Inhalt
Die ehemalige Polizistin Carrie Wells hat eine besondere Gabe: Sie ist eine von wenigen Menschen mit dem hyperthymestischen Syndrom, wodurch sie sich an sämtliche Ereignisse ihres Lebens erinnern kann. Jede Unterhaltung, jeder Glücksmoment und jede schmerzhafte Erfahrung ist ihr in allen Details bewusst – mit einer Ausnahme: Sie kann sich an nichts erinnern, was mit dem Mord an ihrer Schwester, der Jahre zurückliegt, in Zusammenhang steht.
Carrie versucht, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, doch als sie Zeugin eines Mordfalls wird, begegnet sie ihrem Exfreund und ehemaligen Kollegen, Al Burns, Detective am New York Police Department. Bald darauf stellt sie ihr überragendes Erinnerungsvermögen wieder in den Dienst der Polizei.
Darsteller
Poppy Montgomery («Without a Trace») ist Carrie Wells
Dylan Walsh («Nip/Tuck») ist Detective Al Burns
Michael Gaston («The Mentalist») ist Mike Costello
Kevin Rankin («Justified») ist Roe Saunders
Daya Vaidya («Blue») ist Nina Inara
u.a.
Kritik
Es war schon ein mittelgroßes Wagnis, als der ausstrahlende Sender CBS am Anfang der aktuellen TV-Season das etablierte und bei Kritikern und Publikum sehr beliebte «The Good Wife» vom etablierten Sendeplatz am Dienstag entfernte und mit dem Neustart «Unforgettable» bestückte. Vom Papier passte her passte die neue Dramaserie mit Poppy Montgomery in Hauptrolle natürlich viel besser in das Lead-Out von «NCIS» sowie dessen Spin-Off «NCIS: LA». Doch sahen es die Zuschauer genauso? Der Start im September 2011 verlief mit mehr als 14 Millionen Zuschauern auf jeden Fall schon mal sehr vielversprechend, doch so ganz schien sich das geplante Konzept nicht so zu verwirklichen. Zum Ende der Staffel hin sackten die Zuschauerzahlen mehr und mehr ab, mitunter sogar unterhalb der 10-Millionenmarke.
Doch was lag an Gründen vor, dass das Drama so in der Zuschauergunst nachgab? Ganz sicher nicht an der Besetzung. Mit den Seriengesichtern Poppy Montgomery («Without a Trace») und Dylan Walsh («Nip/Tuck») hat man ein markantes und bewehrtes Gespann vor der Kamera, das sowohl Charme als auch die notwendige Glaubhaftigkeit besitzt. Auch die Nebendarsteller Michael Gaston und Kevin Rankin sind vielen Zuschauern bekannt und fügen sich nahtlos in das gewünschte Raster ein. Selbst hinter den Kulissen hat man mit den Serienschöpfern Ed Redlich («Without a Trace») und John Bellucci («Revolution») auf die sichere Karte gesetzt. Einzig mit Regisseur Niels Arden Oplev («Der Adler - Die Spur des Verbrechens ») setzte man auf einen „Neuling“ im US-TV Geschäft und ging damit vielleicht ein kleines – aber verschmerzbares – Wagnis ein. Welches sich, bezogen auf den Piloten, aber auf alle Fälle gelohnt hat.
Die auf der Buchserie „Cam Jansen“ von David A. Adler und der Kurzgeschichte „The Rememberer“ von J. Robert Lennons basierende Serie springt auf den derzeit um sich greifenden Trend auf, das eine Hauptfigur in Krimiserien häufig nur noch durch eine Spezialgabe Aufsehen erregen kann. Hier hat Carrie Wells eben die Gabe, ein extremes Erinnerungsvermögen zu besitzen. Dieses Wissen nutzt sie nun, um ihrem Ex-Freund Al Burns bei dessen Ermittlungen zu helfen. Wäre da nicht noch der leere Punkt in ihrer Vergangenheit – sie kann sich nicht an den Mord an ihrer eigenen Schwester erinnern, der in de Kindheit passierte. Somit wäre zumindest die soliden Grundlagen für den Fall der Woche auf der einen, und eine fortlaufende Background-Geschichte um den Mordfall der Schwester, gegeben.
Aber dann ist da halt das Problem, dass sich die Serie auf CBS in Ausstrahlung befindet und sich mittlerweile fast jede Serie irgendwie gegeneinander austauschen ließe. Das CBS-Erfolgrezept sind nun mal die Procedurals. Doch wenn die Zuschauer keine großen Unterschiede mehr erkennen können, kehrt sich die Glücksformel langsam ins Gegenteil um. Zudem ist in diesem Piloten die Screentime zwischen den Hauptfiguren noch nicht ganz optimiert. War Poppy Montgomery als Supportactor in «Without a Trace» immer ein Einschalten wert, stellt sich hier zum Einstand die Frage, ob sie die Serie über eine gesamte Staffel – oder sogar mehrere – hinweg tragen kann. Hier liegt es an die Autoren und Produzenten, die Anteile an der Handlung auf alle Charaktere gleichmäßig zu verteilen und auch die Figuren allgemein interessanter zu gestallten. Denn sonst scheint es so, dass hier nur eine weibliche Variante von «The Mentalist» eingeführt wurde. Aber da werden die verantwortlichen Autoren hoffentlich schnellstmöglich gegensteuern. Für einen routiniert-spannenden TV-Abend reicht es aber allemal.
Sat.1 zeigt «Unforgettable» ab Donnerstag, 11. Oktober 2012 um 22.15 Uhr.
Dieser Artikel erschien erstmals vor der Pay-TV-Ausstrahlung beim Sender glitz* im Sommer 2012. glitz* zeigt auch aktuell Folgen der Serie, ebenfalls an diesem Donnerstag um 21.50 Uhr und kommenden Dienstag um 20.15 Uhr.