan auf; wahrscheinlich, um aus der Konstellation noch einen dritten Film herauszuschlagen, gute Einschaltquoten vorausgesetzt.

Das Drehbuch verheddert sich heillos in Details und verliert dabei häufig die großen Konfliktbaustellen aus den Augen. Wenig hilfreich, dass man angesichts der dürftigen Dramaturgie auch sämtliche Nebencharaktere sehr klischeehaft aufbaut. Hier kommen wirklich alle Frauen um die vierzig auf die beklopptesten Schnapsideen, jagen dem zweiten Frühling nach, lassen ihre Eizellen einfrieren oder fangen an, ihre Partner zu betrügen. Zum Großteil sind die Charaktere gescheiterte Existenzen, die nicht wissen, dass sie gescheitert sind. Doch das ist auf dramaturgischer Ebene allenfalls ein Randaspekt und wird letztlich kaum thematisiert. Der Fokus liegt auf den Geschichtchen um Bellas Scheidung, ihren Emigrationspläne, die sie ohne Sinn und Verstand verfolgt, und den Eizelleneinfrierungsideen ihrer Schwester. Hier wird mit Klischees nur so um sich geworfen, dass es kracht. Doch das betrifft nicht nur die einzelnen Figuren, sondern auch die Plots. Australien, das sind hier Didgeridooklänge, Känguruhs und Ayers Rock.

Natürlich ist ein solcher Stoff weit unter der Würde einer Andrea Sawatzki, die angesichts der fehlenden Qualität dieser dramaturgischen Vorlage kaum noch etwas ausrichten kann. Ähnliches gilt für Pegah Ferydoni, die genau wie Sawatzki für eine beeindruckende Bandbreite von der Komödie bis zum schweren Drama bekannt ist, die hier völlig unbenutzt bleibt. Was man mit zwei solchen Schauspielerinnen alles hätte erzählen können, will man sich angesichts dieses Films gar nicht vorstellen.

ZDFneo zeigt den Film «Bella Australia» am Freitag, 20. April 2012 um 20.15 Uhr. Im ZDF läuft die Produktion am Donnerstag, 26. April 2012, ebenfalls um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/56200
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